Lukas 15, 11-32  -  Das Gleichnis vom verlorenen Sohn


Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn, Lukas 15,11-32. Zu allererst das kostbare Wort Gottes:

11 Er sprach aber: Ein Mensch hatte zwei Söhne;
12 und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen die Habe.
13 Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er verschwenderisch lebte.
14 Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden.
15 Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten.
16 Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm.  
17 Als er aber in sich ging, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluß an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger.
18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir,
19 ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen! Mach mich wie einen deiner Tagelöhner!
20 Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn.
21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. 
22 Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; 
23 und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es, und laßt uns essen und fröhlich sein!
24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen.
26 Und er rief einen der Diener herbei und erkundigte sich, was das sei.
27 Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat.
28 Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu.
29 Er aber antwortete und sprach zu dem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein Böckchen gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre;
30 da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren durchgebracht hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
31 Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein.
32 Aber man mußte doch jetzt fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und verloren und ist gefunden worden.  

Vom Zusammenhang her ist dieses Gleichnis das letzte von drei Gleichnissen, mit denen Jesus den Pharisäern antwortet, als dieses sich darüber aufregen, daß Jesus die Sünder annimmt und mit ihnen ißt. (Lukas 15,1-2). Mit großer Geduld und Langmut wirbt Jesus bei ihnen um Einsicht in die Liebe Gottes, die auch den Verlorenen gilt, die Gott sanft und liebevoll zurückgewinnen und zur Umkehr führen möchte.
Jesaja 45,22 Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott und keiner sonst!
2.Petrus 3,9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen.

Gott will, daß alle Menschen errettet werden. Menschen können jedoch nur durch Vergebung ihrer Sünde gerettet werden, indem der Urzustand der Sündlosigkeit wieder zurückgewonnen wird. Deshalb müssen sie Jesus als ihren Herrn annehmen, um errettet zu werden (Markus 16,16; Johannes 3,36) Daher auch die zentrale Bedeutung des Missionsbefehls Jesu an seine Jünger, vgl. z.B. Matthäus 28,19-20. Nachfolge Jesu heißt auch, Menschen zur Versöhnung mit Gott hinzuführen (Lukas 9,60: ....du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes).

Gott der Vater wird hier im Gleichnis als ein Mensch dargestellt, der "zwei Söhne hatte". Der jüngere Sohn steht für den Sünder, der nichts vorzuweisen hat, aber schließlich Buße tut und demütig zum Vater zurückkehrt. Der ältere Sohn hingegen steht hingegen für die stolzen Religiösen, die meinen, mit ihren "guten Werken" und ihrer vermeintlichen Liebe vor Gott gut dazustehen - hier die Schriftgelehrten und Pharisäer.
Anfangs lebten die beiden Söhne gemeinsam beim Vater und genossen allen Wohlstand, Schutz und Fürsorge des Vaterhauses. Dies ist das ursprüngliche Verhältnis Gottes zu den Menschen, bevor der Mensch sich von Gott abwandte und in Sünde fiel, vgl.
1.Mose 2,8-25.

Lukas 15,12: (12) und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen die Habe.
Wie lieblos stellt der jüngere Sohn diese anmaßende Forderung. Er kann es nicht abwarten, daß der Vater stirbt, sondern er will jetzt sofort sein Erbe haben. Er stellt auch keine höfliche Bitte, sondern er fordert: "Vater, gib mir...". Vater, gib mir, was mir zusteht ! Wie oft ist unser Verhältnis zu Gott von dieser Art. Wie beten wir zu Gott ?  Gott umgibt uns täglich mit Liebe, Schutz und Fürsorge und dann beten wir: "Vater, gib mir....". Keine Liebe zum Vater, sondern der fürsorgliche Vater als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. "Vater, gib mir, was mir zufällt !"
Schon in der bloßen Forderung des jüngeren Sohnes liegt seine ganze innere Abkehr von Gott offen zutage. Der Mensch will eigentlich frei sein von Gottes Anspruch und sich selbst verwirklichen. Die väterliche Bevormundung durch Gottes Wort und verbindliche Gebote wird abgelehnt, sondern der Mensch will sein eigener Herr sein - auch im religiösen Denken. Die eigenen religiösen Systeme und Ideen (Allversöhnung, Reinkarnation, Esoterik, Mystizismus, Marienverehrung) werden der Bibel vorgezogen: "Jeder muß doch nach eigener Fasson selig werden. Jeder hat seine eigene Wahrheit ! Für mich gilt meine eigene Wahrheit und nicht Gottes Anspruch !"
Wie reagiert der Vater darauf ? "....Und er teilte ihnen die Habe." Wie einsilbig wird dies hier gesagt. Spürt ihr auch den schmerzhaften Stich, der durch des Vaters gütiges Herz geht ? Aber der Vater schweigt über seinem tiefen Schmerz, er klagt nicht an, sondern er gibt, was verlangt wird und läßt den Sohn gewähren. Ich habe gerade Tränen in den Augen, so sehr packt mich das. Der Vater gibt dem Sohn die Freiheit - so ist es mit Gott und dem Menschen, der sich von Gott abwendet. Gottes Fürsorge gilt auch noch denen, die sich schon lange von Ihm abgewandt haben. Welche Liebe, welche Gnade ! Oh, Gott, ich liebe Dich !
Vgl. zum Beispiel
1.Samuel 8,5-8.

Lukas 15,13: Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er verschwenderisch lebte.
Nach der inneren Abkehr vom Vater folgt bald darauf auch die äußere Abkehr. Der Sohn wird des Vaterhauses, wo er formal noch eibne Weile ist, schließlich müde. Was hier passiert, ist die konsequente Fortsetzung der inneren Trennung vom Vater. Der Sohn macht nun ganze Sache, läßt nichts zurück, bricht alle Brücken hinter sich ab und wendet dem Vater und der Heimat den Rücken zu, um in ein fernes Land zu reisen, heraus aus der Reichweite und dem Einfluß des Elternhauses. So ist es mit uns Menschen. Von Gott, dem liebenden Vater mit seinem unbequemen  und oft auch unverständlichen Anspruch an uns, haben wir uns abgewandt und sind in die Fremde gezogen, um dort unserer Selbstverwirklichung zu dienen - in weltlicher und auch in religiöser Hinsicht.
Der Mensch ist nun fern vom Vater. Für den Vater ist er nicht mehr erreichbar - er will auch gar nichts mehr von ihm hören und ist froh, nun endlich selbständig zu sein: Tue was Du willst ! - in welchem Satz der Welt steckt mehr die Abkehr vom Willen Gottes als in diesem Wahlspruch ?
Statt den Geboten Gottes nur das nackte "Tue was Du willst !" So sind wir Menschen.
Jeremia 2,13 Mich, die Quelle des lebendigen Wassers haben sie verlassen, um sich eigene Zisternen zu graben, rissige Zisternen, die kein Wasser halten!
Jeremia 2,21-22: Und doch hatte ich dich gepflanzt als eine Edelrebe von ganz echtem Samen; wie hast du dich mir denn verwandeln können in wilde Ranken eines fremden Weinstocks? Denn wenn du dich auch mit Lauge wüschest und viel Seife dazu nähmest, so würde deine Schuld vor meinem Angesicht doch schmutzig bleiben, spricht Gott, der HERR.
Vgl. dazu auch Jesaja 30,1-3.

Lukas 15,14-16: Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. 
Nachdem der Sohn alles verbraucht hat, was er noch an Gnade und Fürsorge vom Vater mitgenommen hat, zeigt sich die Trennung: Er hat nichts mehr von der Fürsorge Gottes. Die selbstgewählte Gottesferne beginnt sich zu zeigen und er beginnt, Mangel zu leiden. Die Not, die der Mensch in der Gottesferne leidet, ist eine Hungersnot......
Vgl. dazu
Johannes 6,33-35: Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt. Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit dieses Brot ! Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten.

Der Sohn hatte sich in Lukas 15,13 den Freuden und Annehmlichkeiten der Welt und damit auch dem Fürsten dieser Welt voll hingegeben, vgl. 1.Johannes 2,15-17. Doch die Selbstverwirklichung fern von Gott ist ein trügerisches Glück und das, was der Fürst der Welt so alles an Verlockungen anbietet, stillt den Hunger nicht wirklich. Der Sohn zahlte zuerst nur mit dem Gut, was er noch vom Vater ererbt hatte und verlor dieses mit der Zeit, dann ging es an die eigene Substanz. Nachdem er erstmal Mangel litt und Hunger hatte, mußte er sich an jemand hängen, der ihm die Ehre nahm und ihn zu den Schweinen steckte. Wie oft ist es so, daß die Abkehr von Gott im totalen Sumpf von Verzweiflung, Verbitterung und Not endet.
Wer ohne Jesus ist, der hat immer ein Loch in der Seele und leidet über kurz oder lang Mangel und geht auf die Suche. Um diesen inneren Hunger zu stillen und das Loch in der Seele zumindest vorübergehend zu stopfen, muß der Mensch sich die falschen Tröster (die "Bürger jenes Landes" der Gottesferne) hängen - Alkohol, Drogen, esoterische Praktiken, Psychotherapien, Okkultismus, Konsumrausch, religiöse Ersatzbefriedigungs- und Selbsterlösungssysteme wie Buddhismus oder östliche Meditation.
Doch alle Versprechungen dieser Dinge erfüllen sich nicht, sondern diese Bürger der Gottesferne schicken den Sohn, der sich an sie hängt, auf die Äcker, um die Schweine zu hüten. Das Schwein war für die Juden ein Symbol für tiefste Unreinheit und Befleckung - die Schweine zu hüten, war der Verlust der Ehre. Der Sohn sinkt immer tiefer ab, vgl.
5.Mose 28,15-17. Schließlich begehrt er, sich den Bauch mit den Schoten der Schweine zu füllen - so tief ist der früher wohlhabende Erbe Gottes schon gesunken ! - doch selbst die werden ihm verweigert.

Lukas 15,17-19: Als er aber in sich ging, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluß an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen! Mach mich wie einen deiner Tagelöhner!
In wortwörtlicher Übersetzung des hebräischen Textes heißt es: "da schlug er in sich und sprach:...." Hier ist der Moment der Umkehr, an dem der Sohn in tiefster Not beschließt, Buße zu tun und zurückzukehren. Es ist seine eigene Entscheidung. Man sollte nicht den Fehler machen und meinen, der Sohn habe zwangsläufig zurückkehren müssen. Der Sohn war zu diesem Zeitpunkt tatsächlich "verloren" und er wäre es auch geblieben, wenn er nicht selbst den Entschluß zur Umkehr gefaßt hätte. Dazu war er nicht gezwungen - niemand hätte ihn daran gehindert, in der Gottesferne auch umzukommen. Gott zwingt niemanden zur Umkehr !
Denn alles weitere ist die Folge dieser Entscheidung des Sohnes:
"Da schlug er in sich..." Die Not ließ den verlorenen Sohn nachdenklich werden. Die große Not, in die der Sohn geraten war, erwies sich hier als ein verborgener Segen. Ohne sie hätte der Sohn den Entschluß zur Buße und Umkehr nicht gefaßt. Auch hier erkenne ich mein eigenes Schicksal - meine Entscheidung für Gott habe ich auch in der tiefsten Not getroffen, in die ich je gekommen bin. Auch hier ein verborgener Segen ! Jesus, ich danke Dir !
Als er sich an die Liebe und Fürsorge des Vaters erinnerte, die selbst den Tagelöhnern Brot im Überfluß gab, da beschloß der Sohn, seine Sünde vor dem Vater ausdrücklich anzuerkennen und um seine Gnade zu bitten. Wie die meisten Sünder rechnet er gar nicht mit der unglaublichen Fülle von Gottes Gnade, sondern meinte, daß doch immer etwas von der Schuld doch haften bleibt und er nun nicht mehr Sohn sein könne. Doch wie gern vergibt Gott dem reuigen Sünder und wie vollständig ist diese Vergebung, daß die, die an Jesus glauben, sogar als Heilige bezeichnet werden.
Jesaja 1,18: Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Purpur, sollen sie wie Wolle werden.
Aber es ist wichtig, daß der Sohn hier erkennt, daß er "nicht mehr würdig" ist - dies ist Voraussetzung der Gnade Gottes ! Dem Demütigen gibt Gott Gnade !
Jener reiche Mann dort in der Ferne, dessen Kind ich nicht sein wollte, ist trotz allem noch   m e i n Vater. Und ich will zu ihm gehen, ihm meine Sünde und Unwürdigkeit bekennen und dankbar sein für die geringste Stellung, wenn ich nur in seinem Hause sein darf., vgl. Psalm 84,11.

Lukas 15,20: Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn.
Es gibt hier ein Gemälde eines Malers, welches den Vater zeigt, wie er auf dem Dach seines Hauses steht, die Hand über die Augen legt und angestrengt und sehnsüchtig in die Ferne blickt. Ja, Gott hat wirklich Sehnsucht danach, daß die Sünder Buße tun von ihrem Götzendienst, ihren vielen Sünden und ihrer Selbstsüchtigkeit ("Tue was Du willst") und sich umwenden zum Vater. Und sehnsüchtig hält Gott Ausschau, wann die Sünder endlich, endlich zurückkommen. Und er wartet. Gott wartet auf Dich! Immer, jeden Tag Deines Lebens.
Und schon als der verlorene Sohn noch fern war, sah ihn schon der Vater und sein Herz war bewegt. Und er eilt ihm entgegen ! Der Vater läßt all seine Würde stehen und beginnt zu laufen, dem Sünder entgegen, der noch gar nicht richtig angekommen ist. Und sofort fällt er dem reuigen Sünder um den Hals - so wie er dort steht, noch nach den Schweinen riechend und mit zerlumpten Kleidern ! Kein Vorwurf, keine Mahnungen - sondern er, der Vater, küßt ihn. So ist die unglaubliche Liebe Gottes: Wer umkehrt zu Gott, der wird aufgenommen.
Johannes 6,37: wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen
Wie liebevoll stellt Jesus den Vater dar, der nicht auf sein beschämtes Kind wartet, bis es nach hause geschlichen kommt, sondern all seine Würde und seinen Schmerz über den Haufen wirft und ihm entgegeneilt.

Lukas 15,21-24: Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es, und laßt uns essen und fröhlich sein!
Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Der Sohn bekennt seine Schuld. Er ist wirklich zerknirscht, doch bevor er noch wie geplant um Arbeit als Tagelöhner bitten kann, wird er schon von der Liebe Gottes weggeschwemmt, die ihn wieder voll in all seine Stellung als Kind des Hauses einsetzt, vgl. 1.Johannes 1,9: wenn wir unsere Sünde bekennen, dann vergibt Gott. Wenn wir hingegen meinen, daß wir nicht gesündigt haben, dann machen wir Gott zum Lügner und es ist keine Vergebung da, 1.Johannes 1,10. Der Vater schweigt auch zu der Sünde des Sohnes - es ist das Schweigen der Liebe, vgl. Sprüche 28,13; Jeremia 31,20
Hier ist übrigens die gleiche Symbolik des Gewandes wie im Gleichnis vom Hochzeitsmahl (
Matthäus 22,1-14). Das Gewand steht für die Heiligkeit, die durch Neugeburt (= Bekehrung) erlangt wird und unsere Sünde (hier die nach den Schweinen riechenden Lumpen) bedeckt. Dies ist eine völlig gängige Symbolik der Bibel, die auch an vielen anderen Stellen auftaucht. Dasselbe Bild der Gerechtigkeit als einer Bekleidung findet sich in Epheser 6,14; 1.Thessalonicher 5,8, Offenbarung 3,5, Offenbarung 3,18; Offenbarung 7,9; Offenbarung 19,14; 2.Korinther 5,2 ff. Zitieren möchte ich von diesen Stellen beispielhaft Offenbarung 3,5:
Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
Das Gewand, was durch die Bekehrung verliehen wird ist, ist die Gerechtigkeit, die unsere Sünde bedeckt und uns rein macht für die Hochzeit des Lammes.

Und zur Ehre des reuigen Sünders ist im Hause des Vaters großer Jubel und ein großes Fest - ein weiteres Zeichen für die tiefe Liebe und Vergebung des Vaters. Die dunkle Vergangenheit ist zugedeckt mit dem neuen Gewand der Heiligkeit, die Missetat ist vergeben, meiner Sünde gedenkt er nicht mehr, er frohlockt über mich mit Jubel,
Hiob 33,27-28; Psalm 103,1-4, Psalm 103,8-13; Psalm 107,1-9.
Vgl. dazu insbesondere im direkten Kontext des Gleichnisses vom verlorenen Sohn
Lukas 15,7: Ich sage euch: So wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die die Buße nicht nötig haben.
Für den Vater war der Sohn tot und ist nun wieder lebendig geworden. Auch dies ist eine gängige Symbolik der Bibel - der Unbekehrte ist tot in seiner Sünde, da der Lohn der Sünde der Tod ist,
Lukas 6,23, und nur Jesus das Leben ist (Johannes 14,6).
Epheser 2,5: ....auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet!
Kolosser 2,13: Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.

In Lukas 15,24 wird noch einmal ausdrücklich gesagt, daß der Sohn tatsächlich verloren war. Ohne seine Buße und Umkehr wäre er es auch geblieben. Denn Gottes Güte ist zwar unendlich groß - aber Voraussetzung ist immer Buße und Reue. Wer unbekehrt bleibt, der wird trotz der tiefen Liebe Gottes verdammt werden, Markus 16,16, obwohl der Vater sein ganzes Leben über sehnsüchtig nach ihm Ausschau gehalten hat.

Lukas 15,25-32: Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. Und er rief einen der Diener herbei und erkundigte sich, was das sei. Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zu dem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein Böckchen gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre; da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren durchgebracht hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Aber man mußte doch jetzt fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und verloren und ist gefunden worden.  
Dieser ältere Sohn wird in dem Gleichnis meist nur wenig beachtet, doch ist auch seine Reaktion sehr interessant. Denn hier steht plötzlich ein anderer draußen vor der Tür und verwehrt sich selbst den Eintritt. Seine Selbstgerechtigkeit läßt ihn den Weg zum Vater nicht mehr finden. Ebenso groß wie das Erbarmen des Vaters über den reuigen Sünder ist auch das Entgegenkommen des Vaters gegenüber dem stolzen Religiösen, der meint, dem Vater doch immer gedient zu haben. Der ältere Sohn, der weder den Vater als "Vater" anspricht, noch den anderen Sohn als "Bruder", hört vom Vater "Kind" und "dein Bruder" und "du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, ist dein" (welch eine Beschreibung unserer Stellung in Christus).

Wo Gottes Freude über den reuigen Sünder ist, dort kann der Selbstgerechte nicht hinkommen. Wenn Gott dem Sünder gut ist, was nützt mir meine Gerechtigkeit ? Als "sein Vater" ihn bittet, am Fest teilzunehmen, weigert er sich und klagt, daß der Vater ihn "niemals" für seinen treuen Dienst und seinen Gehorsam belohnt habe.
Der ältere Sohn ist ein Bild für die Schriftgelehrten und Pharisäer, die sich ärgerten, daß Jesus den schlimmen Sündern Gnade schenkte. Ihrer Meinung nach hatten sie ihm treu gedient, hatten die Gebote nie übertreten und waren doch nicht belohnt worden. Die Wahrheit ist jedoch, daß sie religiöse Heuchler und stolze Sünder waren, die ihre eigene Sünde nicht erkannten und die daher auch keine Vergebung fanden,
1.Johannes 1,10. Ihr Stolz verblendete sie, so daß sie weder ihre Entfernung von Gott sahen, noch, daß er Segen über Segen über sie ausgegossen hatte. Wenn sie nur willig gewesen wären, Buße zu tun und auch ihre Sünden zuzugeben, wäre auch für sie ein Fest gefeiert worden.

Ist das alles ? Gibt es heute keine solchen älteren Söhne mehr ? Doch, ich denke schon.
Wieviele Menschen meinen wohl, daß es doch irgendwie ungerecht sei, wenn Gott jemanden, der das ganze Leben über "in der Liebe war", seine Taten nicht anrechnen würde - wohl aber einen schlimmen Sünder Gnade schenkt, der auf dem Sterbebett Reue tut. Ist es wirklich so, daß die freie Gnade Gottes für die Reuigen und seine Mißachtung der "guten Werke" und der "Liebe" auch heute niemanden stört ? Ist es nicht für viele ärgerlich, daß es Gott überhaupt nicht darauf ankommt, ob jemand "in der Liebe gelebt" hat, sondern nur auf den Glauben ?
Oder laufen vielleicht sogar in den Gemeinden eine ganze Menge ältere Söhne herum ? Vielleicht solche, die ihre Nase rümpfen, wenn ein zerlumpter, schmutziger Obdachloser oder Junkie die Kirche betritt ? Vielleicht solche, die gern etwas Distanz zwischen sich und jenen Kirchenbesucher bringen möchten und sich vor seinem Gestank nach Alkohol ekeln ? Vielleicht......

Gottes Gnade in Jesus Christus sei gepriesen !

Oh Herr, ich liebe Dich !
Jesus, ich liebe Dich !
Meine Sonne bist Du, Du allein.
Ich liebe Dich !

Du mein Stern in der Nacht,
in dunkelster Nacht
Du hast alles für mich
wieder gut gemacht.

Ingmar



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