Freiheit und Glaube


Freiheit ist ein entscheidendes Gut. Kreativität und Schaffenskraft, Entwicklung der Persönlichkeit, geistiges und geistliches Wachstum brauchen zu ihrer Entfaltung ein großes Maß an Freiheit. Wo keine Freiheit gewährt wird, entstehen seelische Verkümmerung und Auflehnung. Die individuelle Freiheit ist von entscheidendem Wert für Lebensfreude und psychische Entwicklung. Vor diesem Hintergrund muß eine echte Nachfolge Jesu zunächst erschreckend wirken. Ich zitiere mal ein paar Bibelstellen sinngemäß:
Lukas 9,23: "Wer mir folgen will, verleugne sich selbst."
Lukas 14,33: "Wer nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht mein Jünger sein."
Philipper 3,7: "Alles, was mir etwas bedeutet hat, habe ich um Christi willen für Unrat erachtet."

Aus diesen Stellen scheint deutlich hervorzugehen, daß die persönliche Freiheit durch eine Nachfolge Jesu in extremer Weise eingeschränkt wird. Liegt hier also die Gefahr, daß das eigene Leben verkümmert, daß Denken, Kreativität und Lebensfreude verlorengehen ? Ein gläubiger Christ hätte dann zwar die Gewißheit, "richtig" zu leben, aber sein Leben wäre schmalspurig und verarmt.

Dies ist der Schluß, den viele Nichtgläubige ziehen und daraus die Ansicht herleiten, wer es als evangelikaler Christ mit der Bibel ganz genau nimmt, der könne ja gar keine rechte Lebensfreude haben.
Die meisten Atheisten sind deshalb auch mehr oder weniger der Ansicht, sie seien frei - viele nennen sich sogar explizit und etwas anmaßend "Freidenker".

Dazu sind mehrere Dinge festzustellen:


INHALT:

       1. Die Freiheit der “Freidenker”
      
2. Das Leben Jesu - das Leben eines Unfreien ?
      
3. Sklave der Sünde oder Sklave der Gerechtigkeit
      
4. Die Freiheit des Evangeliums
      
5. Freiheit der Nachfolge oder Gruppendruck ?


1. Die Freiheit der “Freidenker”

Die "Freidenker" sind ja zunächst einmal viel weniger frei, als sie sich selbst einreden.

Wer meint, frei zu sein, kann sich ja mal an die Herausforderung wagen, einfach nur so zum Spaß - sagen wir für drei Tage - dem Maßstab Gottes, wie er z.B. in der Bergpredigt (
Matthäus Kap. 5-7) bezeugt wird, zu gehorchen.

Selbst wenn man das höchste Gebot, welches jeder Nichtgläubige in einem fort verletzt (nämlich Gott über alles in der Welt zu lieben - vgl.
Matthäus 22,37-38), einmal beiseiteläßt, wird es niemand schaffen, auch nur für einen begrenzten Zeitraum Gottes Maßstab zu genügen. Welcher Freidenker nun aber diesen Versuch macht, wird feststellen, daß er überhaupt nicht frei ist. Er wird selbst in diesem zeitlich begrenzten Versuch vieles tun, was er gar nicht tun wollte.

So weit kann es also mit der Freiheit nicht sein. Die Bibel nennt diesen Normalzustand des Menschen "Sklave der Sünde sein", vgl.
Römer 6,16-18.

Am Rande sei angemerkt, daß Freidenker auch nicht etwa frei denken. Sie sind vielmehr auch im Denken - nicht nur im Tun - Gebundene. Gebunden an die Feindschaft gegenüber Gott, die ihnen die Gegenseite aufzwingt.



2. Das Leben Jesu - das Leben eines Unfreien ?

Wenn man hingegen das Leben Jesu betrachtet, gewinnt man sehr schnell den Eindruck, daß Jesus trotz Seiner totalen Abhängigkeit vom Vater ("Der Sohn kann nichts von sich selbst tun außer, was er den Vater tun sieht", Johannes 5,19) keineswegs ein seelisch verkümmertes oder zwanghaftes Leben geführt hat.

Oder hat jemand diesen Eindruck?

Ganz im Gegenteil ist das irdische Leben Jesu von einem ungeheuren geistigen und geistlichen Reichtum gekennzeichnet - nicht nur für Sich selbst, sondern auch für Seine Umwelt. Ich finde es immer fantastisch, welch segensreiche und tröstende Worte (tatsächlich "Worte des Lebens") Jesus für andere hat. Gestern abend habe ich in meiner täglichen Bibellese
Lukas Kap.7+8 gelesen - da waren gleich mehrere solcher wunderbaren Worte (Lukas 7,13; 7,48; 7,50; 8,48; 8,52). Sagen könnte man das vielleicht wohl auch - aber man hätte dabei nicht die Vollmacht Jesu und die Wirkung wäre sicher nicht dieselbe. Diese Worte hat Jesus für die Demütigen (Lukas 7,6-8; 8,41; 8,47) und für die, die in Not sind (Lukas 7,12-13). Ich will es ganz ehrlich sagen: Mir kommen die Tränen vor Verehrung, wenn ich diese Berichte lese. Genauso ist Jesus - ich und viele andere durften es selbst erleben.

Für den selbstgerechten Pharisäer Simon hat Jesus nicht diese Worte des Trostes, sondern eine ungeheure und sehr feinfühlige Weisheit (
Lukas 8,40-47), um sein hartes Herz zu öffnen. Ob es Jesus gelungen ist, wird nicht berichtet - dies ist auch gar nicht wichtig, sondern letztlich Privatsache dieses Mannes, die Gott ihm überläßt. Ja, Gott läßt jedem die Freiheit. Keiner MUSS - aber man kann Worte des Lebens bei Jesus finden.

Möchte nun jemand Jesus seelische Verkrüppelung vorwerfen? Oder müssen jetzt wieder kleinliche Behauptungen herbeibemüht werden, daß es ja so und so nicht gewesen sein darf? Jesus, der auch Mensch ist wie wir, ist das leuchtende Beispiel dafür, daß ein tiefer Glaube mit seelischer Größe und einer fantastischen Persönlichkeit sehr wohl zusammentreffen kann. Ich kenne viele gläubige Christen, bei denen beides in wunderbarer Weise zusammentrifft.



3. Sklave der Sünde oder Sklave der Gerechtigkeit

Die Bibel sieht den Menschen grundsätzlich als unfrei an (Römer 6,20-22; 2.Petrus 2,19; Johannes 8,34). Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave - weil er sie weiterhin tun muß, ob er will oder nicht.
Der unbekehrte Mensch klebt an der Sünde wie die Fliege am Leim. Und diejenigen, die Freiheit versprechen, sind selbst Sklaven des Verderbens (
2.Petrus 2,19).

In
Römer 6,16-20 stellt Paulus hier eine große Alternative auf: Wer Sklave der Sünde ist, ist der Gerechtigkeit gegenüber frei. Gehöre ich aber nun Jesus, bin ich Sein Sklave geworden, das heißt Sklave der Gerechtigkeit und der Sünde gegenüber frei. JEDER ist also der Bibel - und der menschlichen Erfahrung - nach entweder Sklave der Sünde oder Sklave der Gerechtigkeit. Soll das nun heißen, daß es gar keine Freiheit gibt?



4. Die Freiheit des Evangeliums

Doch wohl nicht, heißt es doch, daß derjenige frei sein wird, der Jesu Jünger ist und die Wahrheit erkennt (Johannes 8,31-32). "Wen der Sohn frei macht, der wird wirklich frei sein." (Joh. 8,36)

Worin besteht aber konkret diese Freiheit - heißt es doch zugleich, daß derjenige, der Jesus gehört, Sklave der Gerechtigkeit ist (s.o.)?

Es ist das Paradoxe, daß gerade der Freie sich nicht selbst gehört (
Römer 6,16; 1.Korinther 9,19; 1.Petrus 2,16). Zum Beispiel 1.Petrus 2,16 sagt unmißverständlich, daß derjenige frei ist, der Sklave Gottes (also Sklave der Gerechtigkeit) ist. Da wird jetzt sicher jemand denken: Hahaha, hier wird ja ganz platt Sklaverei zur Freiheit erklärt! An dieser Stelle ist es aber wichtig, den Kern des Evangeliums zu verstehen. Jesus ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben - wir haben zwar Schuld auf uns geladen, doch ist diese GETILGT. Voll und ganz getilgt.

Wir müssen zu unserer Errettung nichts dazutun, als unsere Schuld einzugestehen und die Vergebung in Jesus anzunehmen.

Das Halten der Gebote rettet uns deshalb nicht, weil wir es sowieso nicht schaffen, Gottes Maßstab (
Matthäus Kap.5-7; Matthäus 22,37-39) zu genügen.

Wir können es nicht - denn der heilige Gott erwartet 100 % und nicht irgendwelche Halbheiten nach dem Motto: mehr gute als schlechte Taten. Das ist wie mit dem Parkverbot - wer falsch parkt, kann sich ja auch darauf berufen, daß er sonst immer einen Parkschein löst. Genauso ist es mit jedem anderen Delikt oder auch nur mit dem Rechenfehler in einer Matheklausur. Eine Aufrechnung von guten mit schlechten Taten gibt es nirgendwo. Und es gibt sie auch nicht bei Gott. Eine Sünde genügt also, daß wir es nicht schaffen. Haben wir also eine einzige Sünde, sind alle sonstigen guten Taten umsonst und können uns nicht retten.

Jesu Tod am Kreuz ist also unsere einzige Chance. Die Bibel sagt dies ganz explizit in
Römer 3,9-28. In Kurzfassung:

Römer 3,28: "Denn wir urteilen, daß der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.

Epheser 2,8-9: "Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme."

Nun ist das Gesetz natürlich nicht außer Kraft gesetzt. Das Gesetz Gottes bleibt der Maßstab für die, die keine Vergebung haben. Nur sind wir FREI vom Gesetz durch die Gnade der Vergebung (
Römer 6,14). Wenn wir also Gesetzeswerke tun, tun wir diese nicht, um errettet zu werden, sondern wir tun sie aus LIEBE zu Gott.
Es wird oft zitiert: "
Glaube ohne Werke ist tot." (Jakobus 2,26). Dies ist natürlich richtig, macht aber Epheser 2,8-9 nicht ungültig. Man kann hier nicht die eine Stelle gegen die andere ausspielen, sondern beide gelten. Jakobus 2,26 bedeutet ja nicht, daß es die Werke wären, die irgendwie doch für unsere Rettung wichtig wären.

Wenn wir Glauben haben, dann WERDEN wir Gottes Geboten zu genügen versuchen. GANZ VON SELBST. Sind also keinerlei Werke da, dann ist auch die Liebe zu Jesus nicht echt - nur das sagt
Jakobus 2,26. Es geht da nicht um Vollständigkeit - die ist eh unmöglich - sondern Jakobus 2,26 sagt: Glaube OHNE Werke ist tot.

Es ist überhaupt nicht anstrengend, nach Gottes Geboten zu leben: Ich vermeide die Sünde, so gut ich kann, weil ich Jesus lieb habe - ich bemühe mich freiwillig und ohne Anstrengung, nach Gottes Geboten zu leben, weil ich weiß: Jesus hat alles getan. Wer sich dabei anstrengt, Gottes Gebote zu halten, weil er meint, dies würde irgendwie zu seiner Rettung beitragen, der verkrampft und handelt nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus Angst um sich selbst. Ich möchte in diesem Lichte an
1.Korinther 6,12 erinnern:

"
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen."

Das ist die Freiheit des Evangeliums.

Wer also Jesus gehört und Ihn liebt, der WIRD GANZ VON SELBST nach Gerechtigkeit streben - und wird deshalb zum Sklaven der Gerechtigkeit (
Römer 6,16-22). Dieses Joch Jesu ist aber leicht (Matthäus 11,30), weil wir durch Ihn unter Gnade stehen und aus Liebe handeln, nicht aus Zwang und Druck. Hier wird die Sklaverei tatsächlich zur Freiheit.



5. Freiheit der Nachfolge oder Gruppendruck?

Das Paradoxe besteht also darin, daß nur der wirklich frei ist (Johannes 8,36), der Sklave Christi ist. (1.Petrus 2,16; Römer 6,22, Galater 5,1; 5,13) Dieser ist nicht mehr als Nichtgläubiger ein Sklave der Sünde, ist aber auch nicht ein Sklave des Gesetzes, sondern ist frei, in Liebe zu handeln (Galater 5,13) und Gott freiwillig und ohne Druck zu dienen.
Die christliche Freiheit besteht darin, mit Jesus zusammen zu gehen. Die FREIHEIT dieser Nachfolge besteht darin, daß Jesus uns zur FREIWILLIGKEIT befreit hat. Nachfolge ist freiwilliges Anvertrauen. Wir können deshalb FREIWILLIG handeln, weil am Kreuz alles getan ist, was zu unserer Errettung notwendig ist.

Diese Freiwilligkeit darf nicht durch Gruppennormen und moralischen Druck gegenüber dem Widerstrebenden untergraben werden.

Genau hier liegt die Gefahr zum Beispiel einer Religionsgemeinschaft wie der Zeugen Jehovas. Hier wird auf Mitglieder ein massiver Druck ausgeübt, die Eigeninitiative und der Heilige Geist werden erstickt und gedämpft, alles wird organisiert, geplant und die Menschen werden ihrer christlichen Freiheit beraubt. Das Ergebnis sind dann eben UNFREIE Menschen - mit allen negativen Folgen für den Einzelnen und die Gruppe. Man ist statt Sklave der Sünde nun ein Sklave des Gesetzes der Gruppe geworden. Und dieses Joch ist gar nicht leicht !
Dort, wo moralischer Druck beginnt, wird die freie Versammlung der Gläubigen nach Art einer evangelikalen Gemeinde zur unfreien Zwangsjacke eines menschengemachten Jochs.

Anmerkung am Rand: Es ist typisch, daß die Wachturmgesellschaft der Zeugen Jehovas in ihrer Neuen-Welt-Übersetzung die Freiheit des Evangeliums zu vertuschen versucht. Da wird dann z.B. in
Johannes 3,36 aus dem einfachen Wort "glauben" in reinem Beamtendeutsch ein krampfiges " Glauben ausüben". Warum wohl dieses ausüben ? Weil dem einfachen Gesetz Gottes, daß der errettet ist, der an Jesus GLAUBT, menschengemachte Gesetze hinzugefügt worden sind - von deren Einhaltung die Errettung abhängen soll.
So bitter es ist, es gilt
Matthäus 15,9: "Vergeblich aber verehren sie mich, indem indem sie als Lehren Menschengebote lehren."

Wir aber sind in Jesus, unserem Herrn, zur Freiheit und Freiwilligkeit berufen ! Gott möchte keine Marionetten und Befehlsempfänger, sondern Gottes Wille mit uns ist, daß wir uns in Liebe und Vertrauen als Kinder an Ihn dranhängen und mit unserem kindlichen Unvermögen versuchen, es dem Vater recht zu machen, weil wir Ihm eine Freude machen wollen.
Sanft und liebevoll wird Er dann seine Nachfolger formen, damit wir morgen Jesus etwas ähnlicher sind, als wir es heute sind.

Halleluja ! Unser Vater im Himmel ist einfach große Klasse !

Ingmar


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