...und wie es weiterging


Zum Glauben gefunden habe ich mit 22 Jahren im April 1994 im Uni-Klinikum Göttingen (vgl. "meine Bekehrung").

Über meine Erfahrung mit Gott habe ich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus anfangs mit niemandem gesprochen. Ich musste erst einmal verarbeiten, was da geschehen war.

Zunächst habe ich die offizielle Erklärung der Ärzte für das Verschwinden des Tumors, es sei alles von Anfang an nur eine "Fehldiagnose" gewesen, akzeptiert. Ich habe in dem Ablauf zwar ganz klar das Wirken Gottes gesehen, auf den ich vertraut hatte (“Dein Wille geschehe”), jedoch kein Wunder im eigentlichen Sinne.

Ich hatte einfach noch nicht so den unbefangenen Blick für das Wirken Gottes, vielmehr musste für mich alles rational erklärbar sein. Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass die scheinbar “rationale” Erklärung gar nicht so plausibel war und nicht wirklich erklären konnte, was geschehen ist. Die beiden Ärzte hatten bei den Magenspiegelungen durch eine eingeführte Kamera gesehen, dass mein Magen von außen eingedrückt wurde. Wodurch war das denn geschehen und was hatten die Ärzte gesehen? Eine Gewebeprobe war entnommen worden. Auch in der Computertomographie war der Tumor passend an der richtigen Stelle zu sehen. Und dann war er plötzlich weg. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass zunächst der Arzt selbst mit seinen Augen und alle Diagnosegeräte den Tumor übereinstimmend sehen und man ihn einige Tage später nicht wiederfinden kann? Wirklich nur eine "Fehldiagnose", die übereinstimmend auf mehreren Kanälen erfolgte? War das wirklich eine logische Erklärung? Wo kam denn die Gewebeprobe her, auf die ich gewartet hatte? Nein, mir wurde klar, dass dort der Logik nach etwas gewesen war - und später eben nicht mehr.

All dies waren aber zunächst nur heimliche Überlegungen für mich.

Mein Leben lief äußerlich so weiter wie bisher. Aber ich wusste, dass Gott wirklich da war. Ich hatte erlebt, welche Kraft dort im Krankenhaus da gewesen war. Und ich konnte nicht vergessen, wie dramatisch mein bevorstehender Tod mein ganzes bisheriges Leben relativiert hatte. Alles war aus diesem Blickwinkel plötzlich so nichtig gewesen. Ich konnte einfach nicht mehr gedankenlos meinem belanglosen Alltag nachgehen, sondern ich hatte erfahren, dass allein Gott wirklich trägt. Still für mich habe ich mich in den folgenden Monaten also auf die Suche nach Gott gemacht, die Bibel wirklich einmal zu lesen begonnen und den Kontakt zum christlichen Glauben gesucht, ohne viel darüber zu reden.

Die Bibel gewann für mich mit der Zeit ungeheure Glaubwürdigkeit, weil ich dort genau das fand, was mir selbst geschehen war. In vielen Stellen finde ich mich selbst wieder. Insbesondere die Heilungsberichte des Neuen Testaments waren genau das, was ich selbst erlebt hatte. Jesus ist nicht von sich aus auf die Kranken zugegangen und hat sie geheilt - sondern er ließ sich von ihnen aufsuchen und heilte Menschen, weil sie glaubten und ihm vertrauten.

Nur ein Beispiel:
Lukas 18,35-43:

35 Es geschah aber, als er sich Jericho näherte, saß ein Blinder bettelnd am Weg.
36 Und als er eine Volksmenge vorbeiziehen hörte, erkundigte er sich, was das sei.
37 Sie verkündeten ihm aber, dass Jesus, der Nazoräer, vorübergehe. 
38 Und er rief und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner ! 
39 Und die Vorangehenden bedrohten ihn, dass er schweigen sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner !
40 Jesus aber blieb stehen und befahl, dass er zu ihm gebracht werde. Als er sich aber näherte, fragte er ihn:
41 Was willst du, dass ich dir tun soll? Er aber sprach: Herr, dass ich sehend werde!
42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dich geheilt !
43 Und sofort wurde er sehend, folgte ihm nach und verherrlichte Gott. Und das ganze Volk, das es sah, gab Gott Lob.

Gerade in diesem Blinden sehe ich mich selbst und habe ein sehr persönliches Verhältnis zu dieser Stelle. Meine Güte, wie blind war ich für die Realität Gottes ! 

So saß auch dort dieser Blinde an der Straße, als Jesus vorbeiging. Jesus ging vorbei !

Er hat ihn zunächst nicht geheilt - wieviele Menschen könnte Gott wohl an Seele und Leib heilen, wenn sie auf ihn vertrauten? Doch als dieser Blinde hörte, dass dort Jesus vorüberging, da wurde er munter. Von diesem Jesus hatte er schon was gehört. Und er sprang auf und schrie aus Leibes- kräften: "JESUS ! JESUS !". Er ließ sich auch von den Leuten nicht beirren, als die ihn ruhig zu stellen versuchten. Welch einen Glauben musste dieser blinde Mann gehabt haben !

Gegen alle Widerstände und "rationale" Überlegungen glaubte er, dass Jesus ihm helfen könnte.

Was hatte denn dieser Mann in der Hand? Beweise? Nein, woher denn? Er wußte ja nicht, wie die Geschichte ausgeht. Er hatte nur ein paar Gerüchte gehört - und denen stand alle Lebenserfahrung entgegen - ....denn welcher Blinde wird schon wieder sehend?

Diesem Blinden ging es nicht anders als den Menschen heute. Sie alle haben von Jesus gehört. Was tun sie nun? Vertrauen sie auf Gott? Schreien sie nach Jesus?

Wir beide - der Blinde und ich - haben uns in gleicher Weise entschieden, auch ohne Beweise diesem Jesus zu vertrauen. Und als wir das taten und auf Jesus vertrauten, da - erst da - wandte sich Jesus uns zu, obwohl er zuerst an uns vorübergegangen war. "Was willst Du, das ich Dir tun soll?" Und wieder zeigt sich das tiefe Vertrauen ohne Beweise: "Herr, dass ich sehend werde !" Dieser Mann hat Jesus das zugetraut. Wow! Und genau deshalb - wegen seines Glaubens - ist er auch von Jesus geheilt worden. Ging es ihm nicht im Grunde genauso wie mir? 

Wer meint, er müsse zuerst "Beweise" haben, der wird Gott nicht finden. Wer sich aber ohne Beweise von ganzem Herzen auf Gott einläßt, der wird ihn finden und der wird an Leib und Seele gesund.

.........aber zurück zu meiner Geschichte:

Als damaliges Mitglied der evangelisch-lutherischen Landeskirche habe ich zuerst landeskirchliche Gemeinden in Göttingen besucht, was mich aber eher abgeschreckt hat. Das war einfach alles furchtbar förmlich und trist. Man lebte aus der Glaubenssubstanz früherer Jahrhunderte, was man schon an den Kirchenliedern aus dem 16. oder 17. Jahrhundert sieht, die bei allem guten und richtigen Inhalt zum großen Teil schon rein sprachlich nicht mehr das heutige Lebensgefühl ansprechen.

Was aber noch schwerer wog: Ich hatte gewaltig das Gefühl, dass es am Glauben selbst fehlte.

Der Inhalt der Predigten war überwiegend bloßer Humanismus, zum Teil nur ein moralischer Appell oder Kommentar zur aktuellen Nachrichtenlage. Dazu brauche ich nicht in die Kirche zu gehen. Um Gott ging es meist gar nicht und wenn überhaupt, dann immer nur so merkwürdig verschwommen und unklar. Alles war so wolkig und unverbindlich - so etwas ist mir zuwider. Und dazu dann noch diese steifen Traditionen, denen ich schon immer von Herzen misstraut habe - furchtbar. Diese jahrhundertealte, heute aber gleichwohl unbedachte Tradition, gepaart mit banalem Zeitgeist, ergab eine recht fade Mischung. Derartige Gottesdienste haben mir nichts gegeben. Ich bin dort so wieder rausgekommen wie ich reingegangen bin.

Dass es auch in Deutschland lebendiges Christentum gibt, habe ich nicht gewusst. Das ist hierzulande ein echtes Problem, dass wegen der monopolartigen Stellung der Amtskirchen viele Menschen schlicht und einfach ein verzerrtes Bild vom Christentum haben und gar nicht wissen, dass das echte (evangelikale) Christentum sich zum großen Teil längst außerhalb der weithin toten Amtskirchen abspielt - nämlich in den Freikirchen und unabhängigen Gemeinden, von denen es gar nicht so wenige gibt.

(.....kleine Anmerkung: Ich weiß heute sehr wohl, daß es auch in den Landeskirchen einige lebendige - sprich: evangelikale - Teilbereiche gibt, die ich keineswegs kritisieren möchte. Ich denke da z.B. an das Geistliche Rüstzentrum Krelingen und den Gnadauer Gemeinschaftsverband, die ich sehr schätze....Was ich hier schildere, ist nur mein damaliges persönliches Erleben.)

Ich habe dann etwa zwei Jahre mit wechselndem Engagement in Glaubensthemen herumgegraben und mich damit beschäftigt. Wichtig geworden war für mich damals das Buch “Jesus unser Schicksal” von Wilhelm Busch (kann beim
CLV-Verlag für 1,50 EUR bestellt werden). Insgesamt bin ich aber nicht viel vorangekommen. Im September 1996 habe ich dann "zufällig" an einer Hauswand in einem Viertel von Göttingen, wo ich bis dahin nur selten hinkam, einen Wegweiser gesehen: "Pfingstgemeinde 150 Meter links".

Da dachte ich mir: Pfingstgemeinde? - das hast Du doch schon mal gehört. Mal kucken, wie es da so ist. Ich hab mir meinen Freund Mirco geschnappt und mit dem gemeinsam (könnte ja eine gefährliche Sekte sein) bin ich dann am nächsten Sonntag dort hingegangen.

Aber ich war restlos begeistert.

Das Ganze war zwar sehr ungewohnt und vieles an den Abläufen war neu für mich. Was aber vor allem toll war, war, dass ohne jeden Umweg ganz schnörkellos
JESUS im Mittelpunkt stand. Der Gottesdienst war lebendig, die Musik ging mir tagelang wie ein Ohrwurm im Kopf herum und was ich besonders toll fand: Die waren dort alle wahnsinnig gläubig und so ungeheuer >echt<. Da war nichts Traditionelles und Floskelhaftes, das war wirklich gelebter Glaube. Ich war einfach tief beeindruckt und hatte geradezu das Gefühl, nach langer trister Wüstenwanderung ausgedürstet endlich eine Oase gefunden zu haben. Ungelogen habe ich schon donnerstags dem Sonntagsgottesdienst entgegengefiebert, um endlich wieder Neues von Gott zu hören. Ich habe alles wie ein ausgetrockneter Schwamm in mich aufgenommen. Endlich war ich nach Hause gekommen.

Nach etwa einem halben Jahr habe ich mich entschieden, dort dazugehören zu wollen. Diese Entscheidung wurde noch bestärkt durch einige zeitgleiche äußerst negative Erfahrungen mit der Evangelischen Landeskirche in der Vorbereitung auf ProChrist 97. Nicht nur, dass man dort selbst an Evangelisation kein Interesse hat (und es mangels Glaubenssubstanz auch gar nicht könnte) - nein, zusätzlich wurde noch gegen uns gearbeitet und mir z.B. untersagt, ein Plakat für ProChrist im Gemeindehaus aufzuhängen.

Ich habe mich dann im Juni 1997 in der Pfingstgemeinde taufen lassen und bin einen Tag danach aus der Landeskirche ausgetreten.

Ich danke Gott, dass Er mich in Gnade angenommen hat! Sein alle Ehre! Ihm will ich gehören und zu Seiner Ehre schreibe ich dies.

Jesus, ich liebe dich!
Ingmar


ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT