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Szenen meines Lebens
Ich habe - buchstäblich jahrelang - darüber nachgedacht, ob und wie
ich diesen Artikel schreiben soll. Teilweise sind es sehr persönliche Dinge, so dass ich zögere, diese ehrlich zu schildern und ins Internet zu stellen. Ich bitte das, was folgt, in entsprechender Weise zu respektieren. Aber
was sollte ich zu verbergen haben?
...denn ich möchte Gott damit die Ehre geben.
Und vielleicht hilft es ja jemandem, der sich fragt, was es eigentlich konkret bedeutet, wenn Christen sagen, dass
sie Gottes Wirken in ihrem Leben immer wieder erlebt haben.
Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, nur einige Szenen:
Die Überholspur - 1970
Geboren bin ich am 19.11.1971. Aber zu meiner Geburt wäre es vermutlich nie gekommen, wenn Gott nicht schon vorher da gewesen wäre.
Meine
Eltern waren im Jahr 1970 nachts auf der Autobahn unterwegs. Der Autoverkehr war damals viel geringer als heute. Die Straße war völlig frei, es gab also keine Lichter von vorausfahrenden Wagen, die den Verlauf der Straße
anzeigten. Mein Vater fuhr rechts auf der Normalspur und sehr schnell. Es war spät, meine Eltern wollten nach Hause; kein Licht vorausfahrender Fahrzeuge war zu sehen. Plötzlich hatte meine Mutter einen starken Impuls und bat
meinen Vater, auf die Überholspur zu fahren: “Fahr links rüber!” Es war nichts zu sehen, kein Grund dafür erkennbar. Die Fahrbahn war leer. Aber mein Vater tat es einfach.
Nur eine halbe Minute später
rauschten meine Eltern mit hoher Geschwindigkeit an einem unbeleuchteten Lkw vorbei, der auf der Normalspur stand. Keine Frage, dass sie nicht mehr hätten bremsen können.
Ich glaube, dass ich ohne dieses Eingreifen Gottes vielleicht nie gelebt hätte.
Ohnmacht - Sommer 1973
Ich war anderthalb Jahre alt, als ich schwer krank wurde. Immer wieder kam es dazu, dass ich
einfach mit dem Atmen aufhörte. Ich lief blau an und wurde ohnmächtig. Offenbar setzte das Atemzentrum immer wieder aus. Vielleicht war das so etwas Ähnliches wie der “plötzliche Kindstod”.
Für meine Eltern
war es furchtbar, weil ich ständig unter Beobachtung stehen musste. Denn die einzige Möglichkeit, mich zurückzuholen, wenn ich einen solchen Erstickungsanfall hatte, bestand darin, mir kaltes Wasser über den Kopf zu gießen.
Durch den Temperaturschock setzte die Atmung wieder ein. Meine Eltern mussten ständig befürchten, dass ich in einem unbeobachteten Moment (nachts) ersticke oder durch den Sauerstoffmangel Gehirnschäden eintreten.
Kein
Arzt wusste, was man tun kann, denn organisch fehlte mir ja scheinbar nichts. Es ging also immer so weiter mit den Anfällen.
Schließlich hatte ich wieder einmal so einen schweren Erstickungsanfall, lief blau an, die
Augen drehten sich weg. Meine Mutter war in dem Moment allein mit mir und lief - anders als sonst - nicht los, um die Wasserflasche zu holen. Sondern sie stand einfach da und betete: Gott, erbarme Dich. Und zum ersten Mal
überhaupt ging in dem Moment der Anfall von selbst weg.
Es war der letzte Anfall, den ich je gehabt habe.
Erste Gotteserfahrung - 1992
Ich stamme aus einer kirchlich geprägten Familie.
Als Jugendlicher war ich immer “für” die Kirche, habe Gott auch nie groß angezweifelt - im Gegenteil bin ich in Diskussionen in der Schule sogar für die Existenz Gottes eingetreten. Aber das alles war für
mich eher kulturelle Prägung. Eine persönliche Beziehung zu Gott hatte ich nicht; in die Kirche bin ich nur meiner Mutter zuliebe ab und zu (eher selten) mitgegangen.
Im Oktober 1992 begann ich mein Jurastudium in
Göttingen. In diesen Monaten habe ich zum ersten Mal in meinem Leben in der Bibel gelesen.
So wollte ich - im Sinne bloßer Informationsbeschaffung - wissen, was denn diese “Bergpredigt” eigentlich ist.
Anhand einer Inhaltsübersicht fand ich die Stelle und las dann im Matthäus-Evangelium das Kapitel 5 und noch einige weitere Passagen. Das alles beeindruckte mich schon. Schließlich kam ich zu einer sehr interessanten Passage, Matthäus 7,7 ff:
7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!
8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden. 9 Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird?
10 Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die
ihn bitten!
Ich war damals 20 Jahre alt und hatte - wohl alterstypisch - vor allem einen Wunsch: Endlich eine feste Freundin zu finden. In der Schulzeit
war ich mit einer ganzen Reihe von Mitschülerinnen sehr gut befreundet, war aber irgendwie immer nur der nette Freund, ein guter Gesprächspartner, mit dem man sich trifft, zusammen chillt, Ausflüge macht, aber mehr nicht.
Das Studium und die erste eigene Wohnung sah ich daher u.a. als Gelegenheit, diesen Status zu ändern.
Also betete ich auf diesen Bibeltext hin einige Male zu Gott, er möge mir doch eine Freundin schenken.
Merkwürdigerweise war ich mir sicher, dass Gott dieses Gebet erhören würde. Ich wusste es einfach. Und so kam es dann auch. Nur eine Woche später lernte ich Vera kennen, mit der ich sogar noch heute zusammen bin - wir haben
später geheiratet.
Für meinen Glauben blieb diese erste mir bewusste Gebetserhörung dennoch folgenlos. Es war nur eine erste Kontaktaufnahme mit Gott, mehr nicht. Ich habe es abgelegt und so weitergelebt wie bisher. In
meinem Alltag spielte Gott weiterhin keine Rolle.
Die Diagnose - April 1994
Bewusst für den Glauben entschieden habe ich mich dann, als ich während meines Jurastudiums im April 1994 (mit 22
Jahren) wegen eines Verdachts auf Tumor im Krankenhaus lag. Die Langfassung meiner Bekehrung findet Ihr hier.
An dieser Stelle in Kürze:
Diese Krebsdiagnose kam von einem Tag auf den anderen. Ich hatte Todesangst, war völlig verzweifelt, habe nur noch geheult. Nur noch
eine große Frage zählte im Angesicht des Todes: Was ist jetzt noch wichtig? Gibt es Gott? Was ist nach dem Tod? Gibt es ein ewiges Leben? Gibt es irgendetwas, das wirklich absoluten Wert hat - etwas, das der Tod nicht
relativiert? Diese Fragen waren nun kein philosophisches Gedankenspiel mehr für mich, sondern waren plötzlich entscheidend geworden und warteten DRINGEND auf eine Antwort.
Ich dachte nach. Eine Bibel hatte ich nicht
dabei. Aber ich wusste, dass Gott - wenn es ihn denn gab - allmächtig sein musste, sonst wäre er nicht Gott. Wenn Gott aber allmächtig war, dann war er offenbar damit einverstanden, dass ich nun mit 22 sterben musste. Ein
allmächtiger Gott hätte meinen Tumor verhindern können. Diese Erkenntnis war natürlich ein Hammer für mich damals. Denn angeblich sollte Gott ja auch gut sein. Ein guter Gott tut aber nur Gutes. Wie konnte er das also zulassen ?
Der erste Schritt war, dass ich mir überlegt habe, dass Gott ja - wenn er "Gott" ist - mir geistig in jeder Beziehung überlegen sein muss: Ein ewiger, allgegenwärtiger, allwissender Gott, der schon immer da
war, alles sieht und sogar die Zukunft kennt, musste einen derartigen Überblick haben, dass dagegen mein kleines Spatzenhirn wirklich ein blankes Nichts war. Vielleicht war es ja doch gut, was Gott hier geschehen ließ - nur, dass ich es nicht begriff. Diese Überlegung, dass ich mein eigenes Begreifen nicht mehr unbedingt zum absoluten Maß aller Dinge machte, war ein wichtiger Schritt.
Ich habe dann dort im Krankenhaus auch wieder angefangen, zu beten.
Ich kannte das Vaterunser und habe es gebetet. Und da gibt es einen Satz: "Dein Wille geschehe". Wie oft plappert man
das so herunter und geht dabei davon aus, dass Gottes Wille irgendwie schon immer ungefähr so wie der eigene sein werde. Doch ich haderte ja gerade mit Gottes Willen ! Ich wusste, dass Gottes Wille ganz offensichtlich nicht so
wie meiner war. Nun musste ich mich entscheiden: Konnte ich das so beten oder nicht? War ich bereit dazu, das so zu sagen?
Der Satz "Dein Wille geschehe !" ist mir zu einem Kernsatz meines Lebens geworden.
Diese Frage, ob ich das so beten konnte, war der entscheidende Punkt. Ich hatte nichts in der Hand, hatte keine Beweise für Gottes Existenz und wusste auch nicht allzu viel vom christlichen Gott, sondern lag statt dessen
mit einem Tumor im Krankenhaus. Aber ich habe angefangen, Gott einfach und ohne Beweise zu VERTRAUEN. Gott hatte offenbar beschlossen, dass ich sterben sollte und ich habe das akzeptiert. Sinngemäß habe ich gebetet:
"Jesus, was auch immer Du mit mir tun willst - Dein Wille geschehe ! Gott, ich vertraue Dir. Mach, was Du für richtig hältst - und nimm mich bitte in Dein Reich auf."
Mit der Entscheidung, Gott einfach
zu vertrauen, wurde ich sehr gelassen und ruhig. Da war jemand, der meine ausgestreckte Hand fasste. Der lebendige Gott war mit Seinem Trost da. Nichts anderes, keine "psychologische" Beruhigung oder so hätte jemals
diese unglaubliche Kraft und Gelassenheit bewirken können.
Versteh mich bitte nicht falsch: Ich habe nicht darauf vertraut, gesund zu werden. Sondern ich habe vertraut, dass es Gottes Wille ist, der geschieht, wenn ich
nun bald sterben muss. Irgendwann - nachdem Gott mir seine Kraft als Tröster gezeigt hatte, durfte ich auch seine Macht kennenlernen, die definitiv über alle Naturgesetze erhaben ist.
Die Ärzte hatten mit einer
Magenspiegelung gesehen, dass der Tumor meinen ganzen Magen eindrückte. Der Tumor war auf einer Computertomographie abgebildet und es war eine Gewebeprobe entnommen worden. Und einige Tage, nachdem ich Vertrauen zu Gott gefasst
hatte, verschwand er. Der Tumor war einfach plötzlich nicht mehr da. Einige Tage später bin ich gesund entlassen worden.
Ich hatte Gott erlebt und wusste: Er ist da.
Der verlorene Schlüssel - Sommer 1994
Ich habe damals morgens Zeitungen ausgetragen, um mir für das Studium etwas dazu zu verdienen. An einem Morgen nun verlor ich auf meiner Tour meinen Wohnungsschlüssel. Nur mit dem Zweitschlüssel, den ich bei
einem Nachbarn deponiert hatte, kam ich überhaupt wieder in meine Wohnung. Schlimm war das vor allem, weil ich in einem Studentenwohnheim mit über 100 Wohnungen lebte und eine neue Schließanlage hätte bezahlen müssen, wenn sich
der Schlüssel nicht wieder angefunden hätte. Ich war ziemlich verzweifelt deswegen und betete zu Gott um eine Lösung.
Am nächsten Morgen war ich wieder auf meiner Tour in den morgens menschenleeren Straßen. Dort traf ich
an diesem Morgen allerdings jemanden, mit dem ich aus irgendeinem Grund ins Gespräch kam. Und nochmals aus irgendeinem Grund erzählte ich diesem wildfremden Menschen von meinem Problem mit dem Schlüssel. Und, man stelle sich
vor:
Ausgerechnet dieser Mann hatte meinen Schlüssel gefunden und gab ihn mir.
Ist das nicht einfach ein völliges Übermaß an “Zufall”? Wie wahrscheinlich ist es, morgens um 5.00 Uhr in den Straßen
einer Stadt mit 130.000 Einwohnern ausgerechnet mit demjenigen ins Gespräch zu kommen und ihm dann auch noch von dem am Vortag verlorenen Schlüssel zu erzählen, der den Schlüssel gefunden hatte?
Was für ein schier unglaublicher “Zufall” - für mich ein klares Wirken Gottes auf mein Gebet hin.
1. Staatsexamen - 1997
Für das Jurastudium hatte ich mich ja eigentlich zu einer Zeit
entschieden, als ich nicht nach Gottes Willen fragte. Nachdem ich zum Glauben gekommen war, beschäftigte ich mich daher intensiv mit der Frage, ob es eigentlich Gottes Wille ist, dass ich Jura studiere. Ich fand dazu keine
Lösung.
Im Verlauf des Jahres 1997 machte ich mein erstes juristisches Staatsexamen, zuerst im Frühjahr die Klausuren, im Sommer die Examenshausarbeit und später im Oktober die mündliche Prüfung. Gerade während ich für
diese Prüfungen lernte, beschäftigte mich die vorgenannte Frage. Ich habe damals nach dem Lernen tagsüber abends oft “Gebetsspaziergänge” gemacht - einfach so durch die nächtlichen Straßen in Göttingen gehen und
dabei still für mich beten. Das war oft sehr intensiv. Dabei legte ich Gott immer wieder die Frage nach Seinem Willen vor und bat schließlich: Wenn Du möchtest, dass ich diesen beruflichen Weg weitergehe, dann zeig es mir bitte
mit dem Examen. Dann lass es wirklich gut werden. Wenn Du aber möchtest, dass ich etwas anderes mache, dann lass das Examen bitte möglichst schlecht werden, so dass ich es merke.
Im Studium habe ich oft Klausurenkurse
mitgeschrieben - das sind Übungskurse, in denen Klausuren auf Examensniveau geschrieben und sodann benotet werden. Notenmäßig war ich dabei meist im oberen Drittel, aber auch nicht unmittelbar in der Spitzengruppe: Im
Zivilrecht lag ich zwar in der Regel im Bereich zwischen 8 und 11 Punkten. Das ist zwar ganz ordentlich, aber im Strafrecht und Öffentlichen Recht war ich eben nur Durchschnitt. Das Problem beim Examen war für mich, dass die
von mir seit je her ungeliebten Rechtsbereiche mitzählten und mich im Schnitt nach unten zu ziehen drohten.
Eine klare Antwort auf mein Gebet war daher nur eine deutlich davon abweichende Examensnote, das war mir schon
vorher klar und darum hatte ich - je nach dem Willen Gottes - gebetet.
Gott hat das Gebet erhört und eine klare Antwort gegeben.
Die schriftlichen Noten waren schon recht gut, drei von vier Klausuren lagen bei 10
Punkten. Aber dann ging es in geradezu unglaublicher Weise weiter: In der Examenshausarbeit hatte ich ein schwieriges medizinrechtliches Thema und erhielt 14 Punkte - deutlich besser als alle Semesterhausarbeiten zuvor. Dann
die mündliche Prüfung, die ebenfalls absolut perfekt lief.
Sorge hatte ich vor allem vor Öffentlichem Recht gehabt, da ich dieses Fach im Studium nie gemocht oder beherrscht hatte. Ich bin einfach Zivilrechtler. Meine beste je
erzielte Klausur im Öffentlichen Recht waren zuvor 7 Punkte gewesen. Schon die schriftliche Examensklausur waren 10 Punkte - die beste Öff.Recht-Klausur meines ganzen Studiums. In der mündlichen Prüfung wurden es dann sogar 12
Punkte im Öffentlichen Recht. Schlicht unfassbar. Wir waren mit vier Leuten geprüft worden. Viele der Fragen hätte ich wohl nicht überzeugend beantworten können, doch kam ich einfach immer nur mit denjenigen Fragen dran, zu
denen ich etwas wusste.
Am Ende hatte ich dann im 1. jur. Staatsexamen 11,40 Punkte.
Das ist bei den Juristen eine Hausnummer und ein wirklicher Unterschied zu den Noten im Studium. Um die Dimension dieser
Examensnote zu verdeutlichen: Über 98 % meines Examensjahrgangs in Niedersachsen waren schlechter. Viel klarer hätte die Antwort also gar nicht sein können.
ProChrist 1997
Nach meinem Examen
arbeitete ich im Göttinger Trägerkreis von ProChrist mit. Dass ProChrist in Göttingen so stattfinden konnte, wie geschehen, war von vielen kleinen “Wundern” abhängig.
Nur ein Beispiel aus dem von mir
übernommenen Bereich Öffentlichkeitsarbeit: Ich hatte die Plakatwerbung so organisiert, dass wir mit vielen hundert Plakaten im DIN A 3-Format in den Göttinger Straßen werben wollten. Es waren entsprechende Holzträger
organisiert, Plakate bestellt etc. Doch dann kam das entscheidende Gespräch beim Ordnungsamt der Stadt Göttingen, bei dem ich unsere Werbung anmelden und genehmigen lassen wollte. Der Mitarbeiter des Ordnungsamtes erklärte zu
meinem Entsetzen, dass Plakatierung dieser Art an Laternenmasten nicht zulässig sei. Ich war verzweifelt - all die Kosten und die Mühe umsonst? Ich richtete ein Stoßgebet zum Himmel.
...plötzlich mitten im Reden zögerte
der Mann. Und machte dann ohne ersichtlichen Grund eine Kehrtwende um 180°. Naja, eigentlich sei er ja auch Christ und wolle die Werbung daher ausnahmsweise doch genehmigen. Diese geradezu unmotiviert erscheinende Wendung zu
beobachten, war wirklich ein sichtbares Eingreifen Gottes.
Gott hatte diesen Mann in dem Moment angerührt.
In Erinnerung geblieben ist mir daneben eine Medizinstudentin aus Kamerun, die bei ProChrist ‘97 zum
Glauben fand.
Wie sie mir später im Hauskreis erzählte, war sie jeden Abend da und wollte gern mit jemandem über den Glauben sprechen. Doch traute sie sich nicht, auf den Aufruf hin nach der Veranstaltung nach vorn zu
gehen, um einen der dort wartenden ProChrist-Mitarbeiter anzusprechen. Sie betete deshalb, dass Gott es machen müsse, dass sich jemand von den Mitarbeitern zu ihr setzt.
Ich selbst war zwar nicht im Seelsorger-Team,
hatte aber auch so einen Anstecker, der mich als Mitarbeiter von ProChrist auswies. Am letzten Abend der Veranstaltungsreihe saß ich dann in derselben Reihe wie die Afrikanerin, doch einige Plätze - etwa zehn Meter - weit weg.
Sie betete dann darum, dass dieser Mann (das war ich) doch etwas näher rücken möge. Und in dem Moment erschien - ich erinnere mich auch selbst daran - noch ein ganzer Schwung Leute, die in meine Reihe kamen, so dass ich nach
innen weiterrückte, bis ich direkt neben ihr saß. Nachdem Gott ihr Gebet so erhört hatte, fasste sie sich dann ein Herz und sprach mich nach der Veranstaltung an, dass sie mehr über den christlichen Glauben hören wolle.... So
kam sie schließlich zu der Nachbereitungsgruppe, wo sie sich dann auch tatsächlich bekehrte.
...auch hier wieder so ein Zusammenspiel scheinbar so unbedeutender Ereignisse.
Gott gebraucht solche unauffälligen und völlig normalen Dinge, um im Ergebnis ein Wunder zu tun. Ich finde es einfach großartig, dass ich auf diese Weise ganz ohne mein Wissen das Gebet “erfüllte”, was da ein Mensch still für sich sprach.
Die Macht beharrlichen Gebets - 1997/1998
Seitdem ich 1994 zum Glauben gekommen war, war es für mich immer ein Kummer gewesen, meinen Glauben mit Vera nicht teilen zu können. Meine Freundin war
einfach sehr skeptisch und betrachtete meine aus ihrer Sicht sektenverdächtigen Umtriebe mit großem Argwohn.
Ich habe Ihr damals immer wieder Bücher über den christlichen Glauben geschenkt und sie natürlich bei jeder
günstigen Gelegenheit auf den Glauben angesprochen. Aber vor allem habe ich intensiv dafür gebetet, dass Vera zum Glauben kommt. Man sagt oft, man betet für dies oder jenes. Aber wenn ich je im Leben nachhaltig für irgendetwas
gebetet habe, dann dafür. Das war für mehrere Jahre beharrlich fast jeden Tag Teil meines Gebets.
...alles über mehrere Jahre scheinbar ohne jede Wirkung.
Aber ich habe eben nicht aufgehört, weil es mir wirklich
wichtig war. Ich wollte mit dieser Frau mein Leben verbringen und es brannte mir im Herz. Irgendwann war ich dann wieder einmal am Wochenende in Würzburg, wo sie studierte. Vera war schlecht gelaunt, worauf ich sie irgendwie
ansprach - plötzlich meinte sie dann wie aus heiterem Himmel sinngemäß, dass es ja auch kein Wunder sei, dass sie so genervt sei, sie habe ja am Morgen nicht in der Bibel gelesen. Ich war völlig verblüfft. Unglaublich, das von
ihr zu hören. Tatsächlich hatte sich da von mir ganz unbemerkt doch etwas bewegt ....und dann ging alles recht schnell: Plötzlich besuchte sie in Würzburg eine Baptistengemeinde, ging zu einem Hauskreis....
All das zu sehen, war für mich eine der unglaublichsten Gebetserhörungen, die ich je erlebt habe.
Der Mailverteiler - Ende 1999
Heute ist das Internet ein selbstverständlicher Teil meines Lebens.
Doch 1999 war alles noch recht neu für mich. Ich hatte erst seit einigen Monaten meinen ersten Onlinezugang bei AOL, stöberte in Chatrooms herum und hatte einfach die Sehnsucht, dort etwas Sinnvolles für Gottes Reich tun zu
können.
Und genau darum betete ich eines Abends: Herr, ich möchte Dir hier online dienen. Gebrauch mich dort, wo Du mich haben möchtest.
Gott hat mein Gebet wohl gehört, denn drei Tage später war ich
“irgendwie” in einer Mailinggroup gelandet, in der jemand einem mehr oder weniger religiös interessierten Publikum sog. “Neuoffenbarungen” von Jakob Lorber vorstellte. Es handelt sich dabei um dubiose
Irrlehren in christlichem Gewand. Die Adressen hatte der Betreffende aus AOL-Chatrooms gesammelt. Und zunächst anhand der Lorber-Texte, später auch allgemein, entwickelte sich ein enormer Mailverkehr, in dem alle Beteiligten
über Glaubensansichten diskutierten. Die Ansichten waren grundverschieden, einige Evangelikale, liberale Christen, Esoteriker, Buddhisten, Heiden, Atheisten - alles gemischt. Da war ich richtig ! ...und ich konnte genau das
tun, worum ich gebetet hatte: Gottes Wort groß machen.
Wenn man die ganze Klarheit des Evangeliums verkündigt, bedeutet das, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, Aussagen über Schuld und Vergebung zu machen und
auf Jesus hinzuweisen. Da kommen dann bald die Anfeindungen; das ist völlig klar, vgl. Joh 15,18-19: “Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.”
...und so hieß es in diesem multireligiösen Mailverteiler auch bald von manchen, dass ich “intolerant” sei und nur Unfrieden stifte, es
führten doch alle Religionen zu Gott etc. Es gab Streit und heftige Attacken gegen meine “Missionierungsversuche”.
Schließlich war ich über einige der - sehr persönlichen - Angriffe wirklich völlig
verzweifelt, betete zu Gott und fragte ihn, ob das Ganze hier wirklich noch sein Wille sei oder was ich tun solle. War es wirklich richtig, gegen diese falschen Lorbertexte aufzustehen und so viel Unfrieden zu stiften? Ich war
nahe daran, aufzugeben.
Und dann betete ich, dass Er mir doch in seinem Wort eine Stelle zeigen möge, die mir jetzt Klarheit gibt. Ich betete das und schlug dann die Bibel auf und die Stelle, auf die mein Blick zuerst
fiel, war
1.Könige 22,13: “Der Bote aber, der hingegangen war, Micha zu rufen, redete zu ihm und sagte: Sieh doch, die Worte der Propheten sind einstimmig gut für den König. Laß doch dein Wort sein wie
das Wort eines von ihnen und rede Gutes! Micha aber sagte: So wahr der HERR lebt - nur, was der HERR mir sagen wird, das werde ich reden!”
Ich saß da wie vom Donner gerührt.
...und habe weitergemacht. Etwa zwei Wochen später durfte ich dann in einem Chatroom mit jemand ein Übergabegebet zu Jesus “sprechen”. Und noch einen Monat später fand ein weiterer Teilnehmer des
Mailverteilers durch die Diskussionen zum Glauben. Gott hätte sicher auch andere Wege dafür gefunden, wenn ich nicht mehr da gewesen wäre - aber ich danke einfach für diese eindrückliche Führung mit der genannten Bibelstelle.
Danke Herr, für alles!
evangelikal.de - Anfang 2000
Ja, auch diese Website hier ist auf recht erstaunliche Weise zustande gekommen. Denn eigentlich verfüge ich über keine computertechnischen
Kenntnisse. Ich kann Artikel schreiben, aber die technische Umsetzung? Eine Website erstellen? Mir liegt das nicht.
Zuerst war da Ende 1999 plötzlich der Impuls, mir einige prägnante Domain-Namen zu sichern, von denen
damals noch viele frei waren. Ich habe es noch am gleichen Tag getan, als diese Idee erschien. Warum eigentlich? Ich hatte doch nur die vage Vorstellung, vielleicht mal etwas damit zu machen oder die Adressen an berufenere
Stelle weiterzugeben. Nichts Konkretes. Einer dieser Domainnamen war evangelikal.de.
Und vermutlich hätte ich damit nie etwas gemacht, wenn Gott nicht genau in diesem Moment den zweiten Schritt getan und mir einen lieben
Menschen in den Weg gestellt hätte, der von sich aus die technische Umsetzung für mich übernahm. So einfach ist das.... Es muss nächtelange Arbeit am Computer gewesen sein, um all meine Artikel online zu stellen und die vielen
Bibelstellen zu verlinken. Die ganze Grundkonzeption dieser Website stammt deshalb auf der Ebene der technischen Umsetzung nicht von mir - ich habe mit den späteren Erweiterungen nur auf die bereits gelegten Grundlagen aufgebaut.
In diesem zeitlichen Zusammentreffen mehrerer Voraussetzungen in einem engen Zeitfenster sehe ich ganz klar Gottes Wirken. Nur wenige Monate später, als ich ab Juni 2000 meine Tätigkeit als Rechtsanwalt aufnahm, hätte
ich sicher nicht mehr die Zeit gehabt, mich um die Erstellung einer Website zu kümmern. Und seitdem habe ich auch trotz mancher Bemühungen nie wieder jemanden gefunden, der meine Arbeit hier technisch unterstützen würde.
...jedenfalls werde ich es nie vergessen, wie ich eines abends online ging und plötzlich eine Messenger-Nachricht (AOL-Tele) bekam mit Link auf meine eigene Website, die von mir ganz unbemerkt schon im Netz stand. Wahnsinn. Das
war eines der schönsten Geschenke, die ich im Leben bekommen habe.
Ich bin dafür sehr dankbar - und ich danke Gott dafür, dass Er mich mit diesem Menschen im genau richtigen Moment so wunderbar ergänzt hat.
Denn
nur deshalb existiert diese Website hier und nur deshalb liest Du gerade, was Du liest. Ich hätte es allein nicht hinbekommen.
2. Staatsexamen - 20.02.2000
Das zweite juristische Staatsexamen war bei mir von großer Unlust geprägt.
Ich hatte den Kopf voll von anderen Dingen, wollte endlich in die Berufspraxis und hatte - das muss man nüchtern sagen - einfach viel zu wenig
gelernt. Kurz gesagt: Ich war faul gewesen. Meine schriftlichen Klausuren waren daher einigermaßen verheerend ausgefallen. Ende Januar 2000 hatte ich die Ergebnisse bekommen und lag im Schnitt bei 6,50 Punkten. Das war
natürlich nach den 11,40 Pkt. in meinem ersten Staatsexamen eine beträchtliche Fallhöhe.
Dann kam am 20.02.2000 die mündliche Prüfung im Landesjustizprüfungsamt Hannover.
In der Nacht zuvor übernachtete ich in
Hannover im Hotel und ...konnte nicht einschlafen, zumal ich mir ja auch tatsächlich ein paar Sorgen machen musste.
Ich schlief die ganze Nacht einfach partout nicht ein und geriet, je später es wurde, immer mehr in
Panik. Morgens um 5.00 Uhr gab ich es dann auf, einschlafen zu wollen. Statt dessen kniete ich mich auf den Boden und betete intensiv wie selten. Herr, ich bin todmüde, habe nicht geschlafen, habe schlechte Vornoten und nicht
ausreichend gelernt. Nach menschlichem Ermessen spricht heute einfach alles gegen mich. Aber mit Dir vermag ich alles. ALLES. ALLES. ALLES.
....ich wurde dann ganz ruhig und gelassen.
....habe dann in aller Ruhe
gefrühstückt und bin zum Prüfungsamt gefahren. Von Anfang an lief die Prüfung optimal. Der Aktenvortrag gelang (12,00 Pkt.) und in der mündlichen Prüfung war es dann - deja vu - so wie im 1. Staatsexamen. Ich bekam immer die
richtigen Fragen. Sogar im Verwaltungsrecht konnte ich glänzen, weil der Fall ausgerechnet öff.-rechtliche GoA behandelte, ein dem Zivilrecht sehr nahestehendes Thema, welches ich beherrschte.
Von den vier Prüflingen
war ich mit der schlechtesten Vornote in den Tag hineingegangen und kam mit der zweitbesten heraus. Und das Unglaublichste von alledem: Den ganzen Tag war ich kein bißchen müde. Selbst noch am Abend auf der Fahrt nach Hause war
ich absolut fit - so als hätte ich in der Nacht zuvor zehn Stunden geschlafen.
Gott hat mein Gebet gehört.
Zerrissen - April/Mai 2000
Seit Ende 1992 kannte ich Vera und alles schien
geklärt. Wir wollten im Sommer 2000 heiraten, als ich mich im Frühjahr 2000 ungewollt neu verliebte.
Beide Frauen unterscheiden sich wie Tag und Nacht und ich konnte mich nicht entscheiden. Die eine wollte ich unbedingt
haben, die andere konnte ich partout nicht aufgeben. Ich liebte einfach beide, was soll ich sagen? ...die Gefühle schlossen sich für mich nicht aus, gerade weil beide so unterschiedlich sind. Sehnsucht, Gefühlsachterbahn
....natürlich auch Schuldgefühle, denn das war ja nicht richtig. Alle Beteiligten wussten Bescheid, ich habe ja keine Geheimnisse davon gemacht. ...also ein Beziehungsdrama sondergleichen. Das ging zwei Monate so.
Natürlich habe ich immer wieder zu Gott um Antwort gebetet. Zuerst geschah nichts, keine Antwort.
Und dann saß ich einige Zeit später in einem Gottesdienst in einer freikirchlichen Gemeinde in Nürnberg und der Pastor
sprach ausgerechnet davon, woran man erkennt, dass Gott einem ein Zeichen gibt. Und ich saß da in meiner Bank und betete: Herr ich brauche ein Zeichen. Und genau in dem Moment, als ich das gebetet hatte, rief der Pastor laut
irgendeine seiner Mitarbeiterinnen nach vorn, die denselben Namen Vera trug. Es schallte also laut durch den ganzen Kirchenraum: “Vera !”. Ich habe das wohl gehört, doch wollte ich es so nicht. Und ich betete: Herr,
das reicht mir nicht, das kann auch Zufall sein. Der Pastor setzte mit seiner Predigt fort und erklärte, dass Gott ein Zeichen auch wiederholt, wenn man noch Zweifel hat. Nun gut, dachte ich bei mir.
Am darauffolgenden Sonntag war ich wieder in einem Gottesdienst - in einer anderen Gemeinde. Ich dachte gar nicht mehr an das Vorige, doch kaum hatte ich mich hingesetzt, da stand in der Reihe direkt vor mir eine Frau auf, stand vor mir wie ein Turm und rief laut nach jemand anderem im Raum: “Vera!” Ich wäre beinahe vom Stuhl gefallen.
Gott hatte geantwortet - aber ich wollte es nicht hören, verdrängte das.
Etwa eine Woche später am 21.05.2000 traf ich dann innerlich meine Entscheidung - für meine neue Liebe und gegen Vera. Ich kam nicht mehr
dazu, sie auch nur zu äußern..... Denn nur drei Stunden (!), nachdem ich mich schließlich zu dieser Entscheidung durchgerungen hatte, bekam ich eine e-Mail von meiner neuen Freundin, sie liebe mich nicht genug. Sie wolle die
Bindung daher lösen. Das war einfach nur entsetzlich, völlige Finsternis. Ich habe noch einige Tage dagegen angekämpft und sie umzustimmen versucht, aber nun erinnerte ich mich natürlich umso mehr an das Zeichen, das ich doch
eigentlich schon längst erhalten hatte. Es war dann gerade noch rechtzeitig, denn genau an dem Tag danach kam Vera überraschend zu mir nach Göttingen und wollte unsere Beziehung beenden. Nur aufgrund der gerade am Vortag
erfolgten Trennung war Vera dann unbegreiflicherweise bereit, es noch einmal mit mir zu versuchen.
Fast hätte ich also beide verloren, obwohl ich doch beide liebte.
Ich weiß nicht, was bei alledem Ursache und
Wirkung war - kam Gottes Zeichen, weil Er wusste, wie es sich mit uns entwickeln würde oder war es umgekehrt? Hat es sich so entwickelt, weil Gott es wollte und hatte Er das schon vorher gezeigt? Ich werde da noch einmal
fragen, wenn ich in der Ewigkeit bin. Aber ich kann gewiss sein, dass Er das alles in Seiner Hand hatte. Gott ist nichts Menschliches fremd. Und ich bin unendlich dankbar, dass ich aufgrund Seines guten Timings nicht alles
verloren habe.
Verheiratet - 31.07.2000
Wenn man das Vorstehende liest, erscheint es in der Rückschau fast unglaublich, dass Vera und ich uns getraut - buchstäblich getraut - haben, uns am
31.07.2000 standesamtlich “trauen” zu lassen. Das war gerade zwei Monate später. Aber es war so. Und das Entscheidende dabei war das (Ver-)Trauen auf Gott. Wir vertrauten einfach ganz fest darauf, dass Gott durch
das Zeichen und das sehr auffällige Timing sein Wort darauf gegeben hatte. Nur so konnten wir das tun, denn natürlich war bei uns beiden nach alledem gefühlsmäßig noch alles in größter Unordnung. Es war schon erstaunlich, dass
wir überhaupt in der Lage waren, unsere Beziehung fortzusetzen. Und dann sofort heiraten? In der Rückschau wundere ich mich über unseren Mut.
Es war auch in der Folgezeit nicht einfach, es gab schwere Krisen. Aber Gott
hat das Vertrauen am Ende doch gerechtfertigt.
Wir sind jetzt schon lange verheiratet. Und wir haben wieder zueinander gefunden, wofür ich dankbar bin - meiner lieben, geduldigen, sanftmütigen Vera und meinem gütigen
Gott. Im Grunde ist unsere ganze Ehe nach alledem ein Wunder Gottes. Ich staune oft darüber.
Jesaja 43,19: “Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sproßt es auf. Erkennt ihr es denn nicht? Ja, ich lege durch
die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde.”
...und wäre das alles nicht so gekommen, wären unsere Kinder wohl nie geboren worden. Wiederum
genauso wie bei dem unbeleuchteteten Lkw im Jahr 1970: Wir leben, weil Gott da ist.
Unter der Brücke - 12.09.2003
Wer die A 9 von Hof aus in nördlicher Richtung fährt, wird das Brückenrestaurant
“Frankenwald” kennen. Dort wäre ich am 12.09.2003 beinahe umgekommen.
Ich fuhr von Süden her zu einem Gerichtstermin, war zeitlich knapp dran. Regennasse Fahrbahn, dann in die große Linkskurve vor dem
Brückenrestaurant, wo 100 km/h vorgeschrieben ist. Ich fuhr allerdings deutlich schneller, etwa 150 km/h - und das in einem alten Golf II mit schlechter Straßenlage. Sträflicher Leichtsinn. Es kam so, wie man es ab und an in
Unfallberichten liest: “...auf regennasser Fahrbahn von der Straße abgekommen”.
Das Fahrzeug begann zu schleudern und ich verlor von einer Sekunde auf die andere die Kontrolle.
Wer so etwas noch nicht
erlebt hat: Es ist, als säße man plötzlich im Kino und schaut zu, wo man landet. Null Einfluß auf das, was da abläuft. Linkskurve, ich bin auf der Überholspur. Das Auto schoss im Schleudern plötzlich nach rechts quer über die
Fahrbahn. ...und schräg von hinten in ein anderes Fahrzeug. Das nahm mir Schwung, zudem begann sich jetzt alles zu drehen. Ich schrie: “Jesus! Jesus!” Mein Golf schleuderte derweil gegen die Betonabgrenzung
unterhalb des Brückenrestaurants. Frontal mit 150 km/h hätte ich das wohl nicht überlebt, zumal der Golf II keinen Airbag besitzt. So aber hatte das Fahrzeug durch den Aufprall Drehimpuls bekommen und nutzte sich ringsum ab,
während ich in der Mitte saß. ...schließlich kam der Wagen zum Stehen. Totalschaden. Und ich stieg aus. Unverletzt. Große Bewahrung war auch, dass dem anderen Fahrer nichts geschehen war - ich wäre meines Lebens nicht mehr froh
geworden.
Da stand ich also auf dem Standstreifen, unverletzt, und weinte.
Ich danke Gott für diese erneute Bewahrung. Grundsätzlich wäre ich zum Sterben wohl bereit gewesen. So sehr hänge ich am Leben nicht, aber
meine Tochter Anke (geb. 25.01.2003) war zu dem Zeitpunkt ein halbes Jahr alt. Wo wäre meine Familie geblieben, wenn ich umgekommen wäre? Und meine späteren drei Kinder hätte nie gelebt - für sie ist es genauso wie bei dem
unbeleuchteteten Lkw im Jahr 1970: Wir leben, weil Gott da ist.
Als ich dort auf dem Standstreifen neben dem Autowrack stand und der Verkehr auf der Autobahn vorbeirauschte, war das so ein Moment, der mich
wieder dorthin zurückgebracht hat, wo ich 1994 zum Glauben gekommen bin: im Angesicht des Todes. Und erneut begreift man - wieder einmal - , was wichtig im Leben ist und was nicht.
Jeder Tag zählt, denn wir wissen nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt.
Ingmar
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