Die erstaunliche Geschichte der Bibel


In diesem Artikel soll es allgemein um die Geschichte und Entstehung der Bibel gehen. Darüber lohnt es sich schon deshalb, zu schreiben, weil gerade in diesem Bereich immer neue reißerische Meldungen auftauchen und Schundliteratur (z.B. Dan Browns “Sakrileg”), die die Wahrheit verwischen sollen.

Weiterführender Link:
www.sakrileg-betrug/bibelfunde

INHALT



1) Gott hat geschrieben

Gewaltig muß es jedem der Augenzeugen vorgekommen sein, was da im frühen Morgengrauen geschah. Blitze zuckten, das Krachen des Donners war zu hören, der ganze Berg Sinai bebte, und von seinen schroffen Felswänden hallte ein überaus lauter Posaunenschall zurück über die weite, geröllbedeckte Ebene. Gott sprach mit Seinem Volk Israel, und Seine Autorität drückte sich in gewaltigen Naturerscheinungen aus. Am Fuß des Berges standen die Israeliten, alle zwölf Stämme, und zitterten. Ganz klein waren sie geworden, wo sie doch eben noch lauthals verkündet hatten: "Alles, was Gott sagt, wollen wir tun!"

Jetzt gab Gott die Antwort:
"Ich bin der Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!"

So lautete Sein erstes Gebot, das erste von 10 Geboten, die wir heute noch kennen, vielleicht sogar im Wortlaut hersagen können.

Mose, der Führer der Israeliten, stand oben auf dem Berg und nahm den Gesetzestext auf Steintafeln entgegen, um sie seinem Volk weiterzugeben und ihm den praktischen Umgang mit diesem Gesetz zu erklären. Gott schrieb Seine Gebote in Stein. Die Bibel erklärt uns das mit den folgenden Worten:

“Und die Tafeln waren das Werk Gottes, und die Schrift war die Schrift Gottes, eingegraben in die Tafeln.” (2. Mo 32, 16).

Gott ist aber nicht nur der Autor, Er hat auch verbindliche Regeln für die Behandlung dieses Textes aufgestellt. Die Tafeln mußten in einem speziell dafür angefertigten Behälter, der Bundeslade, transportiert werden. Die mündliche und schriftliche Weitergabe war streng geregelt.

Die Überlieferungsgeschichte der Schriften der Bibel ist einzigartig in ihrer Genauigkeit und Zuverlässigkeit.

Dies sollte uns zu denken geben:

Der Bibeltext wurde von Tausenden gottesfürchtigen Menschen festgehalten und sorgsam aufbewahrt und weitergegeben: Auf Stein, in Ton, auf Papyrus, Pergament und schließlich auch auf Papier. Die Texte wurden von Hand geschrieben oder geritzt. Die Abschrift eines Teils der Bibel konnte Monate dauern und ein Vermögen kosten. Der Wunsch vieler Leute, eine Bibel zu besitzen, hat entscheidende Impulse zur Entstehung der Buchdruckerkunst gegeben.

In Ländern, in denen der Besitz oder die Verbreitung von Bibeln verboten war, haben Menschen für dieses Buch gelitten und sogar ihr Leben geopfert. Beispiele davon gibt es in der alten und neuen Geschichte, und auch in unserer Gegenwart. Woher kommt diese Ehrfurcht vor einem Buch? Ist es religiöser Wahn? Naivität? Unaufgeklärtheit? Oder ist diese Buch doch ein besonderes Buch?

Es ist oft eingewandt worden, daß die wörtlich genaue Überlieferung der Bibel schon deswegen unmöglich sei, weil die Menschen zur Zeit der Entstehung des Alten Testaments noch gar nicht über eine Schriftsprache verfügten. Die mündliche Weitergabe aber sei so ungenau, daß sich Fakten und Mythen zu einem unentwirrbaren Knäuel verbinden müßten?

Diese früher von vielen vertretene Ansicht, daß die Menschen zur Zeit Abrahams (ca. 2200 v. Chr.) noch nicht schreiben konnten, mußte inzwischen revidiert werden.

Schon seit 5.000 Jahren können die Menschen schreiben!

Bei Ausgrabungen seit dem 19. Jahrhundert im Zweistromland dem heutigen Irak und Syrien, wurden die ältesten erhaltenen Inschriften der Welt gefunden. So stieß der Archäologe Parrot nach intensivem Graben im Palast des Königs von Mari auf nicht weniger als 23.000 beschriebene Tontafeln. Große Lastwagen mußten eingesetzt werden, um diese fast 5000 Jahre alten Keilschrifttexte fortzuschaffen. Etwa 40 Jahre später entdeckte ein italienisches Archäologenteam 15.000 Tontafeln in Tell Mardich (Syrien). Diese alten Funde stammen aus dem alten Königreich Ebla aus der Zeit Abrahams und früher. Ihre Texte enthalten Namen, die auch in der Bibel vorkommen, so zum Beispiel Eber, Israel oder auch Abraham.

Die Sumerer verwendeten bereits seit ungefähr 3.000 v. Chr. eine Bilderschrift, die als die bisher älteste bekannte Schrift der Welt bezeichnet werden kann. Auch bei den Ägyptern und Babyloniern war die Schreibkunst schon um 3.000 v. Chr. bekannt und weitverbreitet. So war z. B. die Hieroglyphenschrift so hoch entwickelt, daß sie sogar noch um 200 n. Chr. verwendet wurde.



2) Entstanden Fehler beim Abschreiben?

Ein oft angeführter Einwand gegen die Verläßlichkeit der Bibel gründet sich auf die Probleme, die beim Abschreiben von Texten entstehen.

Das mühevolle Kopieren derart umfangreicher Texte führt zur Ermüdung und zu Flüchtigkeitsfehlern. Diese Fehler werden um so häufiger auftauchen, je schneller das Kopiertempo ist. Wenn aber der Text, wie im Fall der Bibel, durch viele Generationen von Kopisten immer wieder abgeschrieben wurde, bevor er im Buchdruckverfahren in hohen Stückzahlen und unter Ausschaltung der größten Fehlerquellen konserviert werden konnte, dann mußten sich doch die Fehler von Kopie zu Kopie vermehren.

Die biblische Textforschung zeigt uns allerdings, daß genau dieses Phänomen nicht auftritt.

Die über 3.000 bekannten alten Handschriften der hebräischen Bibel stimmen in bewunderungswürdiger Weise überein und bestätigen den gedruckten Text.

Sogar die ältesten Teile der Bibel, die vor nahezu 3.500 Jahren entstanden sind, wurden bis in unsere Zeit getreu überliefert und bewahrt.

In der Zeit von 1500 - 400 v. Chr. entstanden die alttestamentlichen Schriften in hebräischer und z.T. in aramäischer Sprache. Mit großer Sorgfalt wurden diese Schriften immer wieder abgeschrieben und von Generation zu Generation überliefert. Aus Ehrfurcht vor dem heiligen Text des Wortes Gottes mußten die Juden damals wie heute beim korrekten Abschreiben eine Vielzahl von Regeln beachten.

So wurden z.B. einzelne Buchstaben oder das Vorkommen bestimmter Wörter gezählt und immer wieder überprüft.

Der ursprünglich nur mit Mitlauten geschriebene Text ("Konsonantentext") wurde im 7.-9. Jh. n. Chr. von jüdischen Schriftgelehrten, den Masoreten ("Überlieferer"), mit einem System von Punkten und Strichen zur Bezeichnung der Selbstlaute versehen, damit der genaue Sinn des Textes ein für allemal eindeutig festgelegt war. Diese Arbeit wurde dringend notwendig, da die hebräische Sprache zu dieser Zeit schon längst nicht mehr die Umgangssprache der Juden war. Die Ehrfurcht der Juden vor dem Wort Gottes hat dazu geführt, daß es keine einzige bekannte Gesamthandschrift des hebräischen Alten Testaments gibt, die älter als 1.000 Jahre ist. Alte, verbrauchte Bibelhandschriften wurden nämlich früher regelrecht "begraben", damit sie nicht in falsche Hände gerieten.

Eine große Anzahl völlig in Vergessenheit geratener Bruchstücke des Alten Testaments aus dem 6. - 8. Jahrhundert n. Chr. fand man gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der vor langer Zeit zugemauerten Geniza einer Synagoge in Kairo. Geniza bedeutet Versteck. Das ist ein Raum, wo die alten abgenutzten biblischen Schriften bis zu ihrer Vernichtung verwahrt wurden.

Noch älter ist das Papyrusfragment Nash (2.-1- Jh. v. Chr.), ein aus Ägypten stammendes Papyrusblatt mit den 10 Geboten und Versen aus dem 5. Buch Mose.

Die größte Sammlung von hebräischen Bibelhandschriften befindet sich in St. Petersburg (früher: Leningrad), darunter auch die älteste datierte vollständige Handschrift des Alten Testaments, der Codex Leningradensis. Er stammt aus dem Jahr 1008 n. Chr. und bildet die Grundlage der heutigen gedruckten Urtextausgaben. Schon im 3. - 2. Jahrhundert v. Chr. wurde das hebräische Alte Testament ins Griechische übersetzt, weil vielen Juden, besonders denen in der Diaspora ("Zerstreuung"), das Hebräische nicht mehr geläufig war. Diese sogenannte Septuaginta besteht aus einer Sammlung von Übersetzungen, bei deren Herstellung Jahrzehnte ins Land gingen. An manchen Stellen weicht der Text der Septuaginta von dem des hebräischen Alten Testaments ab, doch entsprechen viele Zitate des Alten Testaments im Neuen Testament dem Wortlaut der Septuaginta.



3) Neutestamentliche Handschriften

Bis zum 16. Jahrhundert wurde die Bibel handschriftlich überliefert. Vom Neuen Testament sind heute über 5.000 Handschriften und Bruchstücke davon in griechischer Sprache erhalten, das heißt, in der Sprache der nicht mehr vorhandenen Originalurkunden. Das NT wurde zuerst nur in Großbuchstaben, ohne Raum zwischen den Wörtern und ohne Zeichensetzung geschrieben. Wie z.B. das Johannesevangelium ausgesehen haben mag, illustriert der folgende Schriftsatz, mit dem Unterschied, daß der Apostel natürlich in Griechisch geschrieben hat:

DENNALSOHATGOTTDIEWEL
TGELIEBTDASSERSEINENEIN
GEBORENENSOHNGABDAMIT
JEDERDERANIHNGLAUBTNI
CHTVERLORENGEHESONDER
NEWIGESLEBENHABE

Bis heute sind insgesamt etwa 85 alte Papyrushandschriften bekannt, die vom Anfang des 2. bis zum 8. Jahrhundert reichen. Sie wurden größtenteils erst in diesem Jahrhundert entdeckt. Das bedeutendste Fragment, unter der Bezeichnung P52 bekannt, stammt aus der Zeit um 125 n. Chr. Keine dieser wertvollen Papyrushandschriften enthält das gesamte Neue Testament, sondern es handelt sich immer nur um Teilhandschriften davon. Dazu gehören vor allem die Evangelien, dann die Apostelgeschichte, die Briefe des Apostels Paulus, die sogenannten katholischen (d.h. allgemeinen) Briefe und die Offenbarung. Die bekanntesten Handschriften des Neuen Testaments sind die 274 sogenannten Majuskeln oder Unzialen aus der Zeit zwischen dem 3. und dem 11. Jh., so genannt nach ihrer großen Buchstabenform. Sie sind auf Pergament geschrieben.
Dazu zählen auch die ältesten vollständigen Bibeln der Welt die neben dem NT auch das AT in griechischer Sprache enthalten. Die berühmteste von ihnen ist wohl der Codex Sinaiticus, eine noch fast vollständig erhaltene komplette griechische Bibel aus dem 4. Jahrhundert, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Gelehrten Konstantin von Tischendorf im St. Katharinen-Kloster auf der Sinai-Halbinsel entdeckt wurde. Sie befindet sich wie der Codex Alexandrinus, eine weitere wertvolle Handschrift der ganzen Bibel aus dem 5. Jahrhundert, im Britischen Museum in London. In der Bibliothek des Vatikan in Rom liegt der Codex Vaticanus aus dem 4. Jahrhundert.

Die größte Gruppe der neutestamentlichen Handschriften in griechischer Sprache (insgesamt ungefähr 2.700 Manuskripte) stellen die Minuskeln dar, die auch Kursive genannt werden, weil ihre Schrift kleiner ist und die Buchstaben schon mehr miteinander verbunden sind. Der Text der meisten dieser Handschriften ist der sogenannte byzantinische Reichs-, Koine- oder Mehrheitstext. Eine weitere Gruppe von griechischen Handschriften sind die ca. 2.200 Lektionare. Das sind Bücher, die verschiedene neutestamentliche Texte (Perikopen) in der Reihenfolge enthalten, wie sie seit dem 4. Jahrhundert auf Anordnung der Kirche in den Gottesdiensten im Laufe eines Jahres vorgelesen werden mußten. Hier haben wir es also nicht mit Bibelhandschriften im wahren Sinn zu tun, trotzdem sind diese Lektionare als Zeugen für viele griechische Textstellen des Neuen Testaments wertvoll.

Darüber hinaus gibt es viele alte Übersetzungen ins Syrische, Koptische und Lateinische (insbesondere die Vulgata des Kirchenvaters Hieronymus). Die älteste Übersetzung in eine germanische Sprache ist die gotische Bibel des Bischofs Wulfila aus dem 4. Jahrhundert.

Der Wunsch der Christen, möglichst viele Bücher des Neuen Testaments zu besitzen, und die schnelle Verbreitung des christlichen Glaubens in Asien und Europa hatte zur Folge, daß eine Vielzahl von Abschriften und Übersetzungen entstand. Dadurch wurde auch der Text des Neuen Testaments sicher überliefert. Die Vielfalt der neutestamentlichen Handschriften und Fragmente (über 5.000) und etwa 9.000 alten Übersetzungen nach den Urschriften sowie die 36.000 Bibelzitate in den Schriften der Kirchenväter führten durch intensive Erforschung zu einer praktisch hundertprozentigen Erstellung und Bestätigung des Urtextes.

Keine einzige Textvariante stellt die Wahrheit der Botschaft Gottes im Neuen Testament in Zweifel.



4) Die Entdeckung des Codex Sinaiticus 1844

Mit viel Energie und Aufwand wurden Handschriften der Bibel gesucht und gefunden. Die Funde passen auf erstaunliche Weise zusammen.

1844 besuchte der 29jährige Konstantin Tischendorf das St. Katharinen-Kloster, gelegen in der einsamen unwegsamen Gegend des Sinaigebirges. Nach kurzer Zeit stieß er auf einen Korb voll alter Pergamentseiten, die zum Verbrennen bereitstanden. Zu seinem großen Erstaunen fand er dort 129 große Pergamentblätter, die Teile der griechischen Übersetzung des Alten Testaments enthielten. Dies waren die ältesten Bibelseiten, die Tischendorf je gesehen hatte.

43 dieser alten Pergamentblätter durfte er mitnehmen. Da er aber seine Erregung über diesen Fund nicht verbergen konnte, wurde das Mißtrauen der Klostervorsteher geweckt, so daß sie ihm fortan auf der Suche nach den noch fehlenden Bibelseiten nicht mehr behilflich waren.

Während der nächsten 15 Jahre besuchte Tischendorf mehrere Male das Kloster und versuchte, die restlichen Handschriftenseiten zu finden, doch war seine Suche vergeblich.

Im Jahr 1859 kam er durch Unterstützung des russischen Zaren Alexander II. noch einmal zu dem St. Katharinen-Kloster. Doch wieder schienen seine tagelangen sorgfältigen Untersuchungen ergebnislos zu enden, als plötzlich am Vorabend seiner geplanten Abreise der Verwalter des Klosters ihm "zufällig" eine alte Abschrift der Bibel zeigte.

Das, was Tischendorf vor sich sah, waren nicht nur Teile des Alten Testaments, sondern auch das ganze Neue Testament, vollständig mit allen 27 Büchern. Die ganze folgende Nacht arbeitete er mit seinem unbezahlbaren biblischen Schatz. Nach vielen Bemühungen konnte Tischendorf erreichen, daß diese Handschrift dem russischen Zaren zum Geschenk gemacht wurde. Später, im Jahr 1933, als die russische Regierung mehr Interesse an Geld als an der Bibel hatte, verkaufte sie den "Codex Sinaiticus" für 100.000 englische Pfund (ca. 1.200.000 DM) an England.

Seit dieser Zeit ist er im Britischen Museum aufbewahrt.

So sind in den letzten 150 Jahren Tausende von handgeschriebenen alten Teilen des Alten und Neuen Testaments wiederentdeckt worden. Sicherlich - die Entdeckungen sind nicht immer so aufregend und spannend, und doch hat jede Handschrift ihre eigene Geschichte, eine Geschichte, die durch Gott gelenkt wurde.



5) P52 - das älteste Handschriftfragment des Neuen Testaments

1920: Zwei junge englische Wissenschaftler, B. P Grenfell und A. S. Hunt, gruben auf antiken Müllhaufen im ägyptischen Fayum-Gebiet. Dort suchten sie nach historischen Zeugnissen und bargen uralte Papyrusfragmente. Nur in solchen regenarmen Gebieten bleibt dieses empfindliche Material vor Feuchtigkeit verschont, und die Sandverwehungen tun ihr übriges, sie verhindern das Verbleichen der Schrift durch die Sonneneinstrahlung. Die beiden Forscher brachten ihre Funde nach England, wo sie nach und nach entziffert wurden. Durch diese Schriftstücke ergaben sich ganz neue interessante Einblicke in das tägliche Leben Ägyptens vor ungefähr zweitausend Jahren.

Doch zu Weltruhm sollte es ein winzig kleines Stück Papyrus bringen, gerade handtellergroß.

Als der Forscher C. H. Roberts das Fundmaterial im Jahr 1935 nochmals sichtete, entdeckte er unter anderem diesen Papyrusfetzen von ungefähr 8,9 x 6,0 cm. Er enthält je 7 Zeilen in altgriechischer Schrift auf Vorder- und Rückseite. Das ist genug, um eindeutig identifiziert zu werden. Es handelkt sich um Verse aus dem Johannesevangelium. Auch das Alter seiner Entstehung läßt sich mit großer Sicherheit bestimmen: ca. 100 bis 125 nach Christus!

Damit war die älteste Handschrift des NT gefunden. Die Ansicht damaliger Bibelkritiker, daß das Johannes-Evangelium erst 170 bis 200 n. Chr. und damit nicht von Johannes selbst geschrieben sein könne, wurde durch diesen Fund mit einem Schlag widerlegt. Nach der Überlieferung starb Johannes im hohen Alter kurz vor dem Ende des 1. Jh. n. Chr. in Kleinasien, nicht lange nachdem er sein Evangelium, seine Briefe und die Offenbarung geschrieben hatte. Wenn eine Abschrift des Johannes-Evangelium spätestens 20 Jahre später Ägypten erreicht hatte, wie durch diesen sensationellen Papyrusfund erwiesen wurde, dann kann man die Wichtigkeit dieser Entdeckung richtig verstehen. Dieses älteste Textzeugnis des Neuen Testaments wird heute als kostbarer Schatz in der John-Rylands-Bibliothek in Manchester (England) aufbewahrt und trägt die wissenschaftliche Bezeichnung P52.



6) Der sensationelle Bibelfund von Qumran

An einem Frühlingstag des Jahres 1947 kletterte ein Beduinenjunge an den zerklüfteten Berghängen Qumrans, am Westufer des Toten Meeres, herum. Befand er sich dort auf der Suche nach einer entlaufenen Ziege, wie er selbst später aussagte, oder war dieser Knabe, die offiziellen Grenzübergänge umgehend, auf dem Weg von Transjordanien nach Palästina, um Schmuggel zu treiben? Die Wahrheit wird wohl nie vollständig ans Licht kommen, doch was ans Tageslicht kam, das waren die bis heute ältesten bekannten Bibelhandschriften.

Er fand nämlich in dieser kargen Berglandschaft eine schwer zugängliche Höhle, in deren kleine Öffnung er einen Stein warf und daraufhin das Klirren von zerbrechenden Tongefäßen hörte. Er zwängte sich in die Höhle hinein, in der Hoffnung, einen Schatz entdeckt zu haben. Bei näherer Untersuchung fand der Beduinenjunge zu seiner großen Enttäuschung verschiedene, große Krüge in der Höhle, die zumeist lederne Buchrollen enthielten, die in einem erstaunlich guten Zustand waren.

Fünf dieser alten Schriften gelangten auf Umwegen an den Metropoliten im syrisch-orthodoxen Kloster in Jerusalem, einige andere an Prof. Sukenik von der Hebräischen Universität Jerusalem.

Als der israelisch-arabische Krieg 1949 zu Ende war, erfuhr dann die Welt, daß in Palästina der großartigste archäologische Fund gemacht worden war! Weitere Nachforschungen in der Umgebung des ersten Fundes der "Schriftrollen vom Toten Meer" förderten Hunderte von Handschriftfragmenten in zehn anderen Höhlen zutage. Nun begann die mühsame Arbeit der Sichtung und Entzifferung der Rollen aus Kupfer, Leder, Pergament und Papyrus, die heute noch andauert. Bei weiterer Nachforschung kam man auf die in der Nähe der Höhlen gelegene Festung Khirbet Qumran, die etwa 100 v. Chr. wahrscheinlich von Mitgliedern der jüdischen Sekte der Essener erbaut worden war.

Wohl aus Furcht vor den um 70 n. Chr. heranrückenden Römern hatten die damaligen Bewohner der klosterartigen, befestigten Siedlung ihre umfangreiche und wertvolle Bibliothek in den nahegelegenen Höhlen versteckt. Dort wurden sie fast 1900 Jahre später durch "Zufall" entdeckt!

Der bedeutendste Fund von Qumran ist ohne Frage die inzwischen weltberühmte Jesajarolle A, die älteste bekannte vollständig erhaltene hebräische Abschrift eines Bibelbuches. Der Text ist fein säuberlich auf 17 aneinandergenähte Lederblätter mit einer Gesamtlänge von ungefähr 7,3 m in 54 Spalten geschrieben. Angefertigt wurde sie im 2. Jahrhundert v. Chr.

Bezeichnenderweise läßt die Handschrift nichts davon erkennen, daß es sich um eine "im Laufe mehrerer Jahrhunderte entstandene Sammlung prophetischer Texte" (angeblich 8.-6. Jahrhundert v. Chr.) handelt, wie Bibelkritiker behauptet hatten. Die Jesajarolle von Qumran ist gleichsam aus einem Guß. Die Gesamtfunde vom Toten Meer sind so umfangreich, daß neben vielen anderen Schriften und Gegenständen - Teile von allen Büchern des Alten Testaments (außer dem Buch Esther) identifiziert werden konnten.

Der wahrscheinlich älteste in Qumran gefundene Bibeltext ist ein Bruchstück einer Rolle der Bücher Samuel aus dem Ende des 3. Jh. v. Chr.

Die Bibel ist einzigartig in ihrer Überlieferung. Sie ist das Buch des Altertums, das am besten erhalten ist.

Die jüngeren archäologischen Funde, so bedeutsam sie auch jeder für sich sein mögen, bezeugen vor allem eins: Die außergewöhnliche Zuverlässigkeit des überlieferten Textes.

Von dem ca. 50 v. Chr. geschriebenen bekannten Werk "Über den Gallischen Krieg" (De Bello Gallico) des römischen Feldherrn und Diktators Cäsar existieren heute etwa zehn Handschriften aus dem 9. - 10. Jahrhundert n. Chr. Davon sind nur zwei oder drei von guter Qualität. Trotzdem würde kaum jemand die Echtheit dieses Buches anzweifeln, wie es im Blick auf die Bibel so oft geschieht.



7) Angriffe gegen die Bibel

Die neueren Bibelausgrabungen wurden in den Medien als Sensationen präsentiert. Aber nur zu oft erdichtete man sich reißerische Skandalgeschichten aus den Fakten (z.B. Dan Browns “Sakrileg”, an dem rein gar nichts stimmt), unterstellte Fehler und Ungereimtheiten.

Alles, was die Aufmerksamkeit des Medienpublikums erregte, war recht.

Die Versuche, die Bibel unglaubwürdig zu machen, sind fast so alt wie die Bibel selbst. Seit Jahrhunderten versuchen Menschen, sie zu vernichten und zu verbrennen. Könige und Kaiser haben sich mit fanatischem Eifer dafür eingesetzt. Im Jahr 303 n. Chr. erließ der römische Kaiser Diokletian den Erlaß, alle Christen und ihr heiliges Buch zu vernichten. Doch 22 Jahre später wurde das gleiche Buch - die Bibel - von Kaiser Konstantin zur unfehlbaren Autorität erhoben, und er ließ auf seine Kosten 50 neue Kopien anfertigen.

Etliche Grabreden sind über die Bibel ausgesprochen worden, so z. B. durch den französischen Rationalisten Voltaire.

Das Wort der Wahrheit ließ sich nicht auslöschen! Die meisten Angreifer sind verstorben, die Kritiker widerlegt, doch die Bibel steht fest wie ein Fels. Kann man vom Wunder der Überlieferung sprechen, so gibt es angesichts der massiven Verfolgungen das genauso große Wunder ihres Überlebens. Die Bibel ist das am meisten bekämpfte und doch am weitesten verbreitete und meistgeliebte Buch der Welt. Und das trotz aller Anfeindungen und der in manchen Ländern bis heute andauernden Vernichtungsaktionen.

Gott spricht: “
Meine Worte aber werden nicht vergehen.” (Lukas 21, 33).

Wir sehen in den heutigen Schmähreden gegen die Bibel das Wort des Paulus bestätigt:
”Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln (= Mythen; erfundene, unrealistische Geschichten) sich hinwenden.” (9. Tim 4, 3.4).



8) John Wyclif und die englische Bibel

In der Kirchengeschichte spielt der Streit um die Übersetzung der Bibel eine ganz eigenartige Rolle. Hatte die Kirche nicht Grund, die Verbreitung der Bibel zu fördern? Warum sollten die Gemeindeglieder von der Lektüre des Bibeltextes ausgeschlossen werden? - Nun, was uns heute merkwürdig und unverständlich vorkommt, wurde damals in einem ganz anderen Licht gesehen.

Exemplarisch für den Streit um die muttersprachliche Bibel steht der englische Reformator John Wyclif. Ca. 1324 in der Nähe von London geboren, kam er schon früh - mit 16 Jahren - an die Universität von Oxford. Sehr schnell wurde er bekannt als exzellenter Redner bei gelehrten Disputationen. Er studierte lange und gründlich eine ganze Anzahl von Fächern, und schloß seine Ausbildung mit einem theologischen Grad ab. Wyclif blieb danach als Professor in Oxford und nahm später eine Pfarrstelle auf dem Land an. Dies bedeutete damals nicht, daß man seine akademischen Ämter aufgeben mußte. Im Gegenteil, viele Pfarreien waren damals von Personen besetzt, die sich nie in der Gemeinde aufhielten. Sie beanspruchten angemessene Versorgung durch die Gemeinde, konnten sich aber nach dem Verständnis der Zeit durchaus in den Zirkeln der feinen Kreise - Hof, Akademie, Politik - aufhalten und die Pfarrei verwaist lassen.

Die Evangelisierung und der Predigtdienst wurde nur zu gerne von wandernden Predigern - meist Anhängern eines der Bettelorden - übernommen. Die Predigt hatte zu gefallen, denn der herumziehende Priester war auf unmittelbare Unterstützung durch seine möglichst zahlreiche Zuhörerschaft angewiesen.
Sehr oft wurden die biblischen Geschichten mit spannenden Fabeln oder gar Volksaberglauben vermischt. Hatte das Volk Gelegenheit, in die Kirche zu gehen, so hörte es lateinisch gelesene Worte aus der Heiligen Schrift, die es nicht verstehen konnte.

Bibelbesitz war den Laien verboten - nicht nur Übersetzungen, sondern auch die amtliche (lateinische) Bibel der Kirche. Allenfalls bestimmte Auszüge und Sammlungen zu Erbauungszwecken wurden gestattet. Das Volk war unfähig, die Lehre der geistlichen Führer zu verstehen, geschweige denn zu prüfen. Die wichtigste Quelle für biblische Geschichten war das gemalte Bild in der Kirche. Und auch hier war die Tradition meist stärker vertreten als der biblische Text selbst. Wyclif sah schon in jungen Jahren diese schädlichen Einflüsse. Seine Kritik schärfte sich an politischen Verstrickungen zwischen Kirche, Papst und englischer Regierung. Zeitweilig wurde er als Berater in das englische Parlament berufen, um gegen den Papst aufzustehen.

Aber sehr bald ging seine Kritik tiefer, als ihm alle seine mächtigen Unterstützer und Gönner folgen konnten. Er wollte Kirchentradition nicht mehr gleichwertig neben der Bibel stehen lassen.

Seine kirchenkritische Haltung führte sehr schnell zum Ausschluß des Gelehrten aus der Universität. Er zog sich auf seine Pfarrstelle zurück und arbeitete dort in seiner Gemeinde.

Jetzt fand er Zeit, die Bibel ins Englische zu übersetzen. Schon vorher waren einige Bibelteile übersetzt worden. Jetzt aber entstand zum ersten Mal eine komplette englische Bibel. Wyclif hat die Arbeit mit Sicherheit nicht alleine geschafft, ein Team von Helfern unterstützte ihn. Nur zwei Jahre hatte er noch Zeit, die Arbeit zu betreuen, dann war sein Leben zu Ende. 1384 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.

Aber weit über seinen Tod hinaus waren seine Schüler, die "Lollarden", eifrig damit beschäftigt, seine Arbeit weiterzuführen. Wenn wir uns klarmachen, daß bis auf den heutigen Tag mehr als 70 Handschriften seiner Bibel existieren, dann können wir erahnen, wie viele damals hergestellt worden waren - ohne Druckpresse, nur durch Abschreiben! Und nun zogen die "Lollarden" durch das Land und lasen mit den Bürgern, mit Arm und Reich, aus diesen Bibeln und erklärten sie. Heimlich waren solche Zusammenkünfte, da der Klerus sein vermeintliches Privileg mit allen Kräften zu verteidigen suchte. Und manche mußten das Leben lassen für ihren mutigen Einsatz für die Bibel. Trotzdem wuchs die Zahl der Jünger ständig.



9) Martin Luther und seine Bibel:

Wir schreiben das Jahr 1521. Am Abend des 3. Mai reitet eine kleine Schar bewaffneter Soldaten in den Hof der Wartburg ein. Mit sich führen sie einen Mönch. Der Burgvogt begrüßt ihn freundlich und geleitet ihn zu zwei sehr kleinen Turmstübchen, die gerade ein Bett, einen Tisch und einen Stuhl enthalten. Der Mönch heißt Martin Luther.

Kurfürst Friedrich der Weise muß Martin Luther in Schutz nehmen, als dieser vom Reichstag zu Worms die Heimreise nach Wittenberg antritt. Weil Luther vier Jahre vorher in Wittenberg seine 95 Thesen angeschlagen hatte, wurde er für vogelfrei erklärt. Deshalb erscheint dem Kurfürsten diese "Schutzhaft" unumgänglich. Dort, auf der Wartburg entschließt sich Luther zur Übersetzung des Neuen Testaments aus der griechischen Ursprache in die deutsche Sprache. In seinem Reisegepäck besitzt Luther eine hebräische Bibel und ein griechisches Neues Testament in der Ausgabe des Erasmus von Rotterdam. Eine einheitliche deutsche Sprache wird weder gesprochen noch geschrieben. Da eine allgemein verständliche Sprache nicht am Schreibtisch entwickelt werden kann, geht er verkleidet hinaus, spricht und lebt mit dem Volk.

So beginnt er im Dezember des Jahres 1521 mit der Übersetzung des Neuen Testaments. Nach einer Rekordzeit von nur vier Monaten (Dezember 1521 - März 1522) ist diese Arbeit abgeschlossen. Nach einer gründlichen Durchsicht erscheint es im September 1522. Da die 3.000 Exemplare einen reißenden Absatz finden, folgt bereits im Dezember 1522 die 2. Auflage. Zum ersten Mal gibt es ein Neues Testament in wirklich deutscher Sprache, und wo man hinkommt, wandert das deutsche Testament von Hand zu Hand. An jedem Ort und in allen Schichten des Volkes wird es mit Begier gelesen.

Kurze Zeit später beginnt Luther mit zwei Freunden, Melanchthon und Aurogallus, die Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen. Die fünf Bücher Mose werden 1523 fertig. Das Alte Testament wird 11 Jahre später beendet, und im September des Jahres 1534 erscheint die ganze Bibel.



10) Antike Schreibtechnik und Schreibmaterial:

Die ägyptischen Hieroglyphen waren Symbole, die Gegenstände und Handlungen abbilden. Ähnliches gilt z. B. für die chinesischen Schriftzeichen in der heutigen Zeit. Bei dieser Bilderschrift wurde ein zu bezeichnender Gegenstand in möglichst einfacher Form aufgezeichnet. Durch Zusammenstellung einzelner Bilder ließen sich sogar Abläufe und abstrakte Gegenstände darstellen. Doch das Verfahren ist kompliziert, sogar irgendwann einmal unüberschaubar, denn die Anzahl der Bilder wächst ins Unendliche.

Einfacher war die daraus im 2. Jahrtausend vor Christus entwickelte Silbenschrift, da sie nicht die Gegenstände, sondern die Klangsilben eines gesprochenen Wortes darstellte. Doch auch bei dieser Methode wurde die Anzahl der Silben unüberschaubar groß.

Alle diese Schriften hatten also den großen Nachteil, daß sie aus Hunderten von Zeichen bestanden, die man kennen mußte, um richtig schreiben zu können. Erst in einer späteren Entwicklungsstufe der Schreibkunst entstand das Alphabet. Diesen gewaltigen Schritt machten um 1500 v. Chr. die Phönizier. Das erste Alphabet, es bestand aus 22 Buchstaben (nur Mitlauten), fand durch die Handel treibenden Phönizier schnell Verbreitung im östlichen Mittelmeerraum und gelangte so nach Griechenland. Dort wurde es nach einigen Änderungen und Zusätzen (vor allem für Selbstlaute) um 1000 v. Chr. heimisch und bildete auch die Grundlage für das spätere lateinische Alphabet, das wir heute noch benutzen.

So hat Gott auf wunderbare Weise dafür gesorgt, daß zur Zeit der Niederschrift der Bibel eine einfache, aber eindeutige Schrift zur Verfügung stand. Buchdrucktechnik hat das Aussehen des Textes stark verändert, stärker, als wir vielleicht vermutet hätten. Der Blocksatz zum Beispiel, wo alle Zeilen die gleiche Länge haben, ist erst durch den Buchdruck gekommen. Wir verwenden verschiedene Schriftarten und Schrifttypen in einem Text, um dem Leser das Verständnis zu erleichtern. Die Hauptveränderung aber ist, daß jetzt riesige Mengen des gleichen Textes hergestellt werden können. Und von einem Druckstock entstehen völlig gleiche Kopien - Abweichungen von Buch zu Buch sind praktisch ausgeschlossen.


Antikes Schreibmaterial

a) Papyrus
Neben der Tontafel war Papyrus im Altertum das verbreitetste Schreibmaterial. Diese Methode der Aufzeichnung mit Tinte und Feder war allerdings wesentlich teurer als das Ritzen in feuchten Ton, doch dafür haltbarer, leichter zu benutzen und zu transportieren.

Die Papyrusstaude säumte in undurchdringlichen Dickichten die Ufer des Nils. Nach dem "Fällen" und Schälen wurde das Mark ihrer etwa 6 cm starken, dreikantigen Stengel in lange dünne Streifen geschnitten und diese nebeneinander zu einem Blatt aneinandergelegt. Eine zweite Lage wurde quer über die erste gelegt. Nachdem das Ganze mit einer kalkhaltigen Flüssigkeit getränkt wurde, wurde es gepreßt und getrocknet. Dieses Schreibmaterial war so haltbar, daß es in dem trockenen Klima Ägyptens die Jahrtausende bis in unsere Gegenwart überdauern konnte.

Bis ins 8. Jahrhundert hinein wurde Papyrus als Beschreibstoff benutzt. Erst seit dem 4. Jahrhundert gewann das Pergament zunehmend an Bedeutung.

Doch Papyrus war Erfindung und Monopol der Ägypter, und so exportierten sie es zu hohen Preisen. Als der König Eumenes II. (197-158 v.Chr.) von Pergamos in Kleinasien seine Bibliothek zu weltweiter Bedeutung ausbauen wollte, versuchte dies der König von Ägypten zu stoppen, indem er die Ausfuhr von Papyrus unterband. Eumenes mußte ein eigenes Schreibmaterial erfinden.

b) Pergament So wurde in Kleinasien das nach der Stadt Pergamos benannte Pergament entwickelt. Dieses edelste und vielleicht wertvollste aller Schreibmaterialien wurde aus der geglätteten Haut von Tieren hergestellt. Man schrieb auf dem Pergament wie auf Papyrus mit Tinte, doch ist es dauerhafter und erlaubt aufgrund seiner Festigkeit, jederzeit die Schrift wieder abzukratzen und neu zu übermalen. So konnte ein einziges Blatt öfter verwendet werden. Gerade im Mittelalter wurde davon leider sehr häufig Gebrauch gemacht. Die Mönche in ihren Klöstern, die oft sehr arm waren, schabten ihre alten Handschriften mit Bimsstein und Sand ab, um sie anderweitig zu nutzen. Vielfach wurden sie anschließend neu beschrieben oder bemalt. Manchmal produzierte man aus ihnen sogar Schuhsohlen. Dabei wurden häufig nichtsahnend unersetzliche Dokumente zerstört.

Heutzutage hat die Wissenschaft Möglichkeiten, die nie vollständig abgeschabte Schrift durch UV-Photographie oder auf chemischem Weg wieder sichtbar zu machen.

Solche mehrfach beschriebenen Pergamente, sogenannte Palimpseste, zählen zu dem Interessantesten, was den heutigen Gelehrten in die Hände fallen kann. Neben diesen Schreibmaterialien wurde auch das viel gröbere Leder verwendet.

c) Leder Seit Jahrtausenden bekannt, mußte Leder ebenfalls aus Tierhaut hergestellt werden. Das Verfahren war allerdings nicht so aufwendig, und im Unterschied zum Pergament wurde die Tierhaut nicht mit Kalklauge behandelt, sondern mit Gerbsäure gegerbt.

d ) Papier Das Papier (im ersten Jahrhundert nach Christus im Fernen Osten entwickelt) setzte sich ab dem 13. Jahrhundert in Europa durch.



11) Die Überlieferung der Bibel im Mittelalter

Für die Überlieferung der Bibel im Mittelalter (ca. 500 - 1500) kommt gerade den Klöstern eine herausragende Bedeutung zu. Zum Anfang dieser Periode wurde ganz Mitteleuropa von einem dichten Netz von Klöstern überzogen. Von ihnen ging eine Fülle von geistigen und kulturellen Aktivitäten aus, die ihnen eine bedeutende Stellung sicherten. Nirgendwo sonst in Europa verfügte man über ein ähnliches Potential an Wissen, Gelehrsamkeit und Zeit. So war es eine Frage der Zeit, daß die Klosterschulen sich zu Keimzellen aller Wissenschaften entwickelten. Doch das Hauptaugenmerk der Mönche galt vor allem der Heiligen Schrift. Sie wurde nicht nur fleißig gelesen, ausgelegt und kommentiert, sondern auch immer und immer wieder abgeschrieben.

Zunächst waren es Majuskelabschriften der Septuaginta beziehungsweise des griechischen Neuen Testaments, später dann, als die lateinische Bibel mehr und mehr Einzug in die Kirchen hielt, wurden Kopien der lateinischen Vulgata angefertigt. Seit der Zeit Karl des Großen (768 - 814) werden kleine Buchstaben verwendet, die sogenannten Minuskeln. Daneben kam die Kursivschrift in Gebrauch, eine reine Schreibschrift, bei der die einzelnen Buchstaben durch Verbindungsstriche zu Wörtern zusammengefaßt wurden.

Auf feinstem Pergament entstanden so Handschriften und Codices (Bücher) von überwältigender Schönheit. Herrliche Psalter, Evangeliare und Apokalypsenbücher, die mit lebendigen, buntfarbigen Bildern und wunderschönen Verzierungen ausgestattet sind, wurden angefertigt. Diese großartigen Werke - oftmals sehen sie aus wie gedruckt - legen dafür Zeugnis ab, daß Menschen an der Arbeit waren, die nicht nur mit überragendem Können, sondern in gleicher Weise auch mit viel Geduld und unendlicher Liebe zu dem Wort Gottes arbeiteten.

Später begannen die Schreiber, die Arbeit zu rationalisieren. Ein Mönch diktierte den Text, und zehn oder sogar zwanzig andere schrieben das gehörte Wort nieder. Es entstanden jetzt regelrechte- "Massenauflagen" von manchmal mehr als zwanzig Exemplare der Bibel oder einzelner Bibelbücher. Doch brachte eine solche Praxis auch Nachteile mit sich, denn je schneller man schrieb, desto mehr Fehler schlichen sich ein. Lesefehler, Schreibfehler und Hörfehler lassen so den Wert der Handschriften immer weiter absinken, und es entstand mit der Zeit ein Durcheinander von mannigfachen Abweichungen im Text, die zu entwirren erst unserer Zeit vorbehalten bleiben sollte.

Später waren es die gelehrten Mönche und Leiter an den Klosterschulen, die sich an Übersetzungen wagten. So wurden um 850 n. Chr. Teile der Bibel (Evangelien-Harmonien, Psalmen, Hohelied) von der lateinischen in die deutsche Sprache übersetzt. Allerdings waren die Übersetzungen sehr frei. Sie werden heutzutage sprachlich zu dem Schönsten gerechnet, was uns aus jener Zeit erhalten ist.

Charakteristisch für das ausgehende Mittelalter sind die Blockbücher, bei denen nicht nur die Abbildungen, sondern auch der Text spiegelverkehrt in Holzplatten geschnitten werden mußten. Sie verdanken ihre Entstehung dem Bestreben, eine billigere Vervielfältigungsform als die des Abschreibens zu finden, und man bediente sich dabei des Holzschnitts.

An erster Stelle unter den Blockbüchern stehen die "Armenbibeln", die "Bibliae Pauperum". Der Aufbau dieser Bilderbibel ist sehr einfach. Jeweils eine Seite behandelt ein bestimmtes Thema. Im Mittelpunkt steht jedesmal ein Bild mit einem neutestamentlichen Geschehen, umgeben von Bildern, die alttestamentliche Begebenheiten zeigen, die in einem inneren Zusammenhang dazu stehen. Allerdings haben die Armenbibeln ihren Namen nicht etwa daher, weil sie so billig gewesen wären, daß sich auch der Arme ein solches Buch hätte leisten können. Vielmehr waren die Leute des Volkes gemeint, denen die Kunst des Lesens und erst recht die Gelehrtensprache Latein fremd geblieben war. Diese hielt man in gelehrtem Hochmut für jene "Armen im Geiste", die Jesus im Evangelium nach Matthäus seligpries.



12) Die Erfindung der Buchdruckerkunst

1445 war es dann soweit: das Drucken mit beweglichen Lettern wurde erfunden. Johannes Gensfleisch zur Laden, genannt Johann Gutenberg, erfand in Mainz die Buchdruckkunst. Zu Anfang wurden kleinere Schriften gedruckt, doch schon im Jahr 1450 fing er mit den Vorarbeiten zum Druck der 42zeiligen Bibel an. Alles, was Gutenberg zum Druck benötigte, mußte er selbst anfertigen oder nach eigenen Plänen herstellen lassen, angefangen von den Drucktypen bis hin zur Druckerschwärze.

Um einen Druck zu erhalten, der aussehen sollte wie eine Handschrift, verwendete Gutenberg nicht nur die gebräuchlichen 26 Buchstaben des Alphabets, sondern schuf kunstvolle Abkürzungszeichen und ineinander verschlungene Doppelbuchstaben.

Gutenberg entwarf 290 verschiedene Schriftzeichen, und so war der Druck kaum von einer Handschrift zu unterscheiden. Für eine 42zeilige Bibelseite benötigte er ungefähr 2.500 Buchstaben.

Wenn man bedenkt, daß aufgrund der Heftung der Bibel in jeweils fünf Bogen à vier Seiten rund 40 Seiten für den Druck bereitstehen mußten, dann ergibt sich daraus, daß ein gewaltiger Vorrat von etwa 100.000 Typen erst einmal gegossen werden mußte, damit beim Drucken keine Verzögerungen durch ausge- gangene Typen entstanden. Diese erste Bibel wurde nicht nur auf Papier, sondern auch auf Pergament gedruckt. Für jedes Exemplar waren 340 Papier- bzw. Pergamentbogen nötig, dafür mußten 170 Kälber ihre Haut hergeben.

So erreichte Gutenberg schon recht bald das Ende seiner finanziellen Kräfte. Zweimal kam ihm der Geschäftsmann Johannes Fust mit je 800 Gulden zu Hilfe (man konnte zur damaligen Zeit von zehn Gulden ein Jahr gut leben), und schon kurze Zeit später, im Jahr 1452, waren die Vorarbeiten zum Druck der ersten Bibel abgeschlossen.

Mittlerweile arbeiteten sechs Setzer in Gutenbergs Werkstatt! Bis jeweils eine Seite gesetzt war, dauerte es ungefähr einen Tag. Danach wanderte sie in die Presse, die stündlich etwa zehn Drucke bewältigte, wurde herausgenommen und zum Trocknen aufgehängt.

Den ersten Buchstaben eines jeden neuen Kapitels ließ Gutenberg im Satz frei. Sie wurden später von dem sogenannten Rubrikator mit der Hand in Rot ausgefüllt. Ebenso malte der Rubrikator die reich verzierten Überschriften in roten Buchstaben.

Wie groß muß das Verlangen nach dem göttlichen Wort sein, wenn immer wieder derartige Summen und Mühen für den Erwerb einer Bibel aufgewendet werden!

Insgesamt vergingen zwei volle Jahre, bis diese erste Auflage fertiggestellt wurde. In kurzer Zeit war sie verkauft, und dies bei einem Preis von mindestens 40, vielleicht sogar 50 Gulden. 180 Exemplare betrug die erste Auflage der Bibel, davon sind 45 Exemplare, teilweise nur in Bruchstücken, erhalten geblieben. Sie werden heute mit Millionen DM aufgewogen.

Nun begann die Zeit, wo überall in Deutschland Druckereien entstanden. In Straßburg brachte Mentelin 1466 die erste gedruckte Bibel in deutscher Sprache heraus. Es folgten Drucke in Augsburg, Nürnberg, Köln, Hamburg und in vielen anderen Städten.

So gab es schon vor der Zeit von Martin Luther 18 gedruckte deutschsprachige Bibeln. Doch hatten diese zwei gravierende Nachteile. Zum einen waren es Übersetzungen aus dem Lateinischen, d.h. nicht aus den Ursprachen und daher entsprechend ungenau. Zum anderen gab es keine einheitliche deutsche Sprache, und so konnte nur ein Teil des Volkes eine bestimmte Bibel lesen. Auch in Holland, Frankreich, Italien und Spanien wurde gedruckt. Tschechische, polnische, russische, ja sogar äthiopische Ausgaben folgten. Noch im 15. Jahrhundert eroberte die gedruckte Bibel die Welt.

Bis zum Beginn der Reformation wurden allein in den mitteleuropäischen Ländern rund 70.000 Bibeln gedruckt und verbreitet. Hinzu kommen etwa 120.000 Psalter beziehungsweise andere alttestamentliche Schriften und annähernd 100.000 Neue Testamente. Dabei dürfte die einzelne Auflage kaum einmal 300 Exemplare überschritten haben.



13) Die Zeit der Bibelgesellschaften

Der Drang, den Menschen dieser Welt das Wort Gottes, die Bibel, preisgünstig in die Hände zu legen, war der Beweggrund zur Gründung der Bibelgesellschaften.

Ohne Eigengewinn, durch Spenden, Stiftungen und Kollekten sollten große Bibelauflagen hergestellt werden. So kostete das Neue Testament im 18. Jahrhundert 2 Groschen und eine ganze Bibel 9 Groschen. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es möglich, das sogenannte 10-Pfennig-Testament und die 1-Mark-Bibel herauszubringen, ein konkurrenzlos niedriger Preis für ein Buch dieser Stärke.

Der Grundgedanke der Bibelgesellschaften entstammt schon dem frühen 16. Jahrhundert. Der Ritter Anemont de Coct muß zur Zeit der Gegenreformation aus Frankreich nach Basel fliehen und opferte dort sein ganzes Vermögen, um preiswerte Bibelausgaben drucken zu lassen.

Zur gleichen Zeit wurden in Württemberg durch Hans Ungnad Freiherr von Sonnegk Bibeln für die Balkangebiete ins Kroatische und Slowenische übersetzt und gedruckt. Oft mußten diese Bibeln auf abenteuerliche Weise in ihr Zielgebiet geschmuggelt werden.

Beachtlich ist das Werk August Hermann Franckes, der in seinem Waisenhaus in Halle/S. eine Druckerei errichtet. Zum ersten Mal wird der vollständinge Drucksatz für eine ganze Bibel hergestellt.
Das bedeutet in der Praxis, daß die Druckstöße für Folgeauflagen bereitstanden. Dieses Verfahren erfordert ein großes Anfangskapital, welches ein Freund Franckes, der Freiherr von Canstein, zur Verfügung stellt. So entsteht 1710 die von Cansteinsche Bibelanstalt in Halle, die bis 1804 etwa drei Millionen Bibeln und Neue Testamente verbreitete. Im 19. Jahrhundert ging die Arbeit der von Canstein- schen Bibelanstalt stark zurück, da ihr unter anderem durch die politische Lage Deutschlands der missionarische Impuls fehlte.

Dennoch stand das 19. Jahrhundert im Zeichen der Bibelgesellschaften: 1804 in Basel und London, 1806 in Irland, 1807 in Kanada, 1808 in Philadelphia, 1812 in Schottland, 1817 in Australien und 1837 in Neuseeland, um nur einige zu nennen.

Am 7.3.1804 wurde in London die British and Foreign Bible Society gegründet. 100 Jahre später gab es ungefähr 9.500 Hilfsgesellschaften und Zweigvereine auf der ganzen Welt, und während dieser Zeitspanne wurden ca. 200 Millionen Bibeln, Neue Testamente und Bibelteile verbreitet.

Die Württembergische Bibelanstalt in Stuttgart wurde 1812 unter Mitwirkung des Auslandssekretärs der British and Foreign Bible Society, C. F. Steinkopf, gegründet. Sie ist im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum führend und erwirbt sich auch besondere Verdienste um die Herausgabe wissenschaftlicher Bibelausgaben in den Ursprachen.

Die Arbeit der Württembergischen Bibelanstalt wurde 1975 in die Deutsche Bibelstiftung überführt, in der auch die Verlagstätigkeit der von Cansteinschen Bibelanstalt aufging.

Hand in Hand mit der Bibelverbreitung geht die unermüdliche Arbeit der Bibelübersetzungen.

Zur Zeit Luthers gibt es rund 15 Übersetzungen in verschiedenen Sprachen. Im Jahr 1600 sind es 40, im Jahr 1700 erst 52. Doch dann steigt die Zahl der verschiedenen Übersetzungen sprunghaft an. Den 75 Übersetzungen im Jahr 1800 folgen 567 im Jahr 1900. Zur Zeit gibt es die Bibel oder Teile davon in mehr als 2.000 Sprachen.



14) Inspiration der Bibel

In der Regel hat jedes Buch einen Autor. Der Autor schreibt das Manuskript und leitet es weiter an einen Verlag, der es sichtet, redigiert, ändert und dann produzieren läßt. Oft spricht auch umgekehrt der Verleger einen geeigneten Autor an, wenn er eine Buchidee realisieren möchte. Manche Bücher werden jahrelang entworfen, dann verworfen und die Arbeit eingestellt, aber nicht selten wird irgendwann weitergeschrieben. Manche Bücher entstehen in wenigen Monaten.

Manche Werke konnten nicht einmal während der Lebenszeit der Autoren fertiggestellt werden. Häufig blieben sie dann unveröffentlicht.

Völlig anders war es mit der Bibel: Die insgesamt 66 Bücher (bzw. 70 Bücher, wenn die Psalmen als 5 Einzelbücher gezählt werden) der Bibel wurden von ungefähr 40 Personen geschrieben. Deren Namen werden allerdings oft gar nicht besonders hervorgehoben. Diese Schreiber des Wortes Gottes stammten aus den verschiedensten Zeiten, Kulturen, sozialen Schichten und Berufen. Es waren Menschen, die von Gott selbst ihre Botschaft empfingen. Sie redeten oder schrieben das Wort Gottes unter der Führung Seines Geistes. Hierfür hat sich das Wort Inspiration eingebürgert, das "Einhauchung" bedeutet.

Inspiration ist jedoch nicht so zu verstehen, daß die Schreiber der Bibel nur von einem übernatürlichen Drang erfüllt gewesen wären. Es wäre ähnlich wie bei einem Dichter, der sich auch durch irgendeinen Gedanken zu einem Gedicht oder einer Erzählung "inspirieren" läßt. Dann wären zwar die Personen inspiriert gewesen, aber das, was sie schrieben, wäre dann ihr eigenes Erzeugnis. Solchen Darstellungen könnte aber niemals göttliche Autorität innewohnen.

Die Bibel sagt deshalb auch:

                
Alle Schrift ist von Gott eingegeben.” (2. Timotheus 3, 16).

Anstatt "von Gott eingegeben" könnte man auch übersetzen: "gottgehaucht" oder: "von Gottes Geist eingegeben". Dieser Ausspruch geht also weiter als das, was wir unter Inspiration allgemein verstehen. Alle Schrift, d. h. die Bibel als Ganzes, enthält also das, was Gott für die Menschen niederschreiben lassen wollte. Die Schreiber waren nicht nur vom Heiligen Geist getrieben, sondern Er gab ihnen auch dasjenige ein, was sie schreiben sollten.



15) Der Kanon

Seitdem das Alter der biblischen Schriften, die Genauigkeit ihrer Überlieferung und die Autorenschaft der Jünger Jesu aufgrund der Erkenntnisse der Archäologie und Sprachforschung kaum mehr bezweifelt werden können, konzentrieren sich die Angriffe der Bibelkritiker auf das Zustandekommen der Bibel, d.h. die Zusammenstellung des sogenannten Kanons.

Das Wort Kanon bedeutet ursprünglich "Rohr", "Richtschnur" oder "Maßstab".

Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. wird von den gläubigen Christen die Auswahl von Büchern, die eindeutig die Zeichen göttlicher Inspiration und Autorität tragen und zusammen die Bibel bilden, als Kanon bezeichnet. Dieser Kanon ist in einer einzigartigen Weise unter dem stillen Einfluß des Heiligen Geistes, nach Abweisung der Apokryphen oder Pseudepigraphen, entstanden

Diese gesamte Sammlung aller biblischer Bücher hat ihre eigene Geschichte, die auch dadurch bedingt ist, daß die Bibel über einen Zeitraum von ca. 1600 Jahren entstanden ist. Bei der Bildung des alttestamentlichen Kanons durch die Sammlung und Bewahrung der biblischen Schriften wird seit jeher dem Schriftgelehrten Esra eine wesentliche Rolle als Werkzeug Gottes zugeschrieben. Der alttestamentliche Kanon lag im 2. Jahrhundert v. Chr. bereits abgeschlossen vor und wurde in der uns bekannten Form von den Rabbinern Palästinas im 1. Jahrhundert n. Chr. Bestätigt.

Der Kanon des Neuen Testaments hat sich schon nach wenigen Jahrzehnten gebildet. Von Anfang an wurden die Evangelien, die Apostelgeschichte, die Briefe und die Offenbarung als inspirierte heilige Schrift betrachtet. Wie bei den Schreibern wirkte der Heilige Geist auch bei den Empfängern und Lesern: Was die einen unter Seiner Leitung schrieben, anerkannten die anderen unter dem gleichen göttlichen Einfluß als vom Heiligen Geist inspiriert an.

An der Beschaffenheit der Bücher war deutlich zu erkennen, ob sie zum Kanon der ganzen Heiligen Schrift gehörten.

Da diese Schriften jedoch mit der Hand abgeschrieben werden mußten, waren sie nicht von Anfang an bei allen Christen in allen Ländern und an allen Orten gleichermaßen verbreitet. Doch schon Mitte des 2. Jahrhunderts berichtet Justin der Märtyrer ( um 150), daß die Evangelien und die Schriften der Apostel zusammen mit den alttestamentlichen Prophezeiungen an jedem Sonntag in den Zusammenkünften der Christen gelesen wurden. Das sogenannte Muratorische Fragment, eine leider nur teilweise erhaltene Aufstellung der neutestamentlichen Bücher aus dem 2. Jahrhundert, enthält die vier Evangelien, die dreizehn Briefe des Paulus, die Apostelgeschichte, die Briefe des Johannes, Judas und die Offenbarung, außerdem noch zwei nicht kanonische Schriften.

Die Bildung des biblischen Kanons geschah somit nach und nach in der Praxis der Gemeinden, wobei der Vorgang auch weitgehend einhellig ablief. Nur bei wenigen Büchern war jemals umstritten, dass sie zum biblischen Kanon gehören. Insbesondere haben niemals irgendwelche Kirchenführer auf einem Konzil bestimmt oder festgelegt, welche Bücher in den Kanon aufgenommen werden oder nicht. All das sind Theorien, die heute oftmals vorgebracht werden, um die Glaubwürdigkeit der Bibel zu erschüttern. Auf solchen Konzilen wurde der Kanon lediglich bestätigt. So findet sich bei dem Kirchenvater Athanasius (ca. 296 - 373) bereits ein vollständiges Verzeichnis aller neutestamentlichen Schriften, die dann auf den Synoden von Hippo (393 n. Chr.) und Karthago (397 und 419) von der Westkirche als Heilige Schrift anerkannt wurden.

Die Theorien der heutigen Bibelgegner, die hier menschliche Einwirkung sehen möchten, beruhen vor allem darauf, dass Gott auf die Rolle eines unbeteiligten Zuschauers reduziert wird.



16) Was sind Apokryphen?

Das Wort "apokryph" bedeutet: verborgen, geheim, unklar.

In den letzten vorchristlichen Jahrhunderten entstanden zusätzlich zu den inzwischen von den Juden als kanonisch anerkannten Büchern des AT eine Reihe weiterer religiöser Schriften: Judith, Weisheit Salomos, Tobias, Jesus Sirach, Baruch, 1. u. 2. Makkabäer, Stücke zu Esther und Stücke zu Daniel. Diese apokryphen Bücher waren aber nie Bestandteile der hebräischen Bibel.

Sie tauchten erstmals in der Septuaginta auf, der griechischen Übersetzung des AT. Von dort wurden sie in die lateinische Übersetzung der Bibel von Hieronymus (Vulgata, um 400 n. Chr.) übernommen. Sie gehören daher auch zum festen Text der katholischen Bibel.

Neben so manchen geschichtlichen, chronologischen und geographischen Fehlern ist das gesamte Niveau dieser Schriften mit dem der kanonischen Schriften nicht zu vergleichen. Mit Recht ist darauf hingewiesen worden, daß der Ausspruch: So spricht der HERR o. ä., der in den Schriften des AT über 3 800mal vorkommt, in den Apokryphen kein einziges Mal gebraucht wird. Von den Rabbinern Palästinas wurden die Apokryphen, deren Herkunft im Dunkeln liegt (evtl. Ägypten oder Syrien?), schon im Altertum nicht als Gotteswort anerkannt. Im Anhang der Vulgata erscheinen noch weitere Texte, die als pseudepigraph (das heißt unter falschem Namen geschrieben) bezeichnet werden: das Gebet Manasses, 3. u. 4. Esra, Psalm 151 und der Laodizäer-Brief.

Auch dem NT wurden schon früh eine Reihe von Apokryphen hinzugefügt. Sie stammen fast alle aus dem 2. Jh. n. Chr. Es handelt sich dabei um eine Fülle teils märchenhafter Schriften über Jesus und die Apostel sowie um gefälschte Briefe von Aposteln und anderen biblischen Personen, die deutlich offenbaren, daß es sich dabei um menschliche Machwerke handelt.



17) Der Finanzminister aus Äthiopien:

In der Ferne sah man, in eine Staubwolke gehüllt, die schwachen Konturen einer kleinen Karawane. Sie war so ziemlich das einzige, was man dort am vor Hitze flimmernden Horizont entdecken konnte. Die Gegend war öde. Und sie wurde immer trostloser, je naher man der Stadt Gaza kam. Erst wenn man ganz genau hinsah, konnte man bemerken, daß sich etwas weiter links hinter den langsam voran- kommenden Wagen noch etwas bewegte. Ein winziger Punkt der immer dichter an die Karawane herankam und bald zu einem Ganzen mit ihr zerschmolz.

"Steh auf und geh gegen Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; derselbe ist öde!"
So hatte Gott zu Philippus gesprochen und bereitete jene entscheidende Begegnung in der Einöde vor, wo eine suchende Menschenseele zum Frieden mit Gott geführt werden sollte.

Auf einem schmuckvollen Pferdewagen saß ein Mann und las. Er las in einer ebensolchen Buchrolle, wie man sie Jahrhunderte später in einer jener Höhlen von Qumran finden sollte. Es war exakt der gleiche Text, den Gelehrte zu späteren Zeiten als Teil des Propheten Jesaja identifizieren würden.

Die Stelle der Schrift aber, welche der hochgestellte Mann aus Äthiopien, der Finanzminister der dortigen Königin, las, war diese:

“Er wurde wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm stumm ist vor seinem Scherer, also tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Gericht weggenommen; wer aber wird sein Geschlecht beschreiben? denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.” (Jesaja 53, 7.8).

Der Minister wog nachdenklich seinen Kopf. Er schien verwirrt zu sein. Von wem war hier bloß die Rede? In finanziellen Angelegenheiten, ja, da kannte er sich aus, aber diese religiösen Texte.... Plötzlich vernahm er neben seinem Gespann eine fragende Stimme. "Verstehst du auch, was du liest?" Erstaunt sah er auf. - Diese Frage des Philippus traf den Kern seines Problems.

Nach allem, was Sie bisher gelesen haben, ist das Problem des Finanzministers vielleicht auch Ihr Problem, das bis heute noch ungelöst ist. Die Bibel blieb vielleicht bisher für Sie, trotz aller Bemühungen, sie zu verstehen, ein Buch mit sieben Siegeln.

Hierzu sagt die Heilige Schrift:

Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird (1. Korinther 2, 14).

Nur wer mit dieser Voraussetzung an das heilige Wort Gottes herangeht und glaubt, daß es einen lebendigen Gott gibt, wird bei seiner Lektüre wahren Segen erfahren.

Der weitgereiste Äthiopier war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten. Das Verlangen, Gott kennenzulernen, war vorhanden. Er meinte es ernst. Daher die weite Reise nilabwärts, am Meer entlang, bis hin zu dem Heiligtum der Juden nach Jerusalem. Aber erst auf der Rückkehr, dort in der Öde, in der Stille wurde er von Gott und Seinem Wort wirklich gepackt. Philippus stieg auf seinen Wagen und erklärte ihm, bei der gelesenen Schriftstelle beginnend, das Evangelium von Jesu, dem Lamm, das vor einiger Zeit in Jerusalem zur Schlachtung geführt worden war. Er sprach darüber, warum das Lamm, das doch der ewige Sohn Gottes war und ist, vor seinen Anklägern stumm blieb und sich ihnen nicht widersetzte. Er sprach von den Leiden und Schmerzen und wie man den etwas über dreißigjährigen Jesus von Nazareth an das Kreuz nagelte. Er redete von dem Warum und Wieso Seines Todes, daß Jesus Christus die Strafe zu seinem Frieden auf sich nahm, um aus ihm, dem verlorenen Sünder mit seinem wert- und inhaltsloser Leben, einen glücklichen, erlösten Menschen mit Sinnerfüllung für Zeit und Ewigkeit zu machen.

Philippus sprach von Buße und Umkehr, aber auch von der unendlichen Liebe Gottes - bis schließlich der Minister sein Leben vor Gott aufdeckte, um Vergebung seiner Schuld bat und Jesus Christus im Glauben als seinen neuen Herrn, Führer und Erlöser annahm.

Die weitere Heimreise setzte er als ein neuer Mensch fort glücklich und dankbar für das, was Christus für ihn getan hatte. Das alles geschah auf jenem kleinen Wagen, der einsam durch die Halbwüste rollte.

Wo wird Gott Sie erreichen?

Wann wird ER Sie bereit finden? Werden Sie stille stehen, damit Gott zu Ihnen reden kann? Kann ER Sie durch Schwierigkeiten in Ihrem Leben auf das ewige Leben hinweisen? Oder werden Sie immer wieder "nein" sagen, bis auch ER schweigt?


Persönlich

Möge Gott Sie in die Stille, zur persönlichen Einkehr und Umkehr leiten. ER will Ihnen zeigen, daß das Sterben Jesu auch für Sie nötig war, um Sie vor ewiger Strafe in der Gottesferne zu bewahren und stattdessen ewiges Leben in Seiner Gegenwart zu schenken.

Es war mein Wunsch, Ihnen mit diesem Artikel deutlich zu machen, daß die Bibel das WORT GOTTES ist. Vielleicht ist mir das gelungen?

Sie können jedenfalls ganz sicher sein, das Wort Gottes ist die einzige Grundlage für das jetzige und das zukünftige Leben.

Wir bitten Sie herzlich, wenden Sie sich persönlich an diesen Heiland-Gott der Bibel -

ER wartet auf Sie!




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