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Die Welt durch den Glauben überwinden
1.Johannes 5,4: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Unser Glaube soll der Sieg sein, der die Welt überwunden hat? Für sich betrachtet mag dies merkwürdig klingen und weckt vielleicht für manchen seltsame Assoziation in
Richtung Weltherrschaft der Gläubigen. Dies mag die Idee der Päpste des Mittelalters, mancher Sekte
oder des Islam sein, liegt der Bibel aber fern.
Hier geht es um etwas ganz anderes: Den Sieg über die Sünde in unserem Leben.
INHALT:
1. Das System dieser Welt
2. Können “gute” Menschen das Böse überwinden?
3. Aus Gott geboren
4. Die Welt überwinden
1. Das System dieser Welt
Mit der „Welt“ meint Johannes in der eingangs zitierten Stelle 1.Johannes 5,4 natürlich nicht die räumlich-gegenständliche Welt. Gemeint ist vielmehr die Welt im geistlichen Sinne als die von Gott
abgefallene Schöpfung – die Welt als ein System der Sünde, das zutiefst in Gegnerschaft zum Reich Gottes steht.
Im Neuen Testaments wird der Begriff der „Welt“ häufig als Gegenbegriff zum Reich Gottes verwandt. Derartige Stellen sind z.B.: Johannes 8,23; Johannes 14,15-19; Johannes 15,18-19; Römer 12,2; 1.Korinther 2,12; Kolosser 2,8; 1.Johannes 2,15-17.
Im Anfang hatte Gott eine friedliche Welt geschaffen, die nach Seinen Geboten lebte. Der Mensch widersetzte sich aber dieser Ordnung und führte ein anderes Prinzip ein, das Prinzip des
Widerspruches gegen die Festsetzungen Gottes. Diese gegen Gott gerichtete Grundhaltung ist durch Geburt von Generation zu Generation in das Wesen aller Menschen gelangt.
Es gibt keinen einzigen Menschen, der nicht von Natur aus gegen Gott und Seine Gebote handelt, vgl. Römer 3,10-25. So kann man schon bei einem Kleinkind sehen, daß es lügt, seine Geschwister schlägt und Lust
daran findet, sich den Anordnungen seiner Eltern zu widersetzen. Kinder tun gerne genau das Gegenteil von dem, was ihnen geboten war. Sie spiegeln unseren menschlichen Charakter und dessen Grundeinstellung deutlich wieder.
Die tiefste Gesinnung des Menschen ist somit Feindschaft gegen Gott. Bosheit ist nicht irgend etwas, was wir im Gefühl festmachen oder nach Belieben definieren könnten; Bosheit ist vielmehr die
Übertretung des Gesetzes Gottes. Die ständige Übertretung und Mißachtung von Gottes Gesetz ist die Norm, in der jeder Mensch lebt. Deshalb spricht die Bibel auch von „der gegenwärtigen bösen Welt“ (Galater 1,4).
Die Welt hat sich nach dem Sündenfall so sehr von Gott wegentwickelt, daß Unglaube,
Gottesleugnung und Übertretung ihr System ist. Dies bezeichnet Johannes als „die Welt“ und er sagt: Wer aus Gott geboren ist, überwindet dieses System.
Die Welt überwinden heißt, sich vom System dieser Welt zu emanzipieren.
2. Können “gute” Menschen das Böse überwinden?
Natürlich gibt es die vermeintlich “guten” Menschen. Ihr Anstand und ihr Eintreten für mehr
Gerechtigkeit ist oft tatsächlich von guten Vorsätzen getragen: Viele sind hilfsbereit, engagieren sich sozial und uneigennützig oder setzen sich gegen manches Böse wie z.B. Gewalt, Kriminalität und
Armut ein. Mancher von ihnen handelt allerdings auch nur aus egoistischen Motiven (Anerkennung anderer, Selbstdarstellung, Stolz) in dieser Weise.
In jedem Fall sind die “guten” Taten jedoch nur ein Teil ihres Wesens; nur eine oberflächliche Betrachtung des “guten” Menschen. An den enorm hohen TV-Einschaltquoten für Filme, die Gewalt,
Kriminalität und Perversion darstellen, sieht man jedenfalls deutlich, daß der Mensch nicht wirklich seine Lust und Freude am Guten hat.
Gutes ist für ihn letztlich „langweilig“, das Böse hingegen interessant.
Denn wie sonst sollte man am Abend Entspannung bei Mord und Totschlag finden? Man braucht die Sendeanstalten für die Art der Filme nicht verantwortlich zu machen, denn die senden nur, was die
Zuschauer sehen möchten. Auch die Werbung versucht immer unverhohlener, die Freude der Menschen am Bösen anzusprechen. Es ist cool, ein “bad guy” zu sein und zu “sündigen”. Ein Begriff
wie “teuflisch” wird in der Werbung positiv besetzt. Der Mensch spielt auf diese Weise ständig mit dem Bösen - und wenn es zu schlimm wird, erläßt
man schließlich schärfere Gesetze und verstärkt die Polizei. Man versucht das Böse auch dadurch einzudämmen, daß man an Schulen präventiv arbeitet und nach ethischen Werten sucht, die man
Kindern und Jugendlichen vermitteln kann.
Aber all diese gut gemeinten Bemühungen der Menschen – Erziehung, Bildung, Ethik und Religion –
bekämpfen nicht den wahren Ursprung des Bösen: Die Trennung von Gott.
Denn weil der Mensch selbst von Natur aus böse und von Gott getrennt ist und gerade die Bosheit
interessant findet, kann er das Böse auch nicht überwinden, denn es hat ja Anrecht an ihm. Der Mensch selbst gehört dem System dieser Welt an, das die Übertretung liebt. Auch die vermeinlich
“guten” Menschen, die Moralprediger und “Gutmenschen”, die sich für vieles mehr oder weniger Gute einsetzen, sind im privaten Bereich letztlich nicht besser als andere. All ihre Moral ist hohl, denn
worin sie das Böse verurteilen, darin verurteilen sie sich selbst, vgl. Römer 2,1-3.
3. Aus Gott geboren
Wer kann nun die Welt überwinden? Der eingangs zitierte Bibeltext sagt: „Denn alles, was aus Gott
geboren ist, überwindet die Welt“ (1.Johannes 5,4).
Um die Welt zu überwinden, müssen wir also aus Gott geboren werden. Aus Gott geboren kann ein
Mensch nur sein, wenn Gott ihn in seiner innersten Anlage von Grund auf erneuert hat. Der Mensch muß vom Inneren her eine andere als seine bisherige Natur bekommen.
So kommt es allein darauf an, ob wir eine solche neue Natur bekommen haben, vgl. Galater 6,15.
Deshalb sagt Jesus dem Nikodemus auch in Johannes 3,3-7:
3 Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.
4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden?
5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.
6 Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. 7 Wundere dich nicht, daß ich dir sagte: Ihr müßt von neuem geboren werden.”
Worin diese Neugeburt besteht, sagt Jesus im Anschluß daran ganz klar (vgl. Johannes 3,14-18).
Die Neugeburt “aus Wasser und Geist” liegt im Glauben an Jesus. Man kann sie nicht selbst bewerkstelligen, sondern der Glaube ist es, der mit der Zeit die Neugeburt bewirkt:
2.Korinther 5,17. "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden."
Warum? Weil ein Glaube an Jesus das Wesen verändert. Der ganze Krampf der Werksgerechtigkeit
der Religiösen, den Schwerpunkt auf das verkrampfende und frustrierende eigene Bemühen zu legen, die Gebote zu halten, ist vergeblich. Jesus macht uns neu oder niemand. Wir selbst mit Sicherheit nicht...
Wer wirklich von Herzen in Jesus ist, der wird von Ihm auch mit der Zeit - so sanft, geduldig und liebevoll wie Gott immer ist - umgestaltet und wird oftmals zum Halten der Gebote ganz von selbst gezogen (vgl. dazu Römer Kap.6 und meinen Artikel “Freiheit und Glaube”) Warum?
Aus Liebe zu Jesus !
Der Religiöse meint, Gebote halten zu müssen, um errettet zu werden. Seine Motivation ist Angst,
ohne daß er die Freude an der Sünde wirklich verloren hätte. Doch der in Jesus von neuem Geborene weiß, daß er errettet ist. Er muß Gebote nicht aus Angst halten, sondern tut es aus Liebe zu Jesus.
Und Liebe motiviert viiiel besser als Angst.
Das Kennzeichen eines in Jesus neugeborenen Menschen ist auch, daß er einfach keine rechte
Freude mehr an der Sünde hat. Die Sünde ist ihm vielmehr zuwider. Er will sie nicht mehr in seinem Leben haben. Auch er sündigt zwar, aber gleichzeitig widert es ihn an.
Wer in Jesus neu geboren ist, kann alle Gebote Gottes annehmen. Er steht nicht nur zu dem Gebot „Du sollst nicht töten“ (2.Mose 20,13), denn das würden auch die Weltmenschen – zumindest dem äußeren Wortlaut nach (vgl. aber Matthäus 5,21-22) – noch unterschreiben.
Vielmehr kann jeder, der von Neuem geboren ist, alle Gebote aus Gottes Hand annehmen. So beispielsweise auch: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2.Mose 20,3); „Du sollst nicht ehebrechen“ (2.Mose 20,14) und „Du sollst nicht begehren“ (2.Mose 20,17). Alle Gebote werden dem, der von Neuem geboren ist, wichtig und er möchte sie halten. Die „kleinen Sünden“, die
heute gang und gäbe sind, wie beispielsweise eine Notlüge oder eine „belanglose Affäre“ sind für ihn genauso tabu wie etwa Stehlen oder Töten.
4.) Die Welt überwinden
Der Grundsatz lautet: „Wer aus Gott geboren ist, der überwindet die Welt“ (1.Johannes 5,4).
Wodurch dies geschieht, sagt der zweite Teil des Verses, nämlich durch den Glauben. Durch den Glauben an Jesus werden wir zur neuen Schöpfung in Ihm.
Und indem wir in Jesus neu geboren werden, können wir Überwinder sein. In Ihm haben wir die Fähigkeit, die Sünde zu lassen. In Ihm können wir uns gegen das beherrschende System der Welt
stellen. In Christus können wir die Sünde überwinden und wie Paulus sagen: „Alles vermag ich in dem der mich kräftigt“ (Philipper 4,13). Luther übersetzt an dieser Stelle etwas freier als die Elberfelder, aber letztlich noch prägnanter:
“Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht: Christus.”
Das heißt, obwohl der aus Gott von Neuem Geborene mit konsequenter Entschlossenheit die Sünde
in seinem Leben – und damit die Welt – zu überwinden sucht (weil er es will, weil sie ihm zuwider ist), verläßt er sich doch immer vertrauend auf Jesus, der allein den Sieg bewirken kann.
Das Überwinden der Sünde ist daher neben aktivem Gehorsam auch stets ein Vertrauen auf die Macht Jesu in unserem Leben. Darum heißt es: „Laßt uns hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebräer 2,12).
In Christus ist der Sieg über die Welt und ihr System der Sünde – nicht nur am Kreuz, sondern auch in unserem Leben. So spricht uns Jesus Trost zu: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33).
Er wird die Welt auch in unserem Leben überwinden, wenn wir es zulassen.
Ihm sei alle Ehre !
Ingmar
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