Vera


Ich bin am 31.07.1973 in Kassel geboren und stamme aus einer Familie, in der der christliche Glaube eine untergeordnete Rolle spielte. Wir sind eigentlich nur zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder Ostern zur Kirche gegangen. Meine Mutter las uns Kindern zwar ab und zu aus der Kinderbibel vor und betete mit uns einfache Kindergebete, doch fehlte die überzeugende Einstellung, so daß es für uns Kinder nicht zu einer tatsächlichen Begegnung mit Gott kam.

Im Alltag wurde über Glaubensthemen im allgemeinen und Gott im besonderen nie gesprochen.

Man war bemüht, ein “guter Mensch” zu sein, indem man sich nichts zu Schulden kommen ließ und sich auch sonst anständig verhielt. Wir lernten als Kinder auf diese Weise die Normen und Werte einer christlich geprägten Gesellschaft kennen, an die wir uns hielten und so eigentlich alle recht gut im Leben zurecht kamen. Nach menschlichem Verständnis könnte man sagen, daß wir es in unserem Leben alle zu etwas gebracht haben. Leider hat in meiner Familie bislang niemand anders den wahren Sinn des Lebens entdeckt, worüber ich oft sehr traurig bin. Sie könnten alle ein erfüllteres Leben führen, wenn sie ihre Herzen auch für Jesus öffnen würden. Was noch nicht ist, kann Gott aber noch vollbringen.

Natürlich wurde ich als Kind getauft und besuchte den Konfirmandenunterricht, wie das so üblich ist. Nach meiner Konfirmation legte ich die Kirche aber zur Seite und ging meinen eigenen Weg. Ich war viel mit Freunden zusammen und führte ein konsumorientiertes Leben. In dieser Zeit wollte ich mit dem Kopf durch die Wand. Nur meine eigenen Vorstellungen und Ziele waren mir wichtig. Sogar die Gefühle meiner Eltern waren mir ziemlich egal. Als meine Eltern mit meinem ersten festen Freund nicht einverstanden waren, bin ich nach einem Streit mit meiner Mutter zusammen mit ihm ausgerückt. Da wir beide sehr müde waren, schlief er am Steuer ein. Der Wagen überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Es ist allein Gott zu verdanken, daß ich überhaupt noch am Leben bin und die Gelegenheit erhalten habe, Ihn anzunehmen. Nach dieser wilden Phase kehrte etwas mehr Ruhe in mein Leben ein.

Ende 1992 lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Damals war er zwar irgendwie kirchlicher geprägt als ich, aber auch nicht wirklich bekehrt. Trotzdem sprachen wir ab und zu auch über Glaubensthemen. Dadurch habe ich mich zum ersten mal seit langem wieder mit dem christlichen Glauben beschäftigt. Ich fing an, zu beten, war mir aber über die Bedeutung und das Ausmaß dessen, was ich da tat, nicht wirklich bewußt.

Durch ein dramatisches Ereignis fand mein heutiger Mann jedoch 1994 zum Glauben und nahm Jesus als seinen Erlöser an. Er war begeistert und redete plötzlich bei jeder Gelegenheit vom christlichen Glauben, was mich manchmal ziemlich genervt hat. Bald schenkte er mir auch ständig Bücher über den Glauben - unter anderem “Jesus unser Schicksal” von Wilhelm Busch (CLV-Verlag) und “Aufbruch im Reich der Mitte” von Danyun (Verlag Projektion J). Hinzu kam noch, daß er aus der Evangelischen Landeskirche austrat und zu einer Pfingstgemeinde wechselte. Als ich 1997 das erste mal dort war, hatte ich das Gefühl, in einer Sekte zu sein. Alles war so fremd.

Die Bücher, die ich von ihm bekommen hatte, habe ich zuerst zur Seite gelegt. Nach einiger Zeit packte mich aber doch die Neugierde und ich begann, darin zu lesen. Besonders beeindruckt hat mich das Buch “Aufbruch im Reich der Mitte”. Dieses Buch war auch der eigentliche Anlaß dafür, daß ich damit anfing, regelmäßig in der Bibel zu lesen.
Obwohl ich jeden Tag in der Bibel las und auch zu Gott betete, hatte ich die Bedeutung des Ganzen noch nicht erfaßt. Nach einiger Zeit stellte ich aber fest, daß ich ruhiger, ausgeglichener und zuversichtlicher in den Tag ging, wenn ich den Tag mit Bibel und Gebet begonnen hatte. Mir wurde klar, daß noch mehr dahinter stecken mußte, als ich bis jetzt erfaßt hatte.

1998 entdeckte ich in einer christlichen Zeitschrift (Lydia) ein Übergabegebet. So ein Gebet hatte ich noch gar nicht gesprochen. Als ich allein war, nahm ich mir also das Gebet her, faltete meine Hände und sprach das Gebet nach. Danach änderte sich zunächst gar nichts.

Ich fing aber an, Gottesdienste zu besuchen, obwohl oft niemand mitging. Bis dahin war ich nur zusammen mit meinem Freund zur Kirche gegangen. Zuerst besuchte ich Gottesdienste einer landeskirchlichen Gemeinde. In mir entwickelte sich der Gedanke, ob es nicht noch eine andere Art von Beziehung zu Gott geben kann. Mich störte das unpersönliche Gebet. Dort wurde im Gottesdienst immer nur ein vorformuliertes Gebet aufgesagt. Das konnte doch nicht alles sein....

Schließlich besuchte ich auch mehrere evangelische Freikirchen in Würzburg, wo ich studierte, und blieb zuletzt bei einer Baptistengemeinde hängen. Dort besuchte ich dann auch einen Hauskreis. Vorher hatte ich noch nie das Gefühl, von “fremden” Menschen so anerkannt zu werden, wie dort. Dieser Hauskreis brachte mich in meinem Glauben und im Verstehen der Bibel enorm weiter. Endlich kannte ich Menschen, mit denen ich offen über meinen Glauben sprechen konnte. In der Würzburger Zeit kam es zwar zu einer Festigung meines Glaubens, doch blieb alles ziemlich verkopft. Mein Herz war noch nicht von der unendlichen Liebe Gottes erfüllt. Mir fehlte das innere Vertrauen zu Gott.

Nachdem ich mein Studium in Würzburg Ende 1999 beendet hatte, begann die bis jetzt schwerste Zeit meines Lebens. Ich vermißte die Leute aus dem Hauskreis und auch sonst schien alles in meinem Leben schief zu gehen.

Ich war bereits aus meiner Wohnung in Würzburg ausgezogen, als ich erfuhr, daß ich durch eine schriftliche Prüfung durchgefallen war. Nun fing das ganze Lernen wieder von vorne an. Zunächst hätte ich am liebsten alles hingeworfen und hätte etwas völlig anderes gemacht. Aber meine Vernunft, das Zureden meiner Familie und auch Gott sagten mir, daß ich diese Prüfung noch einmal machen sollte. Ich dachte mir, verlieren kannst du nichts und das halbe Jahr ist nun auch egal, wo das Referendariat sowieso erst im September beginnt. Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch und lernte.

Ausgerechnet in dieser Zeit fing mein Freund - inzwischen Verlobter - an, nach mehr als sieben Jahren an unserer Beziehung zu zweifeln, obwohl wir vorgehabt hatten, bald zu heiraten. Er hatte eine andere Frau kennengelernt und sich in sie verliebt. Für mich brach eine Welt zusammen.

Ich fand Trost und Aufmunterung bei einer Freundin aus dem christlichen Hauskreis in Würzburg, die mich aus meinem Selbstmitleid herausholte und mir dabei half, meinen Blick auf Gott zu richten und Ihm auch in dieser Situation zu vertrauen. Mich nahm die Situation weiterhin mit, doch vertraute ich Gott, daß er alles in der Hand hatte. In dieser Zeit schenkte mir der
Psalm 23 viel Trost. Immer wenn es mir schlecht ging, betete ich ihn. Obwohl ich das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, bemerkte ich nach einiger Zeit, daß sich mein Verhältnis zu Gott verändert hatte. Ich gab ihm die Möglichkeit, wirklich in mein Herz einzuziehen, was Er auch tat. Ich erfuhr einen solchen Frieden, den man nur erfahren kann, wenn man Gottes Kind ist. Mir wurde klar, egal was noch in meinem Leben passieren würde, mein Vater im Himmel wird bei mir sein und mich hindurchtragen. Ich begann, mich und die Welt noch einmal aus einer ganz neuen Perspektive zu sehen. Meine Prioritäten im Leben veränderten sich und ich gab Gott mein Leben nicht nur mit dem Verstand sondern auch mit meinem Herzen.
Seitdem hat sich mein Leben in vielen Punkten verändert. Ich nehme Schwierigkeiten gelassener, da ich immer die Gewißheit habe, das Gott mir hilft und nichts passieren wird, was er nicht zuläßt.

Gott hat mich durch diese Not nicht nur hindurchgetragen, sondern auch meine Gebete erhört und alles in geradezu unglaublicher Weise zum Besten gewendet, obwohl ich nicht mehr damit gerechnet hatte:

Mein Examen habe ich im zweiten Versuch bestanden. Mein Verlobter und ich haben nur wenige Monate später wieder zueinander gefunden und geheiratet.


Ich bin froh und dankbar, Gottes Kind sein zu dürfen. 
Denn ein Leben ohne Jesus ist ein verlorenes und sinnloses Leben!
Jesus, du allein bist genug für mich
Jesus, öffne mein Herz. laß mich deine Herlichkeit sehn und verstehn, daß du mich liebst
Komm und füll mein Herz und gib mir neu deinen Geist.
Du bist unser Gott der Heilung bringt.
Licht des Lebens, das das Dunkle durchdringt


Vera                    


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