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Christliches Gebet: Sprechen mit Gott
Vorab ein Link zum Thema: C.S.Lewis: “Von der Wirksamkeit des Betens”
Wenn ich über das Gebet schreiben möchte, so will ich gleich klarstellen, daß Gebet von größter Bedeutung ist: Beten ist Gespräch
mit Gott. Christsein ist Beziehung mit Gott. Das Gespräch aber ist stets der Kern einer Beziehung.
Gott selbst sagt aber über Seinen Tempel in Jesaja 56,7: “Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden”. So wichtig ist für Gott das Gebet.
...und dies ist die Verheißung: “Viel vermag eines Gerechten Gebet”, Jakobus 5,16
INHALT: 1) Christliches Gebet: Kein Ritual 2) Grundsätzliches zum Gebet 3) Verschiedene Arten des Gebets
a) Lobpreis und Dank
b) Bekenntnis unserer Schuld
c) Vergebung
d) Fürbitte
e) Bittgebet
f) Gebet in Zungen
4) Das Vater Unser
5) Die Antwort Gottes hören
1) Christliches Gebet: Kein Ritual.
Wir Menschen neigen dazu, Dinge zu ritualisieren. Sind wir mit dem Herzen und unseren Gedanken
nicht dabei, wird auch ein Gebet schnell zum bloßen Ritual, bei dem wir gedankenlos etwas aufsagen und dazu bestimmte Handlungen vollziehen (Augen schließen, Hände falten, Kopf gesenkt). Wenn wir einem Menschen gegenüber jeden
Tag gedankenlos dasselbe sagen und uns anschließend wieder anderen Dingen zuwenden, wird dieser Mensch unser Tun vermutlich nicht als Gespräch und lebendige Beziehung auffassen.
Aus welchem Grund sollte Gott über unsere gedankenlosen Gebete anders denken?
Nein - Gott läßt sich durch rituelle Handlungen nichts abkaufen, sondern Gott sieht und will unser Herz. Gott möchte unsere völlige Liebe und
Hingabe (vgl. Matthäus 22,36-40), nicht irgendwelche Rituale ohne innere Hinwendung (vgl. Jesaja 1,13-17, Amos 5,21-24).
Gebet ist daher entweder bewußtes Sprechen mit Gott oder aber es ist gar nichts.
Dort, wo eine lebendige Beziehung zu Gott fehlt, kann
Gebet im Grunde nur Ritual und äußerliche Handlung sein. Das Ritual äußert sich dann wohl meist im Einnehmen einer bestimmten Pose oder dem Aufsagen eines vorformulierten Gebets, ohne daß der Geist in Kontakt mit Gott tritt. Hier besteht ein fließender Übergang zum “magischen” Denken des unbekehrten Menschen, der meint, er könne durch das äußere Vollziehen von bestimmten Handlungen, Beschwörungen oder das Aufsagen von Formeln eine übernatürliche Wirkung erzielen.
Zu diesem magischen Denken gehört auch, daß man bestimmte Äußerlichkeiten als Voraussetzung für die Wirksamkeit der Handlung ansieht. So habe ich zum Beispiel aufgrund meiner landes- kirchlichen Prägung als Kind gedacht,
daß ein Gebet nur dann wirklich gültig ist, wenn ich den Kopf gesenkt halte und dazu die Hände falte. So ist es mir zwar nicht gesagt worden, doch hatte ich dies gefühlsmäßig so empfunden, weil jeder auf diese Weise betete und
die Freiheit einer lebendigen Beziehung nicht gelebt wurde.
Die Bibel zeigt aber, daß wir in jeder Körperhaltung beten dürfen. So wird in der Bibel sitzend (1. Chr 17,16), kniend (1.Kön 8,54; Esra 9,5; Lukas 22,41-42; Apg 9,40), im Stehen (Nehemia 9,5; Markus 11,25; Lukas 18,13), auf der Erde liegend (Psalm 72,11-12; 2.Mose 34,8-9, Josua 7,6; Esra 10,1; Matthäus 26,39; Markus 14,35) oder mit erhobenen Händen (2. Chr 6,12-13; Psalm 63,4-5; 1.Timotheus 2,8) gebetet. Für unser Gebet spielt es daher keine Rolle, in welcher
Situation oder Körperhaltung wir beten. Man kann beim Autofahren ebenso beten wie beim Spazierengehen oder beim Schwimmen. Falls Du es noch nie getan hast: Auf den Knien zu beten, kann eine besondere Erfahrung sein. Doch gilt
es, daß wir aus Gnade frei darin sind, WIE wir beten möchten.
Frei sind wir auch darin, WAS wir beten. Natürlich möchte ich nichts gegen vorformulierte Gebete sagen, nur muß dann unser Herz wirklich bei
dem sein, was wir beten. Meist kommen wir aber mit einem freien Gebet besser in die Gegenwart Gottes. Für manchen, der es nie gelernt hat, frei zu beten, ist dies schwer. Hier können die Psalmen der Bibel eine Hilfe sein, denn
diese sind nichts anderes als Gebete. Wir dürfen Gott unser Herz im Gebet offen ausschütten. Gott möchte unser lieber Vater sein und wir dürfen mit allem, was uns bewegt, zu Ihm kommen. Dabei geht es nicht um große Worte
oder schöne Formulierungen, sondern darum, daß wir Gott gegenüber ehrlich und echt sind. Gott müssen wir nichts vormachen - Er kennt uns ohnehin besser als jeder andere. Wir dürfen mit Gott vertraut sein wie ein kleines Kind
mit seinem Vater, weil wir in Jesus Gnade gefunden haben vor Seinen Augen. Dadurch, daß wir Jesus angenommen haben, dürfen wir Kind Gottes sein, vgl. Johannes 1,12
Andererseits ist Gott aber nicht etwa unser Kumpel. Zu unserem Gebet
sollte deshalb auch immer Respekt gehören - “Gottesfurcht” nennt die Bibel das. Gott ist heilig und wir sind bestenfalls Begnadigte. Er ist Herr, wir sind nur Mägde und Knechte.
In den heidnischen Religionen geht es
hingegen beim Gebet vor allem um Rituale und Äußerlich- keiten. Typisch dafür ist der Islam, dessen Gebetsverständnis ich kurz skizzieren möchte, um den Kontrast zu zeigen: Bis auf wenige Ausnahmen (konkrete Bittgebete)
sind im Islam nur bestimmte vorformulierte Gebete erlaubt, die jeweils zu bestimmten Uhrzeiten gesprochen werden müssen. Gebete dürfen im Islam nur auf Arabisch gesprochen werden und müssen fehlerfrei rezitiert werden. Das
islamische “Gebet” ist nämlich ungültig und muß wiederholt werden, wenn der Betende z.B. unterbrochen wird, husten muß oder sich verspricht. Es gibt auch viele Situationen, in denen einem Moslem Gebet nicht erlaubt ist. Vor dem
Gebet sind bestimmte rituelle Waschungen vorzunehmen. Eine bestimmte Gebetshaltung muß eingenommen werden, bestimmte Utensilien sind notwendig (Gebetsteppich) etc.
Kurz gesagt: Der Unterschied zum christlichen Gebet
könnte kaum größer sein. Auf der einen Seite Vertrautheit und Natürlichkeit in der Beziehung mit Gott, auf der anderen Seite tote magische Formeln.
2) Grundsätzliches zum Gebet
Gebet ist zunächst einfach einer der
Kerninhalte des Christseins und Verantwortung eines jeden Christen. Wer nicht betet, dessen Glaube ist eigentlich nur abstrakte Philosophie, nicht lebendige, gelebte Gottesbeziehung. Die Bibel fordert uns auch an vielen Stellen
ausdrücklich zum Beten auf, z.B. in Markus 14,38, Matthäus 26,41; Epheser 6,18; 1.Thessalonicher 5,17; 1.Timotheus 2,1-2, Jakobus 5,16. Als Christen sind wir zu Priestern Gottes berufen, vgl. 1.Petrus 2,5. Priesterschaft bedeutet, Gott zu dienen. Dazu gehört auch das Gebet, mit dem wir Gott ehren, Ihm danken und Ihn loben.
Gebet ist auch ein Lebensstil der
tiefen Verbindung mit Gott. So stand z.B. im Leben Jesu das Gebet an erster Stelle, vor allen anderen Dingen wie körperlicher Ruhe, sozialem Leben und Essen, vgl. Matthäus 14,23; Lukas 6,12. Wenn wir beten, treten wir in Kontakt zu Gott. Wenn wir beten und zu
Gott sprechen, wird Gott auch zu uns sprechen und uns Richtung, Weisheit, Erkenntnis, Kraft und Schutz geben.
Unser Gebet darf nie dazu dienen, uns vor anderen Menschen zu profilieren. So sagt Jesus in Matthäus 6,5-6: 5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen
gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der
im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
Wer laut betet und weiß, daß andere Menschen zuhören, steht immer in der Gefahr, zur
Selbstdarstellung zu beten. Dies gilt auch für das Gebet im Gottesdienst - Jesus spricht ja gerade auch von denen, die in den Synagogen beten. Gerade hier gilt es, sich im Gebet auf Gott auszurichten und nicht auf die Zuhörer.
Gleichermaßen ist es verfehlt, vor anderen ohne Notwendigkeit zu erzählen, für wen oder für was man beten will. Auch hier ist schnell ein Stück Selbstdarstellung mit dabei. Wer aber wirklich für jemanden betet, der schweigt
darüber - und insbesondere auch demjenigen gegenüber.
Weiter sagt Jesus in Matthäus 6,7-8: “Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn
sie meinen, daß sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.”
Es geht nicht darum, im Gebet viele Worte zu machen oder etwa nach Art des katholischen Rosenkranzes eine bestimmte Anzahl von Gebeten herunterzuleiern. Genau diese Art von
Gebet meint Jesus hier. Damit läßt Gott sich gar nichts abkaufen. Wir sollen vielmehr besonnen, bewußt und klar beten, vgl. 1.Petrus 4,7: “Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet !”
Andererseits ist es natürlich gut, wenn wir ausdauernd und anhaltend im Gebet sind, vgl. Lukas 21,36; Römer 12,12; Kolosser 4,2; Epheser 6,18; 1.Thessalonicher 5,17. Beides schließt sich ja nicht aus: Besonnen und klar im Gebet, kein
bloßes Plappern um der vielen Worte willen - zugleich aber auch ausdauernd. So gibt uns Jesus sogar ein Gleichnis dafür, wie wir Gott durch ausdauerndes Gebet bewegen und umstimmen können, vgl. Lukas 18,1-8: “1 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, daß sie allezeit beten und nicht ermatten sollten, 2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott
nicht fürchtete und vor keinem Menschen sich scheute. 3 Es war aber eine Witwe in jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegenüber meinem Widersacher ! 4 Und eine Zeitlang wollte er nicht; danach
aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und vor keinem Menschen mich scheue, 5 so will ich doch, weil diese Witwe mir Mühe macht, ihr Recht verschaffen, damit sie nicht am Ende komme und mir ins
Gesicht fahre. 6 Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange
hinziehen? 8 Ich sage euch, daß er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?”
Selbst der ungerechte Richter, den das Leid der Witwe an sich nicht scherte, ließ sich durch die Regelmäßigkeit und Beharrlichkeit, mit der sie immer wieder zu ihm kam, zum
Handeln bewegen. Ihre Beharrlichkeit und Aufdringlichkeit brachte ihr die Entscheidung zu ihren Gunsten. Wenn aber schon ein ungerechter Richter sich in dieser Weise bewegen läßt, um wieviel mehr der gerechte Gott ! Ein ganz
ähnliches Gleichnis findet sich in Lukas 11,5-13.
Entsprechend heißt es in Matthäus 7,7-11: “7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr
werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden! 8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden. 9 Oder welcher Mensch ist unter euch, der,
wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? 10 Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel
mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!”
Wenn wir unseren Vater im Himmel um etwas bitten, dann wird
Gott unsere Gebete vielleicht nicht so erfüllen, wie wir meinen. Aber wenn wir um ein Brot bitten, werden wir keinen Stein bekommen - Gott erhört unser Gebet vielleicht anders als erwartet, doch was immer geschieht, Gott möchte
das Gute für uns. Wir dürfen deshalb vertrauen, daß Gott unser Gebet hört und das tun wird, was das beste für uns ist. Oft werden wir nicht verstehen, warum Gott ein Gebet nicht so erhört, wie wir es uns wünschen würden.
Doch auch menschliche Eltern erfüllen ihren Kindern nicht immer alle Wünsche. Täten sie dies, wäre es den Kindern nicht zum Vorteil.
3) Verschiedene Arten des Gebets
Es gibt verschiedene Arten von Gebet, worauf ich im Folgenden näher eingehen möchte.
Vorab möchte ich jedoch klarstellen, daß der Unterschied zwischen “anbeten” und “anrufen”, der im Katholizismus gemacht wird, keine Grundlage in der Bibel hat. Beides ist in der Praxis dasselbe. Die begriffliche
Trennung dient nur der wortspalterischen Verschleierung, daß viele Katholiken neben dem wahren Gott auch Maria und verschiedene Heilige anbeten und z.B. um Fürbitte oder Hilfe bitten.
Jedes Gebet darf sich nur an Gott richten - also an den Vater, den Sohn oder den Heiligen Geist. Maria oder Heilige “anzurufen” ist daher ein Verstoß
gegen das erste Gebot (2.Mose 20,2-3; 5.Mose 5,6-7) und Götzendienst:
“Ich bin der HERR, dein Gott, Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.”
Gott allein gebührt die Ehre unseres Gebets!
a) Lobpreis und Dank
Der erste Schritt im Gebet ist, sich daran zu erinnern, daß wir in die Gegenwart Gottes eintreten. Auch im Vater Unser heißt es vor allem anderen: “....geheiligt werde Dein Name......”, vgl. Matthäus 6,9. Lobpreis und Dank sind wichtig, wenn wir uns Gott nähern:
Psalm 100,2-4: “Kommt vor sein Angesicht mit Jubel ! Erkennt, daß der HERR Gott ist
! Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst - sein Volk und die Herde seiner Weide. Zieht ein in seine Tore mit Dank, in seine Vorhöfe mit Lobgesang! Preist ihn, dankt seinem Namen !”
Die Quelle des Lobpreises ist, daß der Heilige Geist unseren Geist darauf richtet, Gottes Größe zu ehren und anzubeten. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, was Gott uns
jeden Tag Gutes tut und dafür zu danken. Gewöhne Dich daran, den Herrn während Deiner Gebetszeiten zu preisen und zu ehren. Vergiß nie, was Du Gott verdankst. Bewahre Dir die Erinnerung an das, was Gott in Deinem Leben getan
hat. Halte daran fest. Und bevor Du bittest, danke erst. Gerade das Danken vergessen wir nur allzu leicht. Aber Gott verdient Dank vor allem anderen.
Psalm 103,1-5: “1 Preise den HERRN, meine Seele, und all mein Inneres seinen heiligen Namen ! 2 Preise den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht alle seine Wohltaten !
3 Der da vergibt alle deine Sünde, der da heilt alle deine Krankheiten. 4 Der dein Leben erlöst aus der Grube, der dich krönt mit Gnade und Erbarmen. 5 Der mit Gutem sättigt dein Leben....”
Wenn wir anfangen, Gott zu preisen, werden wir dadurch selbst in der Erkenntnis Gottes wachsen. Danke Gott für das, was Er getan hat und danke für das, was Er
noch tun will. Durch Danksagung wächst unsere Liebe zu Gott. Es sind nämlich nicht unsere Bitten, die uns im Gebet erquicken können und aus denen wir im Gebet Kraft tanken - es ist der Lobpreis.
Wußtest Du, daß es im Hebräischen sieben verschiedene Worte für Lobpreis Gottes gibt? Ich möchte sie kurz nennen:
Todah: Dankopfer oder Lobopfer, Dank oder Lobpreis opfern, Yadah: Preisen, die Hände hochwerfen Barak: Segnen, Dank und Lob bringen, denn er hat die Überfülle gegeben; vor Gott knien Halal: Gott rühmen, preisen, jauchzen, sich nicht scheuen, ungewöhnlich zu reagieren, tanzen Zamar: Gott mit Instrumenten preisen, Ihn gekonnt mit Saiten preisen, Harfe zum Lob Gottes spielen
Tehillah: Aufforderung, den Herrn zu preisen, einen Psalm
oder eine Hymne zu singen, auch Tanzen, lautes Sprechen, festlicher Jubel Schabach: Lobpreis, sanfte stille Anbetung der Kraft, Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes. Gott für Seine Taten lobpreisen
Eine erfrischende Möglichkeit, eine
Gebetszeit zu beginnen, ist es, mit einem Psalm zu beginnen und dann in eigenen Lobpreis überzugehen. Die Psalmen 145-150 sind dafür sehr gut geeignet, da sie den Namen Gottes erheben und Seine Liebe, Herrlichkeit, Weisheit und
Größe preisen.
Eigentlich sollte unser Gebet immer vorwiegend aus Danken und Jubel bestehen. Die Bibel sagt in Epheser 5,20: "Sagt allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus !", vgl. auch 1.Thessalonicher 5,18. Sagt
allezeit Dank für alles! Unter "alles" fallen auch die Dinge, Umstände und Menschen, über die wir uns ärgern und die uns schwer zu schaffen machen. Auch persönliches Leid fällt darunter. Und dafür sollen wir im Gebet
danken? Ist das nun Zynismus? Ich denke nicht. Es ist vielmehr Demut. Wenn wir wissen und ernstnehmen, daß wir einen allmächtigen Gott haben und daß alles aus Gottes Hand kommt, dann können wir auch für alles danken. Denn Gott
in Seiner Weisheit hat auch das, was wir als unangenehm empfinden, zugelassen. Und auch wenn es für uns furchtbar erscheint - Gott wird gewußt haben, warum Er dies geschehen ließ. Und da Gott gut ist, will ich Ihm bedingungslos
vertrauen, daß auch in unserem Leid das geschieht, was für uns gut ist. Oftmals wird man in diesem Leben nie erfahren, warum Gott dieses oder jenes Leid zuläßt. Doch hier ist Vertrauen und Glaube gefragt. Ich weiß, daß Gott da
ist. Und ich weiß, daß Gott gut ist. Und deshalb weiß ich auch, daß in allem Gottes großer Plan liegt.
Lob sei Ihm, dem EINEN, der die Sünder frei macht und die Tränen trocknet.
b) Bekenntnis unserer Schuld
Das zweite im Gebet ist, daß wir unsere
Schuld bekennen. Unvergebene Schuld kann bewirken, daß unser Gebet nicht gehört wird. So heißt es in Jesaja 59,1-2: “Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr
nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, daß er nicht hört.”
Wenn Du das Gefühl hast, daß Gott Deine Gebete nicht hört, prüfe Dich, ob es Schuld in Deinem Leben gibt, die Du noch vor Gott bringen mußt. Es ist wichtig, mit
Gott voll und ganz ins Reine zu kommen. Andererseits wäre es verkehrt, vergangene Sünden wieder hervorzuholen, die bereits mit dem Blut Jesu bedeckt worden sind. Der Herr hat sie vergessen und vollständig vergeben: 1.Johannes 1,9: “Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.”
Der Teufel möchte uns natürlich immer wieder Verdammnis und Selbstvorwürfe einreden, indem er uns an vergangene, längst vor Gott bekannte Sünden erinnert und uns an
der Vergebung zweifeln läßt. Hier müssen wir der Verheißung Gottes vertrauen und glauben. Verlaß Dich drauf: Gott ist treu und was Er verspricht, das hält Er.
Es gilt, im Gebet zu bekennen, was wir bisher
nicht als Schuld bekannt haben. Dabei ist es falsch, in unseren Gefühlen zu forschen, ob wir denn auch ausreichend zerknirscht sind. Es geht nicht um die Stärke unserer Gefühlsregung, sondern wir dürfen Gottes Verheißung
glauben, daß Er vergibt, wenn wir unsere Schuld bekennen. Bitte Gott um Vergebung und nimm im Glauben an Gottes Wort an, daß Er genauso verfahren wird, wie Er gesagt hat - daß er treu und gerecht ist und Dir vergibt.
Ich persönlich achte darauf, Gott in jedem Gebet um Seine Gnade und Vergebung zu bitten: ”Herr, sei mir Sünder gnädig!”, vgl. Lukas 18,13.
c) Vergebung
Vorab ein interner Link:
Bibelarbeit zum Thema Vergebung
Das Gegenstück zum Bekenntnis unserer eigenen Schuld ist, daß wir selbst vergeben. Daß wir anderen
vergeben, ist eng damit verknüpft, daß wir selbst Vergebung von Gott erlangen können, denn es heißt in Matthäus 6,14-15: “Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer
himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben.”
Ebenso heißt es in Markus 11,25: “Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretungen vergebe.”
Unversöhnlichkeit - die Unfähigkeit, vergeben zu können - kann also sogar unserer Errettung im Wege stehen, denn unsere Errettung hängt ja gerade von der Vergebung
Gottes ab. Es gibt drei Arten der Unversöhnlichkeit: a) Unversöhnlichkeit gegenüber Menschen, die uns weh getan und uns angegriffen haben.
b) Unversöhnlichkeit gegenüber Gott, weil Er anders gehandelt hat als wir es wollten. c) Unversöhnlichkeit gegenüber uns selbst für unsere eigene Schuld.
Jede Art der
Unversöhnlichkeit zerstört die Gemeinschaft mit Gott. Sie macht uns auch unempfänglich für geistliche Dinge und macht unser Herz hart. Von Herzen zu vergeben, befreit uns hingegen selbst. Erst die Vergebung gibt dem Heiligen
Geist die Möglichkeit, uns die Augen zu öffnen und uns für Gott zu öffnen. Vergebung, wie auch das Bekennen unserer Schuld, muß nicht unbedingt von Gefühlsregungen begleitet sein. Vergeben ist einfach ein Willensakt, den
der Heilige Geist gemäß dem Wort Gottes in uns veranlaßt. Sprich es aus, stell Dich darauf, daß Du vergibst.
Wenn Dich der Feind trotz Deines Gebets immer wieder dazu bringt, negative Gedanken über diejenigen zu haben,
denen wir eigentlich vergeben wollten oder wenn der Feind Dir frühere Sünden vor Augen hält, die Du Gott längst bekannt hast, dann befiehl dem Feind im Namen Jesu, still zu sein. In Jesus dürfen wir Sieger sein und auch Satan
und seinen Engeln gebieten.
d) Fürbitte
Die Bibel ruft uns ausdrücklich zur Fürbitte für andere auf, vgl. 1.Timotheus 2,1-4; Jakobus 5,14-16.
Fürbitte ist kurz gesagt Gebet für andere. Als Christen sind
wir dazu schon aus der Nächstenliebe aufgerufen, vgl. Galater 6,2: “Einer trage des anderen Lasten, und so werdet ihr das Gesetz des Christus
erfüllen.” Gott freut sich darüber, wenn wir bereit sind, für den anderen “Lastenträger” zu sein, indem wir seine Last im Gebet tragen. Ich
denke, daß in einem solchen Gebet, welches aus der Liebe für den anderen heraus gesprochen wird, besondere Kraft liegt.
Wer seinen Nächsten wirklich lieb hat und zugleich weiß, daß Gott ein Helfer in der Not ist, wird
schon von selbst auch die Not des Nächsten vor Gott bringen. Fürbitte kann aus konkretem Anlaß geschehen oder auch allgemein für diejenigen, an die wir gerade denken. Fürbitte sollten wir insbesondere für unsere Kinder und
unsere Familie tun, daß sie Gott finden.
Wenn Du gar nicht weißt, was gerade “dran” ist und wofür Du beten solltest, frage Gott (Psalm 25,4-5). Der Heilige Geist kann uns durch Botschaften oder durch Gedanken zeigen, wo
die größte Not ist. Eine Aufforderung des Geistes zum Gebet kann z.B. sein, daß uns plötzlich ohne erkennbaren Anlaß ein Bruder oder eine Schwester vor Augen steht, ebenso ein Name, eine Familie, eine Gemeinde oder eine
Begebenheit. Gott legt auch Anliegen auf unser Herz, von denen wir in einer Begebenheit des Tages gehört oder die wir gesehen haben. Später im Gebet erinnern wir uns an das Ereignis oder an die Not des anderen. Da ist dann
Gelegenheit zur Fürbitte.
Jesus selbst ist für uns Vorbild darin, Fürbitte zu leisten, vgl. Jesaja 53,12; Johannes 17,9-20.
Der Katholizismus lehrt, daß Maria oder Heilige im Himmel Fürbitte für die Gläubigen leisten. Diese Vorstellungen haben jedoch keine Grundlage in der
Bibel; dort heißt es vielmehr in 1.Johannes 2,1: ”...wenn jemand sündigt - wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater: Jesus, den Gerechten”
e) Bittgebet
Das Bittgebet ist die Art des Gebets, die unserem
selbstsüchtigen Herz am leichtesten fällt. Wenn Ungläubige zu dem “höheren Wesen” beten, dessen Existenz sie nicht zu leugnen wagen, dann sind es fast ausschließlich Bitten. Im Vordergrund steht dabei die eigene Person, das
eigene Wohlergehen. Gott ist in dieser Vorstellung eine Art freundlicher Wohlmeiner, der dazu verpflichtet ist, uns behilflich zu sein, wenn wir selbst nicht weiterkommen.
Im Vordergrund unseres Gebets sollten jedoch
nicht wir selbst stehen, sondern Gott und unsere Nächsten - also Lobpreis und Fürbitte. Prüfe Dich mal: Wieviel Raum nimmt die Bitte in Deinen Gebeten ein?
Je mehr wir in der selbstlosen Liebe Jesu sind, desto unwichtiger wird die Bitte für uns selbst.
Andererseits ist es natürlich völlig legitim, Gott um etwas zu bitten. Die Bibel enthält viele wichtige Aussagen zum
Bittgebet, von denen ich einige kurz zitieren möchte:
Matthäus 7,11: “Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt,
wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!”
Johannes 14,13: “Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.”
1.Johannes 3,22: “Was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine
Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.”
Wir dürfen Gott um alles bitten, was uns bewegt. Gott möchte unser Vater sein und als
Kinder dürfen wir auch mit kleinen Dingen zu Ihm kommen. Schon ein irdischer Vater wird sein Kind nicht abweisen, weil es eine Bitte vorträgt, die aus der Sicht des Erwachsenen klein erscheint. Vielmehr wird der Vater seinem
Kind in Liebe zuhören und ihm auch mit dem Kleinen eine Freude machen. So ist es auch mit Gott, denn Gott liebt uns mehr, als es ein Mensch könnte. Andererseits müssen wir natürlich damit rechnen, daß Gott unsere Bitten
nicht erfüllt. Er weiß besser als wir, was für uns gut ist. Ich kann aus meinem eigenen Leben sagen, daß ich heute froh bin, daß Gott nicht jede Torheit erhört hat, um die ich schon gebetet habe. Oft erfüllt Gott Gebete auch
anders, als wir meinen und erst in der Rückschau erkennen wir, daß unser Gebet erhört wurde.
In charismatischen Gruppen wird manchmal gelehrt, daß es wichtig sei, möglichst gezielt zu beten. Dies kann ich der Bibel
jedoch so nicht entnehmen. Insbesondere ist dies keine Voraussetzung für Gebetserhörung. Vielmehr geht es aus meiner Sicht in Richtung magisches Denken, was in jüngster Zeit bei einigen als sogenannte “Visualisierung” in Mode
gekommen ist. Ich denke, daß es manchmal vielleicht gerade weise ist, die Einzelheiten doch eher Gott zu überlassen. Er weiß es nämlich besser als wir.....
Wir werden den Segen Gottes nicht vom Himmel herabzerren können - sondern wir können nur demütig bitten.
Einige Hinweise zum richtigen Bitten:
Wichtig ist, daß wir in kindlichem Vertrauen beten und gewiß sind, daß Gott unser Gebet erhört. Denn Jesus sagt in Markus 11,24: “Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es
empfangen habt, und es wird euch werden.” Wenn Du Gott um etwas bittest, versuche bewußt, Zweifel auszuschalten - umso mehr wird Er Dein
Gebet erhören, vgl. dazu auch Matthäus 21,21-22; Jakobus 1,6.
Wichtig ist ferner, daß wir aus dem richtigen Motiv bitten. Wenn wir aus Selbstsucht oder aus Sensationslust bitten, wird Gott unsere Bitte nicht erfüllen, vgl. Jakobus 4,3: ”Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Leidenschaften zu verschwenden.”
Wenn wir bitten, sollten wir in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes sein. Die Bibel gibt
besondere Verheißungen für unser Gebet, wenn Sein Wort unser Herz erfüllt und wir in Seinem Willen stehen, vgl. Johannes 15,7; 1.Johannes 3,18-22; 1.Johannes 5,14-15.
Die Bibel fordert uns auf, im Namen Jesu zu bitten. vgl. Johannes 14,13-14; Johannes 16,23. Er hat uns Vollmacht gegeben, Seinen Namen zu gebrauchen. Sein Name hat Kraft auf Erden, im Himmel und in der Hölle, vgl. Philipper 2,9-10.
f) Gebet in Zungen
Das Gebet in Zungen (Glossolalie), die sogenannten “Sprachen” (vgl. dazu zum Beispiel Apg 2,1-17; Apg 19,5-7; 1.Kor Kap. 14), ist ein umfangreiches Thema, das ich an dieser Stelle nur kurz streifen
möchte.
Das Gebet in Zungen ist anders als die vorstehend genannten Arten des Gebets nicht für jeden möglich. Es handelt sich um eine der Geistesgaben, die nur der Heilige Geist einem Menschen
geben kann, vgl. dazu 1.Kor Kap.12. Es handelt sich dabei um ein Gebet zu Gott, welches der Heilige Geist dem Sprechenden eingibt. Der
Sprecher selbst versteht die Worte nicht, die er betet - er gibt sozusagen lediglich dem Heiligen Geist Raum und Möglichkeit, seine Zunge zu gebrauchen. Die Zungenrede in neuen Sprachen ist eines der
Wunderzeichen, welche den Gläubigen verheißen sind, vgl. Markus 16,16-18.
Zungenrede wird oft wie beim Pfingstereignis (Apg 2,1-17) ein Reden in einer fremden Sprache sein,
die die Zuhörer nicht verstehen. Es gibt über 5000 Sprachen und Dialekte - statistisch gesehen werden uns 99,9 % davon als unverständliches Gebrabbel erscheinen. Es gibt auch Berichte aus
unserer Zeit, bei denen Menschen in einem fremdsprachigen Gottesdienst plötzlich Zungengebet in ihrer eigenen Sprache hörten. Andererseits ist es nicht zwingend notwendig, daß es sich bei dem Zungengebet um eine tatsächlich
gesprochene Sprache handelt - so ist in Markus 16,17 ausdrücklich von neuen Sprachen die Rede. In 1.Korinther 14,2 heißt es: “Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu
Gott; denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.” Paulus setzt in 1.Kor Kap. 14 also gerade voraus, daß die Zungenrede nicht verstanden wird.
Teilweise wird vertreten, daß die Zungenrede nach der Zeit der Apostel aufgehört habe. Zum Beleg dafür wird 1.Korinther 13,8 angeführt. Dies ist aber falsch und unbiblisch, weil sich aus dem Kontext
dieser Stelle ergibt, daß die Zungenrede zusammen mit der Erkenntnis erst dann verschwindet, wenn Gottes Reich (= das Vollkommene) anbricht, vgl. 1.Kor 13,12: “....dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht”.
Innerhalb und außerhalb der Pfingstbewegung haben viele Gläubige durch alle Jahrhunderte die
Erfahrung der Zungenrede gemacht - u.a. ist dies auch von Bernhard von Clairvaux (1150) und John Wesley (1739) bezeugt. In verschiedenen Erweckungsbewegungen früherer Jahrhunderte kam
ebenfalls die Zungenrede vor - so unter den Waldensern (12. Jhdt.) und der Camisarden-Bewegung (um 1700). Insgesamt ist das Auftreten der Zungenrede allerdings zwischen der Zeit der Apostel und
dem Aufbruch der Pfingstbewegung um 1900 zu einem schmales Rinnsal geworden, ohne daß es jedoch jemals ganz versiegt wäre.
4) Das Vater Unser
Auf die Frage, wie sie beten sollten, gab Jesus seinen Jüngern ein besonderes Gebet, das “Vater Unser”, vgl. Matthäus 6,9-13:
9 Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name;
10 dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden! 11 Unser tägliches Brot gib uns heute; 12 und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben;
13 und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen (Elberfelder Übersetzung)
In der deutschen Sprache wird das “Vater Unser” - angelehnt an die Luther-Übersetzung und mit der traditionellen Endung - wie folgt gesprochen:
“Vater Unser, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden,
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unserem Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen”
Natürlich kommt es Jesus nicht auf eine bestimmte Formulierung an. Es geht vielmehr um den Inhalt.
Obwohl es sich um ein kurzes Gebet handelt, enthält das Vater Unser in schlichter Schönheit wichtige Elemente christlicher Geisteshaltung:
Kindliches Vertrauen (Vater Unser): Als Kinder Gottes dürfen wir uns Gott als unserem Vater nähern.
Wissen um die Allmacht Gottes (der Du bist im Himmel): Gott ist souveräner Herrscher über das
Universum, das Er geschaffen hat. Ehrung Gottes in Anbetung (geheiligt werde Dein Name): Wir sollten unsere Gebete stets mit Anbetung beginnen, indem wir dem Ehre und Lob geben, der es so sehr verdient. Sehnsucht nach Gottes Reich (Dein Reich komme): Der Fortgang der Sache Gottes und die Freude
auf die Rückkehr Jesu soll vor unseren Anliegen stehen. Demut (Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden): Nicht unser Wille soll maßgeblich sein, sondern was Gott will, das soll geschehen - uns und der ganzen Welt. Abhängigkeit von Gott (Unser tägliches Brot gib uns heute): Nachdem wir Gottes Anliegen an erste
Stelle gesetzt haben, dürfen wir auch unsere Nöten vor ihn bringen. Mit dieser Bitte erkennen wir unsere Abhängigkeit von Gott an und daß Er uns das Lebensnotwendige gibt. Bewußtsein und Bekenntnis der Sünde (und vergib uns unsere Schuld): Wir wissen, daß wir
Sünder sind und dies bekennen wir Gott, indem wir um Seine Vergebung bitten. Vergebung (wir auch wir vergeben unserem Schuldigern): Damit ist eng verknüpft, daß wir auch selbst denen vergeben, die uns verletzt haben. Notwendigkeit der Bewahrung (und führe uns nicht in Versuchung): In dieser Bitte liegt ein
gesundes Mißtrauen gegen unsere eigene Fähigkeit, in Anfechtung standhaft zu bleiben. Sehnsucht nach Heiligung (sondern erlöse uns von dem Bösen,): Das ist die Bitte aller, die sich danach sehnen, von der Sünde frei zu werden und in täglicher Heiligung zu leben.
Ich persönlich bete das “Vater Unser” gern und oft, indem ich den einzelnen Sätzen mit meinem ganzen Sinn folge und mir ihrer Bedeutung bewußt bin.
5) Die Antwort Gottes hören
Wer spricht, möchte auch Antworten. Gerade im Gebet ist es oft schmerzlich, wenn wir das Gefühl
haben, keine Antwort zu erhalten.
Es kommt zwar vor, daß Gott hörbar spricht (vgl. Apg 9,3-8) - und schon manche Männer und Frauen Gottes hatten solche außergewöhnlichen Erlebnisse - aber dies ist nicht die Regel. Gott ist sanft und
vorsichtig damit, uns unmittelbar mit Seiner Gegenwart zu konfrontieren. Derart drastisch wie bei der Bekehrung des Paulus greift Gott daher nur äußerst selten ein.
Umso wichtiger ist es, daß wir lernen, die Stimme Gottes im Geist zu hören. Gott spricht zu uns durch die Person des Heiligen Geistes (Hesekiel 36,27; Johannes 14,26). Im Leben derer, die bereit
sind, Zeit mit Gott zu verbringen, wird das Hören der Stimme Gottes etwas ganz Normales, Alltägliches sein. Wenn wir dann Seine Stimme in uns hören, werden wir sie erkennen, weil sie mit
Gottes Wort übereinstimmt. Je mehr wir Sein Wort kennen, desto mehr werden wir Sein Wesen und Seine Wege verstehen. Um zu prüfen, ob es der Heilige Geist ist, den Du hörst, stelle Dir folgende Frage: Leitet Dich die
Stimme sanft in eine Richtung oder ist sie befehlend und fordernd? Gottes Stimme gibt uns Hoffnung, sie ermutigt und leitet uns sanft wie die Stimme des Hirten, der seine Schafe führt (Jesaja 40,11; Jakobus 3,17). Gott leitet, Satan treibt. Gott überführt, Satan verurteilt. Gott wirbt, Satan zerrt.
Wenn Du in Jesus wiedergeboren bist und Gott zu Dir spricht, dann gebraucht er nicht Angst, um Dich zu motivieren. Wenn wir von dem Gefühl der Verdammnis und der Angst getrieben sind, spricht
wohl eher der Feind zu uns, nicht Gott. Andererseits sollte man sich an dieser Stelle vor einem Mißverständnis hüten. Ich möchte an dieser Stelle einen Link auf das kritische Mail eines Lesers zusammen mit meiner Antwort geben.
Es ist eigentlich nicht schwer, Gottes Stimme zu hören. Wir müssen Gott nur die Gelegenheit geben, indem wir auf Ihn achten, uns Zeit nehmen. Oft liegt es an unserem zu hektischen und zu weltlichen
Alltag, daß wir über all dem “Lärm” die Stimme Gottes nicht hören können. Wie sollte man erwarten, Gottes Stimme zu hören, wenn man den ganzen Tag arbeitet und abends die Freizeit vor dem
Fernseher verbringt? Ein solcher Tag ist für Gottes Reden verloren. Um Gottes Stimme zu hören, müssen wir uns Zeit nehmen, um einfach still zu werden. Dabei müssen
wir Gott unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Unser eigener Wille und unser Hang zur Argumentation stehen oft dem im Wege, was der Geist des Herrn uns mitteilen oder wissen lassen
will. Wir sollten uns von ganzem Herzen auf Gott verlassen und uns nicht auf unseren Verständnishorizizont verlassen.
Manchmal schweigt Gott. Es kann frustrierend sein, wenn dies eintritt, aber sieh es als Bewährung
und harre aus im Glauben. Habe keine Furcht vor der Stille. Es ist nicht tragisch, wenn wir beim Beten nichts hören. Gott weiß die richtige Zeit.
Ich möchte zum Abschluß ein kurzes Zeugnis aus meinem eigenen Leben geben:
Ich stand einmal vor einer überaus wichtigen Entscheidung für mein Leben und war hin- und
hergerissen, was das richtige von beidem war. Das ging über Wochen so und zehrte mich innerlich geradezu aus. Ich habe damals immer wieder gebetet und gerungen, daß Gott mir doch sagen
möchte, wofür ich mich entscheiden sollte. Scheinbar vergeblich. Schließlich saß ich einmal in einem Gottesdienst und betete wieder still für mich: “Herr, sag mir doch, was Dein Wille dazu ist.” Wenige Minuten später rief der Prediger in ganz anderem Zusammenhang laut und deutlich einen der
beiden Namen, um die es ging, in die Gemeinde hinein. Ich war wie vom Donner gerührt, weil ich eigentlich dem anderen zuneigte. War es nicht Zufall, daß dieser Name hier fiel? Ich betete still für mich: “Herr, wie soll ich wissen, daß dies von Dir war? Dies genügt so nicht, daß ich mir sicher sein
kann.” Wiederum einige Minuten später sagte der Prediger - in ganz anderem Zusammenhang - daß Gott einem etwas immer wenigstens zweimal sagt, wenn Er einem etwas klar machen möchte. Es war wie
eine Antwort für mich und ich betete: “Okay, Herr, wenn Du mir noch ein zweites Zeichen gibst, will ich glauben, daß es von Dir ist.”
Eine Woche später saß ich wieder in einem Gottesdienst - übrigens in einer anderen Gemeinde - und
dachte gar nicht mehr an das seltsame Ereignis eine Woche zuvor. Da rief zu Beginn des Gottes- dienstes plötzlich jemand unmittelbar vor mir - in anderem Zusammenhang - denselben Namen laut
aus. Ich wäre fast vom Stuhl gefallen und wußte, daß Gott gesprochen hatte, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Seine Antwort war eindeutig anders, als ich es gewollt hatte, aber es war die
Antwort, um die ich gebetet hatte. Ich wollte zuerst nicht darauf hören, aber später zeigte sich, daß Gott damals tatsächlich besser als
ich gewußt hatte, was gut für mich war. Er wußte, was ich nicht wußte. Und Er wußte schon dort, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Auch wenn ich Seiner Antwort zuerst nicht folgen wollte und sie zuerst auch geleugnet habe - heute bin ich sehr dankbar für diese klare Antwort, die mir einige Wochen später die nötige innere Sicherheit
in einer der wichtigsten und riskantesten Entscheidungen meines Lebens gegeben hat. Heute kann ich sagen: Das Vertrauen hat Gott bestätigt.
Ehre sei Gott allein ! Ingmar
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