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Reinhard
Mein Name ist Reinhard Schwarz. Ich wurde am 22. September 1949 geboren und wuchs in einem christlichen Elternhaus auf.
Als jüngstes von vier Geschwistern erlebte ich
mit diesen eine gewisse Rebellion gegen alles, was christlich war und schloss mich dieser an. Wir gehörten zu einer kleinen lutherischen Gemeinde. Der Pastor war alt und seine Botschaften theologisch sicher richtig aber auch
frei von jeder verständlichen Form des Evangeliums. Im Gegensatz zu den evangelischen Schulfreunden gingen wir bereits mit acht Jahren wöchentlich zum Religionsunterricht, der nach vier Jahren für weitere zwei Jahre
Konfirmandenunterricht hieß. Die Theorie war mir sicher gut vermittelt, aber es fehlte der glaubwürdig gelebte Glaube. So machte ich es wie meine drei Geschwister und wandte mich nach der Konfirmation von jeglichem
Kirchenbesuch oder bewusster Gemeinschaft mit Christen ab.
Ich lebte dann ein ziemlich miserables absolut weltliches Leben. Der Beruf schien mir wichtiger als alles andere und ich zog rücksichtslos von einem Ort zum
anderen, je nachdem wie mein Beruf es erforderte. Den Begriff Sünde kannte ich zwar, nahm ihn jedoch keineswegs ernst. Es war ein schreckliches Leben. Ständiges Getriebensein von den eigenen Lüsten und Verlangen. Es gab kein
"Gut" oder "Richtig" sondern nur ich war mir wichtig. Beruflich schien alles wunderbar zu laufen. Ich verdiente genügend Geld, suchte so etwas wie "Selbstfindung" und
"Selbstverwirklichung", ja, ich suchte plötzlich nach dem Sinn des Lebens. Ich öffnete mich esoterischen Strömungen suchte sogar einen "Therapeuten" auf.
Dann, als gerade alles super gut zu laufen
schien, wurde das, worauf ich bis dahin gebaut hatte stark erschüttert. Beruflich begann es zu wackeln. Unsicherheit kam auf.
Da fand ich in einem Hotel eine kleine Gideon-Bibel und ich las darin. Ich öffnete das kleine
Buch und las die Bergpredigt. Niemals zuvor hatten mich Worte derart beeindruckt. Ich erkannte meinen absolut desolaten Zustand und sehnte mich irgendwie nach Gott. Noch nicht so sehr sehnte ich mich nach Vergebung, aber Gottes
Hilfe für meine Situation, dies suchte ich nun. Ich wollte beten und fand jedoch, dass es nicht angehen kann, Gott, den ich Jahr lang missachtete, um Hilfe zu bitten. Nein! Ich konnte Gott doch nicht um etwas bitten. In den
Jahren, in denen es mir gut zu gehen schien, wollte ich nichts von Ihm wissen, da kann ich doch heute nicht zu Gott gehen und Ihn bitten. Heute bin ich Gott dankbar, dass ich weiter las und dann das Gebet des Herrn fand. Ja,
das Vaterunser, das kannte ich noch und das wollte ich nun beten. Etwa zwei Jahre lang schlief ich mit diesem Gebet auf den Lippen ein und wachte mit ihm auf.
Nachdem meine Tochter sich zu Jesus bekehrte, begann ich
öfter über Gott nachzudenken. Ich ging auch einige Male zu ihrer Gemeinde am Siegener Bahnhof. Dort hörte ich zum ersten Mal das lebendige Wort Gottes. Ich traf Menschen, die ihren Glauben lebten und Gottes Wort ernst nahmen.
Das beeindruckte mich und beunruhigte mich zugleich. Ich besuchte nun öfter die Gemeinde, die inzwischen in der Frankfurter Straße war. Die Notwendigkeit meiner persönlichen Umkehr und Bekehrung hin zu Jesus Christus wurde mir
immer klarer, ja, es drängte mich förmlich dazu. Aber wenn dann wieder einmal ein Prediger dazu aufforderte, das Übergabegebet zu sprechen und die Hand zu heben zum Zeichen, dass man Jesus in sein Leben übernommen hat, da war
so eine Angst in mir. "Wenn du dein Leben Jesus übergibst und dich Christ nennst, du wirst am nächsten Sonntag diesen Raum betreten und alle werden dir an der Nasenspitze ansehen, dass du noch der gleiche alter Sünder
bist, der Du vorher warst." sagte ich mir. Nein. Wenn ich mich bekehren will, dann muss ich auch aufhören können, zu sündigen. Da ich das nicht kann, brauche ich mich auch nicht als Christ zu outen. Das wäre doch alles
gelogen. Und mit einer Lüge sollte meine Bekehrung doch nicht beginnen. Ängstlich suchte ich weiter.
Im Januar 1997 besuchte ich mit meiner lieben Frau Elke meine Tochter und ihren Mann, die in Kalifornien für ein halbes
Jahr zu einer Bibelschule gingen. Der Besuch war nicht abgesprochen und sollte eine Überraschung sein. Das wurde er tatsächlich. Ich durfte erleben, wie Gott diesen Besuch benutzte, um anderen Menschen ein absolut starkes
Zeugnis Seiner Liebe zu geben. Irgendwie wurde ich Teil eines Ereignisses, das sicher heut noch als Wunder Gottes gepriesen wird. Also, nachdem wir ankamen, suchten wir das Haus, in dem Christina und ihr Mann lebten. Gerade als
wir um eine Hausecke kamen, sah uns unsere Tochter, die mit zwei jungen Frauen auf der Veranda ihrer im ersten Stock gelegenen Wohnung stand. Sie rief lauthals aus "My parents!" und rannte zu uns herüber. Als wir dann
in ihr Appartement gingen, sahen wir, dass die beiden anderen Frauen Tränen in den Augen hatten. Ich fragte Christina, was denn mit denen los sei und erfuhr folgendes: "Gerade bevor ihr kamt" so berichtete Christina
"stand ich mit den beiden Frauen und wir unterhielten uns über unser jeweiliges Zuhause. So wie ich hatten auch diese beiden zu Weihnachten ihre Familien nicht gesehen. Ich erklärte gerade, wie sehr ich mich gefreut hätte,
wenn meine Eltern über Weihnachten gekommen wären, aber nun wo das Semester weitergeht, ist das ja nicht mehr möglich. Ich war traurig und erzählte wie sehr ich euch vermisse. Gerade noch sagte ich, dass es jetzt noch drei
Monate dauern wird, bis ich meine lieben Eltern wieder sehen kann, und in dem Augenblick, wo ich traurig sagte 'I really miss my parents', da kommt ihr um die Ecke". Mir wurde schnell klar, was dies für die beiden jungen
Frauen bedeutete. Meine Tochter sehnte sich nach ihren Eltern. In dem Augenblick, in dem sie sich traurig damit abfindet, dass es eben jetzt nicht möglich ist, sie zu sehen, da kommen diese leibhaftig um die Ecke. Diese beiden
Frauen durften erleben, wie Gott in seiner Liebe von einer Sekunde zur anderen Herzenswünsche zu erfüllen vermag, die eben noch unerfüllbar schienen.
Du glaubst nicht, dass dieses ein Wunder Gottes ist und hältst alles
für puren Zufall? Sicher, ich hatte die Reise seit Monaten geplant. Aber es war Gottes Timing, bei einer Hand voll Menschen einen unvergesslichen Eindruck seiner Liebe zu hinterlassen. Ich denke es sind nicht die großen,
unerklärbaren Dinge, die ein Wunder Gottes ausmachen, sondern vielmehr ist es jedes noch so kleine Ereignis, in dem Gott Seine Liebe zu den Menschen derart greifbar ausdrückt.
Es war auch sicher kein Zufall, dass es
ausgerechnet die Gemeinde in San Bernadino war, in der ich mein Leben Jesus Christus übergab. In der Vergangenheit hatte ich immer die Angst, nicht wirklich Christ werden zu können, da ich ja meine Sünden nicht aufgeben konnte.
Cristina erklärte mir während dieses Besuchs, dass auch sie solche Bedenken gehabt hatte. Die Frau ihres Pastors erklärte ihr damals, dass Jesus nicht hätte sterben brauchen, wenn wir doch selber von unseren Sünden lassen
könnten. Alles was zu tun sei, wäre, Jesus als persönlichen Erlöser anzunehmen und der Heilige Geist würde dann seine Arbeit tun und sie freisetzen. Ich glaube, das war die Nachricht, die noch gefehlt hatte. Irgendwie war ich
fest entschlossen, bei nächster Gelegenheit meine Hand zu heben und mein Leben Jesus zu übergeben.
Ich war so fest entschlossen, dass ich den Aufruf im Gottesdienst gar nicht mitbekam vor lauter Anspannung. Meine
Tochter schielte dauernd zu mir rüber und betete wie wild. Sie war sich sicher, wenn ich es jetzt nicht tat, würde ich es nie schaffen. Meine Hand aber blieb unten, als um das Handzeichen gefragt wurde. Christina betete weiter.
Als der Pastor nun sagte, dass all diejenigen, die zuvor die Hand gehoben hatten, nach vorne kommen sollten um dort gemeinsam mit ihm das Übergabegebet zu beten, konnte mich nichts mehr zurückhalten. Es waren wohl fast 2.000
Menschen dort und jedes Mal, wenn einer nach vorn ging, tat er das unter dem ermutigenden Applaus dieser vielen Menschen.
Ja, an diesem Tag ist Reinhard Schwarz der Welt gestorben. Ein neues Leben begann. Ich erhielt
eine kleine Broschüre (New Believers Growth Book) und erfuhr, dass ich die Bibel lesen, Gemeinschaft mit Christen suchen und beten sollte. Ich lieh mir von meinem Schwiegersohn eine Bibel und begann, das Wort zu lesen. Einige
Tage später fragte meine Tochter, ob ich mir vorstellen könnte, mich taufen zu lassen. Zunächst lehnte ich demütig ab. Bloß keinen Aufwand für mich machen. Aber die Frage ließ mir keine Ruhe. Am Abend vor unserer Abreise wurde
ich getauft und anschließend wurden mir noch die Hände aufgelegt und ich wurde mit dem Heiligen Geist getauft.
Auch wenn mir dieses dort noch nicht so ganz klar war, meine Leben war nicht mehr das Alte.
(Gott sei dank!). Ich nutzte jede Gelegenheit, in meiner Bibel zu lesen und hörte im Auto Worship Musik. Bereits auf dem Rückweg nach Deutschland versuchte ich, meinen Mitreisenden Nachbarn zu erklären, warum ich die Bibel las
und wie wichtig Gott für unser Leben ist. Zurück in Deutschland konnte ich es kaum erwarten, anderen zu erzählen, was ich getan hatte. Tatsächlich hatte ich noch gar nicht so recht begriffen, wie sehr sich mein Leben geändert
hatte. Ich durfte erfahren, wie wahr das wurde, was Christina mir hinsichtlich des Heiligen Geistes sagte: "Nicht Du musst Dich ändern, sondern der Heilige Geist wird Dich ändern und Dir helfen die Dinge zu lassen, von
denen du nicht loszukommen glaubst.".
Während ich zuvor eine bestimmte verheiratete Frau regelrecht angemacht hatte, erzählte ich ihr nun davon, wie sehr die Liebe Jesu mein Leben verändert hatte. Ich lernte, meine
Gedanken zu kontrollieren. Sah ich früher eine Frau, überfielen mich Gedanken, die ich plötzlich ganz bewusst und ohne besondere Anstrengung zurückweisen konnte. Ja, ich darf heute dankbar sagen, dass der, der das Gute Werk in
mir begonnen hat, treu ist es auch zu ende zu bringen und noch weiter zu ende bringt.
All die Gedanken und Gewohnheiten, die ich glaubte nicht lassen zu können, ich wurde davon frei gemacht. Es ist eine Freiheit, die
kaum zu beschreiben ist. Besonders, da ich vorher nicht bemerkte wie gebunden ich in vielen Dingen war. So wie Kerkerhaft einen Menschen an freier Bewegung hindert, so war ich in vielerlei Sünde gefangen. Ich tat einfach, was
ich in meinem Fleisch tun musste. Erst nachdem ich die Freiheit in Jesus kosten durfte, konnte ich auch erkennen, in welchem Gefängnis ich saß. Zurück in Deutschland besuchte ich sofort die Klasse für "Neue Gläubige"
und entdeckte, wie spannend der Umgang mit der Bibel sein konnte. Ich liebte es, Fragen zum Wort anhand der Bibel auszuarbeiten und schriftlich zu beantworten. Ich lernte zu beten. Meine Tage begannen nun mit Gebet und
Bibellesen. Ich besuchte regelmäßig die Gottesdienste und begann einen Hunger nach dem Wort Gottes zu verspüren, der mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Da ich viele Stunden im Auto unterwegs bin, begann ich mir die
alten Kassettenaufzeichnungen der Gemeinde auszuleihen und höre seitdem alle vorhandenen Kassetten regelmäßig ab. Was für eine Zeitverschwendung waren dagegen früher das Radio oder meine CD-Sammlung, die ich sonst auf Reisen zu
hören pflegte.
Beruflich kam es, wie es wohl kommen musste. Nach dem Konkurs eines Hauptauftraggebers war ich finanziell völlig am Ende. Gott gefiel es, mich durch eine Schule zu schicken in der ich lernen durfte, dass
Er treu ist und dass Er für uns sorgt. Wollte ich hier aufschreiben, was Gott alles für mich und an mir getan hat, es wäre zu viel und kaum jemand könnte das alles lesen. Aber ich bin stolz darauf, heute wissen zu dürfen, dass
Gott mich nicht im Stich lassen wird. Ich bin dankbar für alles, was ich lernen durfte und noch immer lernen darf.
Wenn ich heute zurückblicke, so danke ich meinen lieben, leider bereits vor meiner Bekehrung
verstorbenen Eltern, die mir durch ihr Vorbild und die mir damals so lang erscheinende Ausbildung in der luth. Heimatgemeinde ein wichtiges Rüstzeug mitgegeben haben. Ebenfalls danke ich meiner Tochter Christina und ihrem
lieben Mann Torsten Süllau, die nicht aufhörten, für mich zu beten. Vor allem aber danke ich Jesus Christus, meinem Herrn, der uns so sehr liebt, dass Er bereit ist, jedem einzelnen nachzugehen und jedem, der Ihm folgen will
das ewige Leben und ewige Gemeinschaft mit Ihm zugesagt hat.
Betzdorf, 7. Juli 2003 Reinhard Schwarz
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